Nur eine hat einen FreundSiamesische Zwillinge (22): „Kriegen viele Nachrichten von Typen mit Fetisch“

Die siamesischen Zwillinge Lupita und Carmen Andrade.

Lupita und Carmen Andrade sind siamesische Zwillinge, die aus Mexiko in die USA gezogen sind. Gegenüber "USA Today" sprechen beide offen über ihr Leben, auch über Sex. Das Foto stammt vom Instagram-Account @carmen_andrade2000

Carmen und Lupita Andrade (22) teilen sich seit mehr als zwei Jahrzehnten einen gemeinsamen Körper. In einer US-Zeitung sprechen sie jetzt offen über ihren Alltag, ihre Sexualität und ihre Gefühle.

Carmen und Lupita Andrade (22) leben im US-Bundesstaat Connecticut, kamen als Babys aus Mexiko in die Vereinigten Staaten – und sie sind siamesische Zwillingsschwestern. Beide sind am Rumpf miteinander verbunden, teilen sich ein gemeinsames Becken und ein Fortpflanzungssystem. Beide haben jeweils zwei Arme, aber nur ein Bein.

Da Carmen das rechte Bein kontrolliert, fährt sie auch das Auto, erklärt sie gegenüber einer US-Zeitung. Lupita ist dann für die Musik und die Navigation zuständig. Zusammen sind sie ein perfektes Team. Beide sprechen offen darüber, wie es ist, sich den Körper mit einer weiteren Person zu teilen.

Siamesische Zwillinge: „Ich will, dass sich meine Schwester fallen lässt“

Der „USA Today“ erklärt Carmen, dass sie an der Uni studiere, um Tierarzthelferin zu werden. Lupita wiederum hoffe, im gleichen Bereich als Technikerin arbeiten zu können. Sie träume auch davon, Comedy-Autorin zu werden, erklärt sie. „Ich rede viel mehr als sie, aber dafür ist Lupita einfach wahnsinnig witzig“, sagt Carmen.

Auch das Thema Sexualität lassen beide in ihrem Interview nicht aus. „Ich bin asexuell, aber ich will, dass sich Carmen fallen lassen kann. Ich weiß, dass ihr das sehr wichtig ist“, sagt Lupita.

„Bekommen eine Menge Nachrichten von Männern mit Fetisch“

Carmen wiederum erklärt, dass sie einen Freund hat: Daniel. Sie habe ihn im Oktober 2020 auf einer Dating-App kennengelernt. „Ich habe nie versucht, die Tatsache zu verbergen, dass ich ein siamesischer Zwilling bin, was bedeutete, dass ich eine Menge Nachrichten von Männern mit Fetischen bekam“, gibt sie zu.

Bei Daniel aber habe sie gemerkt, dass er anders ist, denn er habe nicht eine Frage über ihren Zustand gestellt. Carmen: „Ich leide unter sozialen Ängsten und habe schon so manche Verabredung in letzter Minute abgesagt, aber auf dem Weg zu Daniel war ich ganz ruhig.“

Hier den Instagram-Account von Carmen und Lupita ansehen:

Mittlerweile denken Carmen und Daniel auch darüber nach, sich zu verloben. „Aber wir wollen erst einmal zusammenleben. Daniel und meine Schwester kommen sehr gut miteinander aus. Es ist lustig, denn ich bleibe länger auf als Lupita, aber wenn Daniel bei ihr schläft, schlafe ich schnell ein – und er bleibt wach und redet mit ihr.“

Manchmal fühle sich Carmen auch schlecht, weil sie so viel Zeit mit ihrem Freund verbringen wolle. „Also versuchen wir, Kompromisse zu finden. Zum Beispiel entscheidet Lupita dann, wohin wir essen gehen oder welche Aktivitäten wir machen.“

Siamesische Zwillinge: Gehen sich die beiden auch mal auf die Nerven?

Kinder wollen die beiden keine, dafür sei Carmen glückliche Hundemama. „Lupita und ich können nicht schwanger werden, da wir Endometriose haben und außerdem einen Hormonblocker nehmen, der die Menstruation hindert.“

Gibt es denn Momente, in denen sich die beiden auch mal auf die Nerven gehen? „Manchmal sind wir am Ende des Tages sehr erschöpft und haben keine Lust mehr zu reden. Dann macht jeder sein eigenes Ding. Ich habe meinen Laptop, um Schularbeiten zu machen, Lupita setzt sich dann Kopfhörer auf und hört Musik oder telefoniert.“ Die beiden Schwestern würden ihre Unabhängigkeit nicht vermissen – einfach, weil sie schon ihr ganzes Leben zusammen sind. „Das ist doch alles, was wir je kannten, oder?“

Siamesische Zwillinge: Trennung könnte tödlich enden

Eine Trennung käme für die beiden gar nicht in Frage – auch, weil sie Gefahren birgt. Beide teilen sich einen Blutkreislauf, innere Organe. „Wenn wir eine Trennungsoperation hätten, würde entweder einer von uns sterben, wir würden beide sterben oder wir würden auf der Intensivstation landen und nie wieder herauskommen“, erklärt Lupita.

Auch Carmen erklärt, dass beide glücklich sind – so, wie es ist. „Es ist nicht alles Sonnenschein, wir hatten viele Herausforderungen, aber wir haben ein tolles Leben. Wir gehen ins Kino und auf Konzerte und wir reisen mit dem Flugzeug.“

Vergangenes Jahr seien beide in Kalifornien gewesen, waren zuvor auch schon in Texas gewesen. „Wir wollen wieder anfangen, Sport zu treiben; vor der Pandemie sind wir ständig ins Fitnessstudio gegangen.“ Kurzum: Die beiden sind das perfekte Dream-Team. (mg)