Wie krank ist er wirklich?Papst Franziskus verzichtet erstmals auf dieses besondere Gebet

Die Sorgen um Papst Franziskus nehmen nicht ab. Nachdem er vergangene Woche mit einer Bronchitis in die Gemelli-Klinik eingeliefert wurde, musste der Pontifex am Sonntag erstmals das traditionelle Angelus-Gebet ausfallen lassen.

Das sonntägliche Angelus-Gebet des Papstes am offenen Fenster des Vatikan – es gehört für die Gläubigen dazu wie das Amen in der Kirche. Doch an diesem Sonntag (16. Februar 2025) blieben die Fensterladen geschlossen. Der Grund: Papst Franziskus (88) liegt wegen einer Infektion der Atemwege - so die offizielle Version - weiterhin im Krankenhaus.

Die Ärzte verordneten dem Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken „absolute Ruhe“. Man kann sich ausmalen, wie schwer Franziskus der Verzicht gefallen ist. Nach einer Auflistung der Zeitung „La Repubblica“ war dies in bald zwölf Jahren als Kirchen-Oberhaupt erst das zweite Mal. Im Juli 2021, als er schon einmal im Gemelli-Krankenhaus von Rom stationär behandelt wurde, sprach er das Gebet kurzerhand nicht im Vatikan, sondern von einem Balkon der Klinik.

Keine Live-Übertragung aus dem Krankenhaus – Gerüchte angeheizt

Zwischenzeitlich wurde auch jetzt wieder spekuliert, dass die Ansprache aus dem Universitätskrankenhaus fünf Kilometer weiter übertragen werden könnte. Dort liegt Franziskus seit Freitag in einem Trakt im zehnten Stock, der eigens für Päpste reserviert ist. Aber die Ärzte legten ein Veto ein - was die Gerüchte über den Gesundheitszustand des Argentiniers weiter anheizt. Längst haben auch die Spekulationen begonnen, wer nächster Pontifex werden könnte.

Bislang schweigt sich der Vatikan darüber aus, wie lange Franziskus im Krankenhaus bleiben muss. Anfangs war von fünf Tagen die Rede. Inzwischen halten es viele Vaticanisti - so heißen die professionellen Vatikan-Beobachter - für möglich, dass es länger dauert. Die Bulletins zum Gesundheitszustand, die der Vatikan nun täglich veröffentlicht, werden aufs Genaueste gelesen.

Vatikan will keine großen Sorgen aufkommen lassen

Der Heilige Stuhl ist sichtlich bemüht, keine Sorgen aufkommen zu lassen. Papstsprecher Matteo Bruni berichtet auch am Sonntag wieder: „Papst Franziskus hat eine ruhige Nacht verbracht, gut geschlafen, gefrühstückt und Zeitungen gelesen, wie üblich.“ Nach offiziellen Angaben leidet er an einer hartnäckigen Bronchitis, einer Infektion der Atemwege. Labor-Untersuchungen hätten eine „Verbesserung einiger Werte“ ergeben. Die Befunde seien „unauffällig“ - was immer das heißen mag.

Allerdings ist bei solchen Bulletins Vorsicht geboten. Im vorigen Winter, als der Papst bereits ziemlich angeschlagen war, war stets nur von Bronchitis die Rede. Einige Wochen später plauderte Franziskus selbst aus, dass er eine schwere Lungenentzündung hatte. Mit zunehmendem Alter machen ihm in den Wintermonaten die Atemwege zu schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass ihm schon seit jungen Jahren Teil des rechten Lungenflügels fehlt.

Papst Franziskus wir schon länger mit Cortison behandelt

Auch jetzt war schon seit Wochen zu sehen, dass er leidet. Bereits vor Weihnachten sagte er Termine ab. Mehrfach brach ihm die Stimme weg. Seinen Wohnsitz im vatikanischen Gästehaus Casa Santa Marta verließ er kaum noch. Bei öffentlichen Auftritten sitzt er nun fast immer im Rollstuhl. Um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, wird er mit Cortison behandelt. Die Ärzte empfahlen ihm auch schon länger, ins Krankenhaus zu gehen.

Aber Franziskus gilt als beratungsresistent. Mit seinen 88 Jahren ist er inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Nur Leo XIII. wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener starb 1903 mit 93. Franziskus' deutscher Vorgänger, Joseph Ratzinger, wurde 95, gab das Amt aber schon neun Jahre vor seinem Tod vorzeitig auf. Solch einen Rücktritt lehnte Franziskus schon mehrfach ab. Auf Fragen nach der Gesundheit lautet seine Standard-Antwort: „Ich lebe noch.“

Spekulationen über möglichen Papst-Nachfolger

Trotzdem sind die Spekulationen über seinen möglichen Nachfolger nicht mehr einzudämmen. Als Favorit gilt vielen der italienische Kurienkardinal Pietro Parolin. Der 70-Jährige leistet Franziskus schon mehr als zehn Jahre gute Dienste als Kardinalstaatssekretär, zuständig für die internationale Diplomatie. Allerdings ist die nächste Wahl äußerst schwer vorhersehbar, weil es im Konklave so viele neue Kardinäle gibt. Zudem verweisen Kenner auf den alten Spruch: „Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal.“

Aber soweit ist es wirklich nicht. Franziskus meldete sich am Sonntag mit einer Erklärung auch noch selbst. „Ich danke Euch für Eure Zuneigung, Gebete und die Nähe, mit der ihr mich in diesen Tagen begleitet.“ Den Ärzten und dem medizinischen Personal dankte er für „so wertvolle wie anstrengende Arbeit“. (dpa)