„Unabomber“Mathe-Genie versetzte USA in 17 Jahre lang in Angst
Lincoln – Es war eine der längsten und teuersten Fahndungen der US-Kriminalgeschichte – die Jagd auf den „Unabomber“, der 17 Jahre lang die USA in Angst und Schrecken versetzt hatte.
- Mathe-Genie versetzte USA in 17 Jahre lang in Angst
- Bombenattentate auf Universitäten und Fluggesellschaften
- Drei Tote und 23 Schwerverletzte gingen das Konto des Täters
Man nannte das Phantom „Unabomber“ (university and airline bomber), weil viele seiner Bombenattentate Universitäten oder Fluggesellschaften zum Ziel hatten. Dabei wurden insgesamt drei Menschen getötet und weitere 23 zum Teil schwer verletzt.
Als der Terrorist vor 25 Jahren endlich gefasst wird, sorgt seine Identität für ungläubiges Staunen. Denn bevor er als „Unabomber“ für Schlagzeilen sorgte, hatte Theodore „Ted“ John Kaczynski als Mathe-Genie Karriere gemacht.
„Unabomber“: Mit 16 studierte er Mathe in Harvard
Geboren am 22. Mai 1942 in Chicago wuchs Kaczynski als Sohn polnischer Einwanderer in bescheidenen Verhältnissen auf – ein schüchterner, aber hochbegabter Junge mit einem Intelligenzquotienten von 167, der mehrere Klassen übersprang. Schon mit 16 Jahren startete das „Wunderkind“ mit einem Stipendium ein Studium der Mathematik an der renommierten Harvard-Universität.
Es war der Beginn einer vielversprechenden Karriere. Doch es sollte anders kommen. Als Assistenzprofessor für Mathematik mit Doktortitel an der Universität von Berkeley – damals war er 25 – kündigte er 1969 seinen Job und lebte fortan nahe Lincoln als Aussteiger in einer selbstgebauten Hütte – ohne Strom und fließendes Wasser.
Motiv des „Unabombers“: Hass auf die moderne Welt
Hier in der Wildnis von Montana wurde der Einsiedler zum Terroristen. Das Hauptmotiv war sein Hass auf die moderne Welt, die zur Obsession wurde. Er wollte eine „neue Gesellschaft“ herbeibomben.
Mit mörderischer Präzision plante der Anarchist Anschläge auf die Repräsentanten des Systems. Seine erste Bombe explodierte am 25. Mai 1978 auf dem Campus der Uni in Evanston. Ein Polizist erlitt Verletzungen. Knapp ein Jahr später wurde ein Student derselben Uni bei einer Detonation verletzt.
„Unabomber“ platziert Bombe in Flugzeug
Eine weitere Bombe ging an Bord eines American-Airline-Fluges von Chicago nach Washington hoch. Die Passagiere hatten Glück, dass der Sprengsatz nicht richtig funktionierte. Zwölf von ihnen erlitten aber Rauchvergiftungen, der Jet konnte notlanden.
In den folgenden Jahren schickte Kaczynski weitere Bomben – u. a. an Besitzer von Computerläden, Airline-Chefs, Lobbyisten und Professoren. Die Sonderermittler vom FBI tappten im Dunkeln. Denn der hochintelligente Kaczynski hinterließ nie ein Bekennerschreiben – und machte sogar 1987 eine Terrorpause.
1 Million Dollar Belohnung für die Ergreifung
Erst 1993, als die Belohnung für seine Ergreifung auf eine Million Dollar hochgeschraubt worden war, schlug er wieder zu. Erneut gab es Tote und Verletzte.
Doch dann machte Kaczynski einen Fehler. Unter dem Pseudonym „FC“ für „Freedom Club“ forderte er die „New York Times“ und die „Washington Post“ auf, sein Manuskript „Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft“ zu veröffentlichen, in dem er eine Welt ohne technologischen Fortschritt skizziert. Im Gegenzug würde er mit dem Bomben aufhören.
„Unabomber“: Familie gibt den entscheidenden Tipp
Auf Anraten der Staatsanwaltschaft und des FBI druckten die Zeitungen den Text ab. Parallel analysierten Spezialisten die Sprache des Kriminellen, um Rückschlüsse auf sein Profil zu ziehen. Sie hofften auch, dass jemand den Verfasser erkennen würde. Ein Volltreffer.
Kaczynskis Schwägerin und sein Bruder David gaben den entscheidenden Hinweis. Am 3. April 1996 klickten in Kaczynskis Hütte die Handschellen. Zwei Jahre später begann der Prozess gegen den „Unabomber“.
„Unabomber“ bekommt achtmal lebenslänglich
Ihm drohte die Todesstrafe. Seine Familie drang darauf, ihn als psychisch gestört einzustufen. Zu diesem Schluss kam auch eine Psychologin. Sie attestierte ihm paranoide Schizophrenie. Kaczynski selbst wollte nicht als „Irrer“ abgestempelt werden und bekannte sich schuldig.
Das Urteil: Achtmal lebenslängliche Haft. Diese Strafe sitzt er bis heute im Hochsicherheitsgefängnis ADX Florence in Colorado ab. Kaczynskis Fall liefert bis heute Stoff für zahllose Publikationen und Filme – wie die TV-Serie „Manhunt“ auf Netflix.