Rechtsmediziner erklärtArnstein: Warum dauerte die Obduktion der Teenies so lange?

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Ein besorgter Vater hat hier am Sonntagmorgen die Leichen von sechs Jugendlichen entdeckt, darunter seine eigenen beiden Kinder.
Die Tragödie in Arnstein beschäftigt ganz Deutschland. Nun wurde bekannt: Die Jugendlichen sollen an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben sein.
Das teilte ein Polizeisprecher am Dienstag mit. Viele fragen sich: Warum dauerte die Obduktion der Leichen (gefühlt) so lange?
Markus Rothschild (54), Direktor des Instituts der Rechtsmedizin an der Uniklinik Köln, erklärt, dass Obduktionen eigentlich „verhältnismäßig schnell” gingen. „Im Schnitt dauert das um die zwei Stunden pro Leiche” – je nachdem, ob man bei mehreren Toten, wie im Fall der Leichen von Arnstein, parallel oder nacheinander obduziere, benötige man einen halben oder ganzen Tag.
Leichen landen nicht direkt in Rechtsmedizin
Bei Verdacht auf Vergiftung durch austretendes Kohlenmonoxid würde beispielsweise die Uniklinik Köln noch am gleichen Tag mit einem Ergebnis rechnen, so Rothschild.
Darüber hinaus würden Leichen, so Rothschild, nicht direkt in der Rechtsmedizin landen. Zunächst wäre die Spurensicherung am Tatort Stunden damit beschäftigt, Blut-, Faserspuren etc. zu sichern.
Was länger dauert, um die Todesursache festzustellen, ist die chemisch-toxikologische Untersuchung, bei der es unter anderem um das Nachweisen von Suchtstoffen, sprich Drogen, geht. Dabei werden die entnommenen Proben zunächst einem Screening unterzogen, um eine erste Einschätzung zu erhalten.
Toxikologische Untersuchung kann Wochen dauern
Dieser Test sei jedoch „nicht präzise genug”, um ein sicheres Ergebnis zu bekommen. In einem zweiten Schritt würden die entnommenen Substanzen daher mit Spezialmethoden untersucht. Dies könne durchaus mehrere Wochen dauern, so Rothschild.
Im Fall der toten Teenager von Arnstein wäre laut Forensiker Dr. Mark Benecke auch denkbar, dass die Jugendlichen zwar durch austretendes Kohlenmonoxid gestorben sind, aber zuvor unter Drogeneinfluss eingeschlafen sein könnten. In diesem Fall hätte genau genommen die mangelnde Reaktionsfähigkeit durch Drogen zum Tod geführt, so Benecke.
Staatsanwalt braucht „halbwegs sichere Ergebnisse”
Bis ein Staatsanwalt mit Befunden an die Öffentlichkeit geht, müssen ihm also „halbwegs sichere Ergebnisse” vorliegen, erklärt Rothschild weiter. Dem schließt sich auch Forensiker Benecke an. Um eine Obduktion „gründlich durchzuführen”, seien nun mal mehrere Schritte notwendig.
Um hundertprozentige Sicherheit bei Befunden zu haben, würden oftmals Vergleichsproben in einem anderen Labor eingereicht, betont Benecke.
Im Fall der toten Jugendlichen aus Unterfranken rechnet Markus Rothschild in etwa zwei Wochen mit gerichtsfesten Ergebnissen.
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