SensationU-Boot aus Zweitem Weltkrieg wieder aufgetaucht – Kapitän (96) packt aus
Istanbul – Türkische Marinetaucher haben Medienberichten zufolge ein vor rund 75 Jahren versenktes deutsches U-Boot wiedergefunden.
Der heute 96-Jähriger Konteradmiral a. D. Rudolf Arendt aus Meckenheim in NRW musste das U-Boot auf Befehl hin versenken. Jahrzehnte war es daraufhin im Schwarzen Meer verschollen.
U-Boot-Kommandant a. D. Rudolf Arendt gab entscheidenden Tipp
Dass es jetzt gefunden wurde, ist nicht zuletzt Arendt zu verdanken, denn der einstige Kommandeur gab den entscheidenden Tipp. „Auf einer alten Seekarte habe ich die Versenkungsposition eingezeichnet, war 2006 selbst auf der Suche“, sagte Arendt unser Redaktion. Damals war die Suche noch erfolglos.
Arendt erzählt, dass sein U-Boot nicht das einzige war, das im Jahr 1944 versenkt werden sollte. Der Befehl kam von Admiral Karl Dönitz, dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Die deutschen Schiffe sollten nicht in die Hände der Russischen Streitmächte fallen.
Deshalb wurde das U-Boot im Schwarzen Meer versenkt
„Weil vor der bulgarischen Küste das Wasser zu flach war, um die Boote verschwinden zu lassen, sind wir Richtung Türkei. Die war damals neutral, deshalb durften wir auch deren Hoheitsgewässer nicht verletzen. Das hatte Hitler persönlich zugesichert“, erklärt Arendt.
Anschließend wollte der damals 21-jährige Kommandant über den Landweg durch die Türkei bis zu den griechischen Inseln fliehen, so der Plan.
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Arendt erzählt: „Unsere letzten drei Torpedos schossen wir in Richtung eines russisch besetzten Hafens. Dann haben wir unsere drei letzten Sprengpatronen genutzt. Eine kam ins Achterschiff hinter die E-Maschine, da liegt die Munition. Die anderen beiden kamen in den Sehrohrschacht und in die Torpedorohre.“
Anschließend verließ die Mannschaft das Boot und paddelte auf einem Schwimmkissen Richtung Küste. Eine gefährliche Situation, erinnert sich Arendt. „Nach sieben Minuten Laufzeit gab es eine laute Explosion, die war sehr nah an unserem Schwimmkissen. Der Wind hatte das U-Boot hinter uns hergetrieben!“
Rudolf Arendt gerät in türkische Gefangenschaft
Der junge Kommandant und seine Leute überleben. Aber sie geraten in türkische Gefangenschaft. Auch im Lager kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall, bei dem Arendt beinahe sein Leben verlor. Dort traf er auf einen türkischen Oberstleutnant, der sehr gutes Deutsch sprach. „Er hat uns vernommen. Als ich ihm nicht sagen wollte, wo ich unser Boot versenkt habe, drohte er mir, mich zu erschießen. Ich stand auf und sagte, dann müssen Sie das machen“, erzählt Arendt weiter.
Doch der Oberstleutnant schießt im letzten Augenblick doch nicht.
Nach Kriegsende schafft es Arendt zurück nach Deutschland. „Ich hörte rechtzeitig, dass die russische Armee ein Kopfgeld auf U-Boot-Fahrer aus dem Schwarzen Meer ausgesetzt hatte, 25 000 Rubel hätte es für mich gegeben.“
Wird der heute 96-Jährige nun noch einmal zu seinem U-Boot zurückkehren? Das Interesse scheint nicht besonders groß. „Es ist schön zu wissen, wo es geblieben ist. Aber es darf nun auch dort bleiben.“
U-Boot U-23: Ein bizarres Kapitel im Zweiten Weltkrieg
Die Entdeckung lässt ein bizarres Kapitel des Zweiten Weltkrieges wieder aufleben: Dem Sender TRT und der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge handelt es sich um die U-23 - eines von mehreren U-Booten, die in den 1940er Jahren in Einzelteilen über Autobahnen, den Nord-Ostsee-Kanal, die Elbe und die Donau nach Rumänien gebracht worden waren.
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Dies geschah unter anderem, weil ihnen Schifffahrtswege wie der türkische Bosporus versperrt waren, wie Anadolu berichtete. Die Türkei war im Zweiten Weltkrieg bis Anfang 1945 neutral.
U-Boot wurde 1944 von Karl Dönitz versenkt
Im Schwarzen Meer wurde die wieder zusammengesetzte U-23 als Teil der neu aufgestellten 30. U-Boot Halbflottille gegen sowjetische Schiffe eingesetzt. Einige Boote - auch die U-23 - wurden 1944 auf Befehl von Großadmiral Karl Dönitz von ihren Kapitänen versenkt.
TRT berichtete, der Kapitän des Bootes sei benachrichtigt worden. Dabei handelt es sich um den 1923 geborenen Bundeswehr-Konteradmiral a.D. Rudolf Arendt, der damals 22 Jahre alt war. Arendt hat in einem autobiografischen Buch - „Letzter Befehl, Versenken“ - von seiner Zeit in der Reichsmarine und mit der U-23 erzählt. Einige am Freitag von der Stiftung Deutsches Marinemuseum zur Verfügung gestellten Seiten des Tagebuches schildern die letzten Tage des U-Bootes.
Arendt gibt dort zum Beispiel den Versenkungsbefehl für die Flotille durch Dönitz wieder, die Vorbereitungen auf den getarnten Landgang der Mannschaft in der Türkei und die Sprengung des Bootes. Außerdem beschreibt er, wie der Ort für die Versenkung der rund 40 Meter langen U-23 vor der türkischen Küste ausgesucht wurde.
Demnach ging die U-23 am 10. September 1944 unter, wo sie rund 75 Jahre später nach vierjähriger Suche wiederentdeckt wurde. TRT und Anadolu zufolge lag die U-23 vor Agva nordöstlich von Istanbul.
Zuerst berichtete die „Bild” über Rudolf Arendt.
(jv/dpa)