Niemand kann sagen, wie man sich in einer solchen Extremsituation entscheiden würde. Überlebende eines Flugzeugabsturzes in den Anden sagen auch heute noch, es sei richtig gewesen, ihre Freunde zu essen.
Verstörende AussageÜberlebende von Flugzeugabsturz: „Es war richtig, unsere Freunde zu essen“

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Nach dem verheerenden Flugzeugunglück in den Anden (hier ein Symbolfoto) haben sich die Überlebenden erneut zu Wort gemeldet.
Es ist eine Aussage, die vor allem Unbeteiligte zutiefst verstört. Überlebende des schrecklichen Flugzeugabsturzes in den Anden 1972 haben sich 50 Jahre nach dem Unglück erneut zu Wort gemeldet. Auch heute noch fällt eine Erinnerung an den Absturz schwer, doch von einer Sache sind sie weiter überzeugt: „Es war richtig, unsere Freunde zu essen.“
Als „Wunder der Anden“ wurde diese wahre Geschichte bekannt. Doch vor dem glücklichen Ausgang mussten die Beteiligten Schreckliches durchleben. Vor 50 Jahren, am 13. Oktober 1972, stürzte ein Flugzeug mit dem Amateur-Rugby-Team Old Christian's Club aus Uruguay, den Verwandten der Spieler und Fans über den Anden ab.
Flugzeugabsturz in den Anden wurde später verfilmt
Von den 45 Insassen gelang es 16 jungen Männern, 72 Tage bei Eiseskälte und mit minimalen Essensvorräten zu überleben - allerdings nur, weil sie Teile ihrer verstorbenen Kameraden aßen. Über die ergreifende Geschichte wurde der Bestseller „Überleben“ geschrieben, der später verfilmt wurde.
Als die Nahrung aus wenigen Tafeln Schokolade, einigen Keksen und ein paar Flaschen Wein schon nach 10 Tagen nach dem Absturz knapp wurde, habe der Medizinstudent Roberto Canessa vorgeschlagen, die Körper der Verstorbenen zu essen, damit der Rest überleben können.
„Mein einziges Problem war, dass dies die Leichen meiner Freunde waren“, sagte Canessa später. „Ich musste später zu ihren Familien gehen, um es ihnen zu erklären.“
Überlebender über Erinnerung an Kannibalismus: „Es war schwer, es in den Mund zu nehmen“
Auch Ramon Sabelle überlebte das Unglück. Er beschrieb seine Erfahrungen so: „Natürlich war die Vorstellung, Menschenfleisch zu essen, schrecklich, abstoßend. Es war schwer, es in den Mund zu nehmen. Aber wir haben uns daran gewöhnt.“
Und weiter: „In gewisser Weise waren unsere Freunde einige der ersten Organspender der Welt – sie halfen, uns zu ernähren und uns am Leben zu erhalten.“
Die Männer hätten sich untereinander geschworen, sich zu essen, wenn einer sterben würde. So hätten sie sich das schlechte Gewissen nehmen wollen. (jv/dpa)