Vergewaltigung im KinderheimUrteil: Wie lange Täter dafür ins Gefängnis muss – doch wer tötete das Mädchen?

Der Tod eines zehnjährigen Mädchens in einem Kinderheim in Oberfranken (Bayern) hat im Frühjahr 2023 weit über die Region hinaus Entsetzen ausgelöst. Der Angeklagte (rechts) wird in den Gerichtssaal geführt. Der Rechtsanwalt des Angeklagten, Maximilian Siller (links), steht an seinem Platz.

Der Tod eines zehnjährigen Mädchens in einem Kinderheim in Oberfranken (Bayern) hat im Frühjahr 2023 weit über die Region hinaus Entsetzen ausgelöst. Der Angeklagte (rechts) wird in den Gerichtssaal geführt. Der Rechtsanwalt des Angeklagten, Maximilian Siller (links), steht an seinem Platz.

Der Tod einer Zehnjährigen in einem Kinderheim in Oberfranken sorgte im Frühjahr 2023 für große Bestürzung. Ein 26-Jähriger soll das Mädchen zuvor vergewaltigt haben und muss nun ins Gefängnis.

Nach dem Tod einer Zehnjährigen in einem Kinderheim in Oberfranken ist am Mittwoch (20. März 2024) ein 26-Jähriger wegen Vergewaltigung des Mädchens zu einer Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt worden.

Die Jugendkammer des Landgerichts Hof sprach den Angeklagten unter anderem der Vergewaltigung und des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig. Eine Beteiligung am Tod des Mädchens konnte dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden, wie der Vorsitzende Richter Christopher Feulner sagte.

Zehnjährige lag tot im Bett: 11-Jähriger soll sie umgebracht haben

Die Zehnjährige war am Morgen des 4. April 2023 tot in einem Bett des Kinderheims in Wunsiedel im Regierungsbezirk Oberfranken (Bayern) gefunden worden.

Der Angeklagte soll in der Nacht zuvor in das Heim eingestiegen sein und das Mädchen im Beisein eines damals elf Jahre alten Jungen aus dem Heim vergewaltigt haben. Die Ermittlungen kamen zum Schluss, dass der Junge die Zehnjährige bei einem Streit in derselben Nacht getötet habe. Er kann aufgrund seines Alters nicht strafrechtlich verfolgt werden. Eine mögliche Beteiligung des Angeklagten am Tod des Mädchens war nicht Teil der Anklage.

Der 26 Jahre alte Müllwerker hatte zu Prozessbeginn eingeräumt, in das Heim eingestiegen zu sein und das Mädchen vergewaltigt zu haben. Zugleich hatte der Deutsche erklärt, er habe den Tod des Mädchens zu keinem Zeitpunkt gewollt und den Jungen auch nicht zu der Tötung aufgefordert.

Damit widersprach er Angaben des Jungen bei der Polizei. Bei dessen Aussage vor Gericht hatte der mittlerweile Zwölfjährige diesen Vorwurf wiederholt und gesagt, der Angeklagte habe ihn dazu gedrängt, das Mädchen zu töten. Als Grund soll der 26-Jährige gegenüber dem Jungen angegeben haben, dass das Mädchen sie beide erkannt habe.

Verteidiger plädierte für Haftstrafe von sechs Jahren

Auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft haben sich im Prozess „keine objektiven, belastbaren Beweise zur Widerlegung der Einlassung des Angeklagten“ ergeben. Auf die Aussage des Zwölfjährigen, die sich im Laufe des Verfahrens wiederholt geändert habe, könne keine Verurteilung wegen einer Beteiligung an der Tötung des Mädchens gestützt werden, hatte die Anklagevertreterin in ihrem Plädoyer gesagt. Sie sprach sich für eine Haftstrafe von zehn Jahren aus.

Neben den Sexualstraftaten wurde der Mann auch wegen mehrerer Diebstähle und Wohnungseinbrüche verurteilt. Auch diese Taten hat der Angeklagte weitgehend eingeräumt. Sein Verteidiger hatte für eine Haftstrafe von sechs Jahren plädiert. (dpa)