Festival-Enttäuschung für Tausende„Vernünftige Besucherkapazität“ erreicht: Wacken schließt die Tore

Vor dem Beginn des Heavy-Metal-Festivals herrschte in Wacken Chaos. Nun soll es mit deutlich weniger Besucherinnen und Besuchern losgehen – und Tausenden Enttäuschten vor den Toren.

Schlammmassen, Regen und ein Einlass-Stopp: Vor dem Heavy-Metal-Festival in Wacken gab es reichlich Chaos und kilometerlange Schlangen vor dem Gelände.

Am Mittwoch (2. August 2023) soll es nun trotzdem losgehen. Um 11.00 Uhr will die lokale Feuerwehrkapelle den Auftakt machen, später dann unter anderem Metalqueen Doro Pesch auf der Bühne stehen. Doch vor dem Start des Festivals war einiges noch unklar – beispielsweise die Frage, wie viele der erwarteten 85.000 Metalfans tatsächlich auf Wackens Ackern feiern.

Wacken 2023: Einlassstopp wegen heftiger Unwetter

Am frühen Mittwochmorgen teilte das Festival bei Instagram dann mit, die „vernünftige Besucherkapazität“ sei angesichts der Wetterlage erreicht. „Jede weitere Reise muss mit sofortiger Wirkung eingestellt und storniert werden.“

Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sei diese Entscheidung gefallen. „Wir sind sehr traurig, aber die weiterhin schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl“, hieß es weiter.

In einem offiziellen Video-Statement sagte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen, „man habe alles versucht, was möglich ist“ – „aber mehr geht nicht, wir kriegen nicht mehr rauf“. Er versicherte: „Wir werden uns was einfallen lassen, da könnt ihr euch drauf verlassen.“ Unter anderem wolle man so viele Auftritte wie möglich im Livestream anbieten.

Hier siehst du das offizielle Statement zum Wacken-Einlassstopp:

Fans reagierten ungehalten und kritisierten eine „unterirdische Kommunikation“. Viele hatten stundenlang vor dem Gelände ausgeharrt.

„Fairerweise dann komplettes Festival canceln?!“, schrieb ein Instagram-Nutzer unter einen Post. „Wer also irgendwie anders nach Wacken kommt, bekommt das Festival? Sehr unglückliches Krisenmanagement und Kommunikation“, ein anderer. Der Konsens derjenigen, die vor den Toren stehen: „alle oder keiner!“

Am Dienstagabend hatte Jensen der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Ich hoffe, dass wir die Hälfte drinnen haben oder noch mehr.“ Sicherheit habe bei den Veranstaltenden oberste Priorität. Die Zustände rund um den beschaulichen Ort und die Ankündigungen, keine Fans mit Autos mehr auf die aufgeweichten Areale zu lassen, hatten bereits zuvor bei einem Teil der Besucher für Unmut gesorgt.

Begründet hatten die Veranstaltenden den Schritt mit dem vielen Regen vor Festivalstart. Dadurch seien Camping- und Veranstaltungsflächen sowie Wege in schlechtem Zustand. Es werde aber versucht, Fahrzeuge, die sich bereits in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befänden, dorthin zu bringen. Nach Angaben der Veranstaltenden schleppten rund 70 Traktoren Fahrzeuge der Besucherinnen und Besucher auf den Holy Ground, wie die Metalfans die Acker in Wacken nennen.

Hier an der EXPRESS.de-Umfrage zum Wacken Open Air teilnehmen:

Wer es dagegen auf das Gelände geschafft hat, feiert dort. Aus Boxen erklingt am Dienstag Heavy-Metal, unter Zelt-Pavillons werden Regenschauer überbrückt, indem Bier getrunken und Karten gespielt werden. Und klar, das berühmte langgezogene „Wackeeeeen“ ist auch zu hören. „Immerhin ist es nicht so trocken wie 2022“, sagt Lukas aus Bochum. Für ihn ist der Ort etwas Besonderes: „Man kommt hier zu 75.000 Freunden – das ist Wacken.“

Metal-Fans aus Kiel feiern auf einem Zeltplatz auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Festivalgelände.

Metal-Fans aus Kiel feiern am 1. August 2023 auf einem Zeltplatz auf dem vom Regen aufgeweichten und schlammigen Festivalgelände.

Am ersten Festivaltag soll in Wacken ein Teil der Asche des verstorbenen Frontmanns Lemmy Kilmister von der Rockband Motörhead eine Ruhestätte finden. Der 2015 verstorbene Musiker soll „mit einem unvergesslichen Akt geehrt werden“, wie die Veranstalter ankündigten. Die Motörhead-Mitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee sollen die Feierlichkeiten begleiten.

Erstmals soll das Festival in diesem Sommer vier Tage dauern. Auf neun Bühnen sind in dieser Zeit mehr als 200 Konzerte geplant – unter anderem von Iron Maiden, Megadeth und Helloween. Fest steht: Es wird nach dem Chaos im Vorfeld ein anderes Wacken als sonst. (dpa)