In Halle kommen am heutigen Tag der Deutschen Einheit die Spitzen des Staates zusammen. Kanzlerin Merkel hält eine Woche nach der desaströsen Wahlniederlage ihrer Partei ihre „letzte große Schlussrede“.
Festakt„Standing Ovations“ für Merkel, Kanzlerin mit sehr persönlichen Worten
Halle. Es wird einer ihrer letzten großen Auftritte: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird beim Festakt zum 31. Jahrestag der Deutschen Einheit in Halle (Saale) eine 20-minütige Ansprache halten. Der Gastgeber der Feierlichkeiten, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), hatte die Rede vor wenigen Tagen als „letzte große Schlussrede der Kanzlerin“ bezeichnet.
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Ansprache der Kanzlerin: Was sagt Angela Merkel?
Lesen Sie an dieser Stelle die wichtigsten Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel übersichtlich zusammengefasst.
- Nach Abschluss ihrer Ansprache erhielt die Kanzlerin Standing Ovations von den anwesenden Gästen in der Händel-Halle.
- In dieser Zeit seien zusehends Angriffe auf so hohe Güter wie die Pressefreiheit zu sehen. Zu erleben sei eine Öffentlichkeit, in der mit Lügen und Desinformation Ressentiments und Hass geschürt würden. „Da wird die Demokratie angegriffen“, sagte Merkel. Daher stehe nicht weniger als der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Prüfstand.
- Die Kanzlerin verwies auch auf Angriffe auf Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzten wie Feuerwehrleute und Kommunalpolitiker. „Die verbale Verrohung und Radikalisierung, die da zu erleben sind, dürfen nicht nur von denen beantwortet werden, die ihr zum Opfer fallen, sondern müssen von allen zurückgewiesen werden.“ Denn allzu schnell mündeten verbale Attacken in Gewalt.
- Merkel erinnerte an den mutigen Einsatz vieler Menschen in der DDR bei der friedlichen Revolution 1989/90. Man dürfe nie vergessen, dass es auch anders hätte ausgehen können. Sie würdigte zudem die Demokratiebewegungen in Osteuropa und die Unterstützung der westlichen Partner auf dem Weg zur deutschen Vereinigung.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit sehr persönlichen Worten und Erinnerungen die Zeit der Wende geschildert. Die Kanzlerin sagte, auch sie habe die Angst vor der Regime der damaligen DDR gekannt.
- Das desaströse Abschneiden der CDU bei der Bundestagswahl war in ihrer Rede kein Thema. Auch über ihre Zukunft sagt die 67-Jährige nichts.
- 31 Jahre nach der deutschen Vereinigung hat Angela Merkel zum andauernden Einsatz für die Demokratie aufgerufen. „Demokratie ist nicht einfach da. Sondern wir müssen immer wieder für sie miteinander arbeiten, jeden Tag“, sagte die CDU-Politikerin. Manchmal, so fürchte sie, werde mit den demokratischen Errungenschaften etwas zu leichtfertig umgegangen.
Der Festakt steht in diesem Jahr erneut im Zeichen der Corona-Pandemie. Wegen der Hygiene- und Abstandsregeln können die Feierlichkeiten bei weitem nicht in der Dimension wie vor Pandemiebeginn gefeiert werden. Nur 180 Gäste sind daher beim ökumenischen Gottesdienst (10.00 Uhr) in der Pauluskirche und 340 Gäste beim Festakt (12.00 Uhr) in der Georg-Friedrich-Händel-Halle dabei. Darunter sind unter anderem die Spitzen des Staates. Auch die beiden Kanzlerschaftsanwärter Olaf Scholz (SPD) und Armin Laschet (CDU) haben zugesagt.
Festakt zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober mit Angela Merkel
Neben Merkel werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Haseloff bei dem Festakt sprechen. Die ARD überträgt den Gottesdienst live, das ZDF den Festakt.
Für die Bevölkerung bleibt wegen der Pandemie das bis 2019 übliche große Bürgerfest wie schon 2020 in Potsdam aus. Ein großes Fest sei zum aktuellen Zeitpunkt nach Ansicht der Organisatoren nicht verantwortbar. Begleitet werden die Festlichkeiten stattdessen von einer dreiwöchigen Ausstellung in der Innenstadt - der EinheitsEXPO. Auf ihr präsentieren sich die Länder und Verfassungsorgane in verglasten Schiffscontainern. Mit diesem Konzept sollen die Besucherströme zeitlich und räumlich entzerrt werden.
Demonstrationen bei Einheitsfeier in Halle
Die Polizei will mit rund 2600 Beamten zur Einheitsfeier im Einsatz sein. Mehrere Demonstrationen sind bereits angemeldet. Ein Bündnis gegen Rechts hatte außerdem darauf hingewiesen, dass rechte Gruppierungen vor den Feierlichkeiten bereits ihre Anhänger mobilisierten. Die Polizei beobachte nach eigener Aussage unter anderem solche Kanäle entsprechend, wollte aber über einen möglichen Großeinsatz am Sonntag nicht spekulieren. (dpa)