„Kann man nur den Kopf schütteln“Kölner Politiker entsetzt über Söders neuen Plan für Bayern

Ministerpräsident Söder machte klar, dass er das Gendern untersagen will – zumindest teilweise. Der Kölner Politiker und Queer-Beauftragter der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), kritisiert das Vorhaben scharf.

Binnen-I, Unterstrich, Gendersternchen und Co. – die Debatte rund um gendergerechte Sprache hat einen neuen traurigen Tiefpunkt erreicht: An Bayerns Schulen und in Behörden soll zukünftig das Gendern verboten werden.

„Für Bayern kann ich sagen: mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Im Gegenteil: Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner ersten Regierungserklärung in der neuen Legislaturperiode im Landtag.

Söder will Gendern in Bayern untersagen: Queer-Beauftragter entsetzt

Söder warf der Ampelregierung im Bund zugleich vor, mit Vorhaben wie der Cannabis-Legalisierung, dem Gendern und dem Selbstbestimmungsrecht zu überziehen. „Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?“, fragte er.

Der Versuch aus Bayern, mit einem Gender-Verbot gegen den politischen Gegner zu punkten, trifft beim Queer-Beauftragten der Bundesregierung (offiziell: „Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“) Sven Lehmann (Grüne), auf heftige Kritik.

Auf Nachfrage von EXPRESS.de erklärt er: „Deutschland hat große Probleme zu lösen in Sachen Sicherheit, Klimaschutz und sozialen Zusammenhalt. Über Markus Söders Prioritäten kann man nur den Kopf schütteln.“

Sprachverbote seien Mittel von autoritären Regimen, so Lehmann weiter. „Sprachverbote passen nicht zu weltoffenen Demokratien.“ Bei geschlechergerechter Sprache gehe es darum, alle Menschen in ihrer Würde sichtbar zu machen. Sven Lehmann macht klar: „Wer nicht gendern möchte, kann es ja lassen. Aber Sprachverbote sind einfach spalterisch und undemokratisch.“

Gendern: In einigen Bundesländern gelten bereits Verbote

In einigen Bundesländern gelten indes bereits wie von Söder in Bayern angepeilte Verbote oder es gibt Bestrebungen danach.

So werden beispielsweise an Schulen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache abgelehnt. In Sachsen werden Paarformen wie Schülerinnen und Schüler und geschlechtsneutrale Formen wie Lehrkräfte oder Jugendliche empfohlen. Genderformen werden etwa in Aufsätzen als Fehler markiert.

Sachsen-Anhalts Bildungsministerium untersagt an seinen Schulen zwar die Nutzung sogenannter Gender-Sternchen und ähnlicher Konstruktionen, lässt den Lehrkräften bei der Bewertung von Schülertexten aber Spielraum.

In Nordrhein-Westfalen beispielsweise gibt es kein Gender-Verbot. Das Bildungsministerium in Düsseldorf verweist aber auf die Vorgaben aus dem Landesgleichstellungsgesetz, wonach grundsätzlich eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden ist. So soll geschlechtsneutral oder in Paarformen, also weiblich und männlich, formuliert werden. (dpa/mg)