Nach erneutem EklatBoris Palmer kündigt Auszeit an – und tritt bei den Grünen aus

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer am 26. November 2018.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (hier am 26. November 2018) will nach seinen umstrittenen Äußerungen in Frankfurt am Main eine Auszeit nehmen.

Seine jüngsten Äußerungen sorgten für großes Aufsehen. Nun hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer eine Auszeit angekündigt – und seinen Parteiaustritt. Er wolle sich „professionelle Hilfe“ holen.

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist bei den Grünen ausgetreten. Das teilte die Landespartei am Montag (1. Mai 2023) in Stuttgart mit. Palmer bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Austritt.

Zuvor hatte Palmer erklärt, eine „Auszeit“ nehmen zu wollen. Am Wochenende hatte es große Diskussionen um umstrittene Äußerungen Palmers in Frankfurt am Main gegeben. Weil Palmer in den vergangenen Jahren immer wieder mit seiner Wortwahl für Aufsehen gesorgt hatte, ruhte seine Mitgliedschaft bei den Grünen zuletzt.

Boris Palmer: Auszeit nach „N-Wort“- und Judenstern-Äußerung

Der jüngste Anlass: Am Freitag bezog Palmer am Rande einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main Stellung zu Art und Weise seiner Verwendung des „N-Wortes“. Als er mit „Nazis raus“-Rufen konfrontiert wurde, sagte Palmer zu der Menge: „Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi. Denkt mal drüber nach.“ Mit dem sogenannten N-Wort wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

In seiner persönlichen Erklärung vom Montag entschuldigte sich Palmer bei den Menschen, „die ich enttäuscht habe“, und betonte, er hätte als Oberbürgermeister „niemals so reden dürfen“. Dass der Eindruck entstanden sei, er würde den Holocaust relativieren, „tut mir unsagbar leid“. Es könne so nicht weiter gehen. „Die wiederkehrenden Stürme der Empörung kann ich meiner Familie, meinen Freunden und Unterstützern, den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Stadtgesellschaft insgesamt nicht mehr zumuten.“

Palmer war für seine Äußerungen in Frankfurt heftig kritisiert worden. Unverständnis gab es nicht nur bei den Beteiligten in der Stadt, sondern auch bei engen Mitstreitern. Anwalt Rezzo Schlauch wandte sich von Palmer ab, der Tübinger Grünen-Stadtverband ging ebenso wie die Bundespartei auf Distanz.

Eine Sprecherin der baden-württembergischen Landespartei teilte dann am Montagabend mit: „Boris Palmer hat am heutigen Montag, 1. Mai 2023, seinen Austritt aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen erklärt. Seine Austrittserklärung ist beim baden-württembergischen Landesverband eingegangen, sein Austritt gilt unmittelbar.“ (dpa)