Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock stellt sich am Mittwochabend in der „Bundestagswahl-Show“ (ProSieben) den Fragen der Zuschauer. Mitten in der Sendung steht plötzlich auch ihr Ex-Chef auf, um der Grünen auf den Zahn zu fühlen.
Annalena Baerbock bei ProSiebenPlötzlich steht ihr Ex-Chef auf und fragt nach dem Geld
Berlin. Was viele von der Grünen-Kanzlerkandidatin nicht wussten: Bei Bäcker Oppenborn jobbte Annalena Baerbock (40) in Pattensen (bei Hannover) als Schülerin, stand auch nach einer durchzechten Nacht mit 17 oder 18 Jahren morgens um 5 Uhr hinter dem Tresen, wie sie in der Show zugab. Wie oft war sie da wohl besoffen, will Moderator Louis Klamroth wissen. „Nie“, ruft Baerbock mit einem zweideutigen Lachen.
Und dann die Überraschung: Bäckermeister Axel Oppenborn, der Ex-Chef von Annalena Baerbock, sitzt auch im Publikum. Die Wiedersehensfreude ist anfangs groß, doch später wird es ernst. Denn er ist eben auch Familienunternehmer, hat 200 Mitarbeiter, hat mehrere Filialen. Und die Schülerin von damals könnte bald Angela Merkels (CDU) Nachfolgerin sein.
Seine größten Sorgen erläutert er Baerbock: „Du sprichst von einer Mindestlohnerhöhung von 12 Euro. Jetzt haben wir einen Mindestlohn von 9,60 Euro, das sind 25 Prozent.“ Das sei erst einmal grundsätzlich eine gute Idee, denn gerade in Corona-Zeiten habe man gemerkt, wie systemrelevant der Job sei. Die Mitarbeiter hätten das Mehr an Lohn verdient, seien immer da gewesen, um die Menschen zu versorgen.
„Bundestagswahl-Show“ mit Annalena Baerbock: „Wo nehme ich das Geld her?“
Aber: Im Bäckerhandwerk gebe es eine Lohnkostenquote von 50 Prozent, heißt: Von jedem Euro, der reinkommt, gehe die Hälfte in die Löhne. „Wenn wir den Mindestlohn um 25 Prozent erhöhen müssen, dann müssen wir auch die Umsätze erhöhen. Wo nehme ich das Geld her, wenn ich das nicht kann?“ Die Konkurrenz gerade zu den Billiganbietern sei sehr groß, eine Erhöhung stelle das Unternehmen vor eine harte Probe.
Baerbock erklärt, dass das durchaus eine Herausforderung sei. Bereits bei der Einführung des Mindestlohns habe es derlei Bedenken gegeben, etwa bei Friseurinnen und Friseuren. Der Kampf gegen Discounter und Billigpreise sei schwer, gibt sie zu. „Der große Vorteil für euch als Backstube, die regional verankert ist, ist es, das mit Qualität wieder wett zu machen.“ Baerbock bringt eine Kennzeichnung von Billigprodukten ins Spiel, damit eben Qualitäten von Unternehmen herausgestellt werden. Preisdumping aus dem Ausland müsse Einhalt geboten werden.
Baerbock bei ProSieben: „Wir brauchen Zuwanderung“
Oppenborn gibt sich nicht zufrieden, erklärt, dass es bei den Bäckern derzeit ein großes Sterben gebe. „Zum einen, weil die Löhne so hoch sind, zum anderen ist der Fachkräftemangel schuld. Den würde ich aber als Arbeitskräftemangel betiteln.“ Baerbock gibt auch hier zu: Das sei ein riesiges Problem. Sie meint aber, dass auch hier die Erhöhung des Mindestlohns den anstrengenden Job eines Bäckers attraktiver mache.
Und wie lässt sich der Fachkräftemangel in den Griff bekommen? „Wir müssen ehrlich sein: Wir brauchen Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt.“ Ein neues Einwanderungsgesetz solle dafür sorgen, dass Menschen, die in Deutschland ankommen, schnell und zügig in Lohn und Brot kommen.
Am Ende will Moderator Klamroth noch wissen: Wählt der Bäckermeister Frau Baerbock? „Ich glaube, das entscheide ich, wenn ich vor dem Wahlzettel stehe.“ Da muss die Grüne lachen. „Sehr diplomatische Antwort.“ (mg)