An deutscher GrenzeMenschen hamstern Dosen, ohne Pfand zu zahlen – mit Folgen
Flensburg/Kopenhagen – Für Menschen in der deutsch-dänischen Grenzregion ist es ein gewohntes Bild: Mit leeren Anhängern am Auto fahren Dänen nach Harrislee, Flensburg oder Süderlügum, und auf dem Rückweg sind Kofferraum und Hänger bis obenhin vollgepackt mit Bier- und Limonadendosen. Gekauft im Grenzhandel, ohne deutsches oder dänisches Dosenpfand zu bezahlen.
Dieses Kuriosum, das insbesondere Umweltschützer ärgert, sollte eigentlich schon vor Jahren beendet worden sein. Im Frühsommer 2015 schien nach jahrelangen Verhandlungen nämlich endlich eine Lösung in Sicht: Die Umweltministerien in Kopenhagen, Berlin und Kiel unterzeichneten eine von den Dänen initiierte Vereinbarung, die diese Praxis beenden sollte.
Im Grenzhandel sollte demnach das dänische Pfand erhoben werden, das die dänischen Verbraucher in Dänemark erstattet bekommen. Voraussetzung: die Einrichtung eines flächendeckenden Rücknahmesystems auf dänischer Seite.
Pfandproblem an deutsch-dänischer Grenze immer noch nicht gelöst
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, dass auch fünf Jahre nach der Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung noch immer kein Pfand auf Einwegdosen aus dem Grenzhandel an der deutsch-dänischen Grenze erhoben wird.
Die Situation sei aus Umweltschutzgesichtspunkten unerträglich, sagte Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der DUH. „Wir brauchen dieses Pfand auf diese Dosen.“ Denn die Dosen ohne Pfand landeten teilweise schon im deutschen Grenzbereich, aber vor allem auch in Dänemark in der Natur.
Dosen landen in der Umwelt
Fischer zufolge finden dänische Kollegen bei regelmäßigen Sammelaktionen Dosenschrottberge in der Landschaft. Der größte Teil davon seien die Dosen aus Deutschland. „Wenn schon Einweg, dann bitte nicht in der Umwelt, sondern bitte recycelt und dafür brauchen wir dieses Pfand.“
Anstatt des dänischen Pfandes, wie in der 2015 von den Umweltministerien aus Schleswig-Holstein, Deutschland und Dänemark unterzeichneten Vereinbarung vorgesehen, könnte nach Ansicht der Umwelthilfe durchaus auch deutscher Einwegpfand erhoben werden. „Alles ist besser als die Situation, die wir jetzt haben“, sagte Fischer.
Auch Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) drängt zur Eile: „Die dänische Regierung sollte endlich ihren Worten Taten folgen lassen und mit einem ausreichenden Netz aus Rücknahmestationen den Weg für das schon lange notwendige Pfandsystem frei machen.“ (dpa)