„Weiß, woher ich komme“Was für ein Foto! Das hat es in einer deutschen Großstadt noch nie gegeben

Der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) steht bei seiner Amtseinführung während der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus Römer mit der goldenen Amtskette zwischen Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (r) und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (beide Bündnis 90/Die Grünen).

Der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) steht bei seiner Amtseinführung am 11. Mai während der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus Römer mit der goldenen Amtskette zwischen Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (r.) und Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (beide Bündnis 90/Die Grünen).

Als Kind kam er von Syrien nach Deutschland. Nun ist Mike Josef OB der fünftgrößten Stadt. Seine Geschichte werde er nicht vergessen, sagte der 40-Jährige – und nannte zudem seine wichtigsten Aufgaben.

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) hat am 11. Mai offiziell sein Amt angetreten. Dies ist gleichbedeutend mit etwas, das es in einer deutschen Stadt zuvor noch nie gegeben hat: Frankfurt am Main ist nun die erste Stadt in Deutschland, in der die drei höchsten politischen Ämter von Menschen besetzt sind, die nicht in Deutschland geboren sind.

„Mit dem heutigen Tag schlagen wir gemeinsam ein neues Kapitel auf“, sagte der 40-Jährige in der Stadtverordnetenversammlung. Er sehe seine wichtigste Aufgabe darin, den sozialen Zusammenhalt zu sichern und Brücken zu bauen.

Frankfurt: Familie von OB Mike Josef flüchtete aus Syrien

Zuvor hatte ihn die Vorsteherin des Parlaments, Hilime Arslaner (Grüne), per Handschlag „auf die gewissenhafte Erfüllung“ seiner Aufgaben verpflichtet – wie es in der Hessischen Gemeindeordnung heißt. Danach folgten Urkunde und Amtseid. Zudem bekam der neue OB die goldene Amtskette umgehängt. Die Stadtverordneten spendeten lauten Applaus.

Die Familie des in Syrien geborenen Josef flüchtete nach Baden-Württemberg, als er Kind war. Später zog er zum Studium nach Frankfurt. „Als wir nach Deutschland kamen, da haben wir an vieles gedacht und vieles erwartet. Aber nicht, dass ich einmal Oberbürgermeister der fünftgrößten deutschen Stadt – unserer Heimat – werde“, erinnerte er sich in seiner Antrittsrede. Auch seine Eltern waren am Donnerstag im Rathaus Römer dabei – ebenso wie seine Frau und die beiden kleinen Söhne.

Frankfurt: „Werde allen Menschen, egal woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen“

„Als Oberbürgermeister werde ich allen Menschen, egal woher sie kommen, auf Augenhöhe begegnen“, versprach Josef. „Ich weiß, woher ich komme und das hat mich geprägt.“ Ende März war der SPD-Politiker in einem knappen Rennen von den Bürgerinnen und Bürgern zum neuen Stadtoberhaupt gewählt worden. In der Stichwahl hatte er 51,7 Prozent der Stimmen erhalten. Der 40-Jährige war bisher Planungsdezernent und Sportdezernent der Stadt, den Bereich Sport will er künftig mit ins Rathaus nehmen.

Josef nannte zahlreiche Themen, die angegangen werden müssten: Bezahlbarer Wohnraum, Zugang zu guter kostenloser Bildung, Investition in Digitalisierung und in die Zukunft der Mobilität. Aber auch: Klimaneutralität bis 2035, bezahlbare Wohnungen und eine Verbesserung der Zustände im Bahnhofsviertel. Zudem wolle er Menschen für die Politik zurückgewinnen, die sich von der Demokratie abgewandt hätten. Auch gehe es darum, Alltagsrassismus und strukturelle Diskriminierungen abzubauen.

OB von Frankfurt: Demut vor dem Amt

Er fühle Demut vor dem Amt. „Aber zugleich erfüllt es mich mit Freude und Begeisterung auf das, was vor uns liegt“, sagte der neue Rathaus-Chef. „Wir haben die besten Voraussetzungen, wir haben allen Grund zur Zuversicht“, erklärte er etwa mit Blick auf die sprudelnden Gewerbesteuern in der Stadt.

Die OB-Wahl in Frankfurt war nötig geworden, weil der damalige Amtsinhaber Peter Feldmann (SPD) im November 2022 abgewählt worden war. Später wurde der jetzt 64-Jährige wegen Vorteilsannahme im Zusammenhang mit der Awo-Affäre vom Frankfurter Landgericht zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Nach der Abwahl hatte die Grünen-Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg interimsmäßig die Geschäfte übernommen, sie überreichte am Donnerstag auch Josefs Urkunde - und legte ihm gemeinsam mit Arslaner die schwere Amtskette um. Die Amtszeit für einen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin in Hessen beträgt üblicherweise sechs Jahre. (dpa/mg)