Mit seinem Post wollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Menschen würdigen, der sehr wichtig für seinen Lebensweg war – doch die Reaktionen darauf sind verletzend, herabwürdigend – und voller Hetze.
Lauterbach postet FotoDie Reaktionen sind heftig – „An Ekelhaftigkeit schwer zu überbieten“
Das Foto zeigt zwei Menschen, die offensichtlich eine große Rolle im Leben von Lauterbach spielen: Auf X, vormals Twitter, postete der Gesundheitsminister am Samstag (23. September) das Bild, das ihn zusammen mit einem Harvard-Professor und seiner Frau zeigt.
Lauterbach schrieb dazu: „Wunderbares Treffen bei meinem Doktorvater Amartya Sen und seiner Frau Emma Rothschild“. Er lobte die Arbeit des Professors, der 1998 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeiten zur Ökonomie erhielt – und mit 89 Jahren noch immer in Harvard unterrichte. „Sein ganzes Leben hat er dem Thema soziale Gerechtigkeit gewidmet. Ein Vorbild für mich bis heute“, schreibt Lauterbach weiter.
Karl Lauterbach: Jede Menge Hetze unter seinem Post
Eigentlich ein Post, für den es Anerkennung geben sollte, stattdessen aber findet sich in den Kommentaren dazu jede Menge antisemitische Hetze. Vor allen Dingen der Name Rothschild bot Anlass, Verschwörungstheorien zu teilen.
Hier den Post von Lauterbach auf X ansehen:
Der Mythos Rothschild ist Bestandteil vieler antisemitischer Verschwörungstheorien, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Rothschild-Banken tatsächlich einen gewissen Einfluss hatten. Macht und Einfluss der Bankiersfamilie Rothschild haben im Laufe der Zeit abgenommen, geblieben ist aber die Annahme, dass sie die Welt in geheimer Weise kontrollieren. Eine Annahme, die nicht nur schlichtweg falsch ist, sondern auch antisemitisch, da sie auf Stereotypen und Vorurteilen gegenüber Jüdinnen und Juden basiert.
Auch ein Direktkandidat der Freien Wähler in Bayern schrieb „Rothschild?“ unter das Bild – und spielte damit auf die Verschwörungstheorie an. Mittlerweile wurde der Post wieder gelöscht.
„Was unter diesem Post versammelt ist, ist an Ekelhaftigkeit schwer zu überbieten“
„Was unter diesem Post versammelt ist, ist an Ekelhaftigkeit schwer zu überbieten“, so fasst ein Nutzer die Kommentare zusammen. Lauterbachs Antwort darauf: „Das ist leider wahr. Viele ‚Querdenker‘ scheinen auch antisemitische ‚Gedanken‘ zu haben.“
Karl Lauterbach ist seit Beginn der Corona-Pandemie Opfer von Hetze und Beschimpfungen, erklärte vor knapp einem Jahr dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass nicht nur er selbst, sondern auch seine Kinder Morddrohungen bekommen hätten. „Mein Auto muss ich in einem Vorort parken. Ohne Personenschutz kann ich abends leider nicht vor die Tür gehen“, fügte er hinzu. Anfang 2022 war bekannt geworden, dass eine staatsfeindliche Gruppe gar die Entführung Lauterbachs geplant haben soll.
Vor allen Dingen die sogenannte „Querdenker“-Bewegung giftete gegen den Gesundheitsminister. Lauterbach selbst erklärte in einem Interview mit dem „Spiegel“ im Frühjahr 2023, dass das Verdrehen von Tatsachen während der Pandemie erheblichen Schaden ausgelöst habe: „Ohne Desinformationskampagne einiger Medien, Parteien, ‚Querdenker‘ und Wissenschaftler hätten wir eine deutlich höhere Impfquote bei den Älteren gehabt. Weniger Tote waren möglich.“