In den Umfragen stecken die Liberalen wie einbetoniert unter der Fünf-Prozent-Hürde fest. Wie lässt sich das ändern? FDP-Vize Kubicki schaut auf die Anhänger der Union.
FDP-Parteitag„Am Wahlabend werden sich noch einige wundern“: Kubicki geht zu Angriff über – er ist den Tränen nahe
Mit einem Aufruf zu Optimismus und Schlagkraft im Wahlkampfendspurt hat die FDP in Potsdam ihren Sonderparteitag zur Bundestagswahl begonnen.
„Von diesem Parteitag muss und wird ein Signal ausgehen einer lebensfrohen, lebensbejahenden, optimistischen und kampfbereiten freien demokratischen Partei ausgehen“, sagte Vize-Parteichef Wolfgang Kubicki am Sonntagvormittag (9. Februar) zum Auftakt des eintägigen Delegiertentreffens. „Wenn wir den Rücken gerade machen, halten wir jede Anfeindung von der linken und von der rechten Seite aus.“
„Am Wahlabend werden sich noch einige wundern“
Mit Blick auf das Umfragetief zwei Wochen vor der Bundestagswahl gab Kubicki zu bedenken, dass es „noch viele unentschlossene“ Wählerinnen und Wähler gibt. „Am Wahlabend werden sich noch einige wundern“, sagte Kubicki.
Eine Wende in der Wirtschafts- und Migrationspolitik sei nur mit der FDP möglich. „Deshalb werden wir den kommenden Wochen dafür streiten, dass wir diese Ziele nach dem 23. Februar umsetzen können“, rief Kubicki den Delegierten zu. Diese spendeten ihm für seine Rede lange anhaltenden, stehenden Applaus.
Kubicki ist den Tränen nahe: „Liebe Freunde, vielen Dank, alles gut“, will er die Delegierten beruhigen. „Ihr rührt mich zu Tränen, das wollt ihr nicht sehen!“
„FDP statt schwarz-grün“
Auf dem eintägigen Parteitag sollen neben Kubicki auch Parteichef Christian Lindner und Generalsekretär Marco Buschmann sprechen. Geplant ist zudem ein Beschluss, der eine erneute Regierungskoalition mit den Grünen im Bund ausschließt. Vize-Parteichef Kubicki sagte, dass eine FDP im Bundestag auch eine Mehrheit von Union und Grünen verhindern würde. „FDP statt schwarz-grün“, sagte Kubicki.
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Kubicki griff scharf die Grünen und ihren Kanzlerkandidaten Robert Habeck an. Dieser halte sich für das größte Erfolgsmodell in Deutschland seit Jahrzehnten. „Er glaubt das wirklich, er sei eine Gnade für Deutschland. Gott bewahre uns.“
„Regierungsperspektive aus der politischen Mitte“
Um überhaupt eine Rolle nach der Wahl spielen zu können, müsste die FDP aber bei der Wahl am 23. Februar mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen erhalten. Umfragen zufolge könnte sie daran scheitern - bei den meisten Instituten liegt sie bei rund vier Prozent.
Die Delegierten sollen in Potsdam einen so genannten Wahlaufruf verabschieden, in dem die FDP neun „Prüfsteine“ als Bedingung für eine künftige Regierungsbeteiligung formuliert. Nach dem Ausschluss einer Koalition mit den Grünen nennt die FDP eine Koalition mit der Union als Ziel. Auch für eine „Deutschland-Koalition“ mit Union und SPD zeigt sie sich offen.
Um die Anliegen der FDP durchzusetzen, brauche es eine „Regierungsperspektive aus der politischen Mitte“, heißt es im Entwurf des Wahlaufrufs. Der Akzent der künftigen Bundesregierung müsse „stärker auf Erneuerung, Wettbewerbsfähigkeit und Freiheit“ liegen. Die Freien Demokraten schließen ausdrücklich „jede Zusammenarbeit“ mit AfD, Linkspartei und dem BSW nach der Bundestagswahl aus.
In dem Wahlaufruf fordern die Liberalen eine grundlegende Kehrtwende in der Politik - insbesondere in der Wirtschaftspolitik und bei der Begrenzung der illegalen Migration. Angesichts des Erstarkens extremer politischer Kräfte sei die bevorstehende Wahl eine „Richtungswahl“: „Führt die nächste Legislaturperiode nicht zu wirtschaftlichem Aufschwung, Ordnung in der Migration und einem effizienteren Staat, dann werden sich 2029 mehr Menschen den Rändern zuwenden“, warnt die FDP. (dpa/afp/mg)