Viele Mitarbeitende müssen jetzt gehenHändler mit radikaler Ankündigung: Kette schließt Filialen

Brillen aus der Kollektion von Mister Spex sind in einem der Läden des Unternehmens in einem Frankfurter Einkaufszentrum ausgestellt (Archivfoto).

Brillen aus der Kollektion von Mister Spex sind in einem der Läden des Unternehmens in einem Frankfurter Einkaufszentrum ausgestellt (Archivfoto).

Seit längerem brodelt es beim Brillenhändler Mister Spex, nun zieht das Unternehmen drastische Konsequenzen: Ein umfassendes „Transformations- und Restrukturierungsprogramm“ wurde beschlossen. Und das hat es in sich.

von Martin Gätke  (mg)

Das Berliner Unternehmen Mister Spex richtet sich neu aus – und dafür schließt es alle internationalen Filialen. Auch ein Teil der Belegschaft muss gehen.

Bereits seit längerem rumpelt es bei Mister Spex: Zwei neu gewählte Aufsichtsräte schmissen Anfang Juli 2024 nach nur vier Wochen hin, von schlechter Stimmung ist laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ die Rede.

Mister Spex: Mitarbeitende müssen gehen, Filialen müssen schließen

Auch an der Börse lief es nicht rund: Vor wenigen Tagen hat Mister Spex eine Gewinnwarnung herausgegeben, die Aktien sind mittlerweile weniger als ein Zehntel des Ausgabepreises von 25 Euro wert, den sie noch beim Börsengang 2021 hatten. Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr startet man einen Sparkurs.

Nun soll „SpexFocus” das Unternehmen wieder in die Bahn bringen, so wird das Transformations- und Restrukturierungsprogramm genannt, wie das Unternehmen selbst mitteilt.

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Darin steht: Rund zehn Prozent der Belegschaft wird gehen müssen. Derzeit sind rund 1300 Menschen bei Mister Spex beschäftigt, der größte Teil in Deutschland. Zudem werden die Preise der Produkte angepasst, Abläufe auf Effizienz geprüft und angepasst. Und: Sämtliche acht internationalen Filialen würden geschlossen – fünf in Österreich, zwei in Schweden, eine in der Schweiz. Das berichtet unter anderem „Business Insider“.

Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen insgesamt 70 Geschäfte in Deutschland, Österreich, Schweden und der Schweiz sowie ein flächendeckendes Netzwerk aus über 300 Partneroptikern.

„Das Unternehmen geht davon aus, dass das Transformations- und Restrukturierungsprogramm zu einer Steigerung des Ebitda (inkl. Miete) von mehr als 20 Millionen Euro führen wird, wobei die Auswirkungen hauptsächlich in den Jahren 2025 und 2026 erwartet werden“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Das Ebitda beschreibt das Betriebsergebnis vor Berücksichtigung von Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Mister Spex: 2007 galt das Start-up als Erfolgsgeschichte

Der gesamte Kapitalabfluss für das Programm werde demnach voraussichtlich rund 9 Millionen Euro betragen, der Großteil falle im zweiten Halbjahr 2024 an.

In der Start-up-Szene galt Mister Spex lange als Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen startete 2007 als reiner Onlineshop für Brillen, mit renommierten Investoren im Rücken. Vor drei Jahren folgte der Börsengang, der das Berliner Unternehmen mit einer Milliarde Dollar bewertete. 17 Jahre scheint die Erfolgsgeschichte große Kratzer zu bekommen.

Im vorigen Jahr hat Mister Spex mit seinem Onlineshop und dem Filialnetz knapp 224 Millionen Euro umgesetzt, erwirtschaftet fast ausschließlich in Deutschland. Unterm Strich schrieb das Unternehmen schon länger rote Zahlen: minus 48 Millionen Euro. Der Hauptgrund: die hohen Mietkosten, etwa für die neue Unternehmenszentrale und die Stores. Die betrugen zuletzt rund 18 Millionen Euro.