Nach Görtz & Co.Zwei große Schuh-Ketten aus NRW ziehen die Reißleine – Insolvenz

Unser Archivbild (2004) zeigt ein Salamander-Schuhgeschäft in der Düsseldorfer Innenstadt: Der Schuhhändler begibt sich nun ins Schutzschirmverfahren.

Unser Archivbild (2004) zeigt ein Salamander-Schuhgeschäft in der Düsseldorfer Innenstadt: Der Schuhhändler begibt sich nun ins Schutzschirmverfahren.

Rund drei Monate nach der Insolvenz von Görtz müssen zwei Schuhhändler ins Schutzschirmverfahren – beide haben ihren Sitz in NRW.

von Martin Gätke  (mg)

Seit 1937 ist Lurchi der legendäre Werbeheld der Schuhkette Salamander: Der Feuersalamander und seine Freunde haben über die Jahrzehnte jede Menge Abenteuer erlebt, begeisterten seitdem viele Generationen. Doch in wie vielen Salamander-Schuhläden Lurchi noch in Zukunft zu finden sein wird, ist ungewiss.

Denn aktuell plant die Einzelhandelssparte von Salamander sowie das Traditions-Schuhhaus Klauser, beide haben ihren Sitz in NRW, eine „umfassende Neuausrichtung“, wie die Unternehmen am Mittwoch (14. Dezember) mitteilen. Das geschehe im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens.

Nach Görtz-Insolvenz: Zwei Schuhhändler ziehen Reißleine

Hiervon betroffen seien insgesamt 93 Filialen in ganz Deutschland mit etwa 950 Mitarbeitenden. Der Verkauf in den Läden aber soll uneingeschränkt weiterlaufen, die Löhne und Gehälter seien zudem bis Februar 2023 gesichert, heißt es offiziell.

Für Salamander ist es nicht das erste Insolvenzverfahren: Bereits 2004 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, wurde damals durch den Handtaschenhersteller EganaGoldpfeil übernommen. Nachdem auch dieses Unternehmen Insolvenz anmelden musste, wurde Salamander von der Ara AG aus Langenfeld übernommen.

Klauser und die Einzelhandelssparte von Salamander müssten demnach ins Schutzschirmverfahren, weil die Verbraucherinnen und Verbraucher zuletzt im Zuge des Krieges in der Ukraine weniger gekauft haben, heißt es in der Mitteilung der Unternehmen.

Blick auf eine Salamander-Filiale in Dortmund im Jahr 2009.

Blick auf eine Salamander-Filiale in Dortmund im Jahr 2009.

Ziel sei es jetzt, die betroffenen Gesellschaften nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten auszurichten, heißt es weiter. Daher hätten die Geschäftsführungen mitsamt ihren operativen Tochtergesellschaften am 13. Dezember beim Amtsgericht Wuppertal jeweils Anträge auf Einleitung von Schutzschirmverfahren gestellt. Die wiederum seien vom Gericht bewilligt worden.

Görtz, Salamander, Reno, Klauser & Co.: Schuhhandel in der Krise

Nun sollen die Frankfurter Restrukturierungsexperten Sven Tischendorf und Alexander Höpfner die Neuaufstellung leiten und ziehen in die Geschäftsführungen ein.

„Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen gut zwei Jahren den Einzelhandel bereits massiv belastet“, wird Tischendorf zitiert. „Nun kommen in Folge des Ukrainekriegs steigende Energiekosten, hohe Inflation und eine erhebliche Eintrübung des konjunkturellen Umfelds hinzu. Hierauf reagieren wir: Das Schutzschirmverfahren stellt für die Gesellschaften die beste Möglichkeit dar, sich dauerhaft gestärkt aufzustellen.“

Höpfner erklärt, dass der Weg des Schutzschirmverfahrens gut vorbereitet und bewusst gewählt sei. „Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten – insbesondere natürlich Mitarbeiter, Lieferanten und Geschäftspartner – zugehen und gemeinsam die weiteren Schritte besprechen.“ Bis zum Mai 2023 soll es einen finalen Plan zur Neuausrichtung geben.

Der Schuhhandel steckt tief in der Krise: Erst im September hat die große Schuhkette Görtz Insolvenz anmelden müssen und hat bereits angefangen, bundesweit erste Filialen zu schließen – allein vier von fünf Läden in Köln. Auch Reno steckt in der Krise, konnte nur der Insolvenz durch einen Notverkauf sämtlicher Filialen und des Onlineshops entgehen.

In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die Ara-Gruppe, zu der Klauser und Salamander gehören, Insolvenz anmelden musste. Das ist nicht der Fall. Wir haben den Fehler umgehend korrigiert.