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Monica Lewinsky und das „Oral Office“Berühmteste Praktikantin der Welt wird 50 – das macht sie heute

Das undatierte Standbild aus einem Video von Sky News zeigt ein Zusammentreffen zwischen dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton und der damals 24-jährigen Monica Lewinsky.

1999: Monica Lewinsky strahlt „ihren“ Präsidenten Bill Clinton an. Das Standbild aus einem Video von Sky News gehört zu den berühmtesten Politikfotos der Welt.

Als junge Praktikantin im Weißen Haus wird Monica Lewinsky, die Ex-Geliebte des US-Präsidenten, weltberühmt und mit Dreck beworfen. Nun wird sie 50 Jahre alt.

von Maternus Hilger  (hil)

Sie ist die berühmteste Praktikantin der Welt – ein fragwürdiger Ruhm, auf den Monica Lewinsky gerne verzichten würde. Die junge Frau aus San Francisco, die am 23. Juli 2023 ihren 50. Geburtstag feiert, startet im Juni 1995 im Weißen Haus ihren Traumjob.

Bei dem kommen sie und US-Präsident Bill Clinton (76) sich bald näher – der Beginn einer verhängnisvollen Sex-Affäre, die die USA bis ins Mark erschüttern wird. Ein Skandal, der den verheirateten Clinton sogar fast das Amt gekostet hätte. Lewinsky ist damals 22 Jahre alt, der Präsident ist 49.

Monica Lewinsky: Pikante Tonbänder bringen Ermittlungen ins Rollen

Rund 18 Monate dauert das Verhältnis im Zentrum der Macht – im Oval Office, dem Amtszimmer des Präsidenten im Weißen Haus. Sie habe sich damals in den charmanten Clinton, der von 1993 bis 2001 die Weltmacht USA regierte, verliebt, erzählt sie später. Die Affäre des ungleichen Paares fliegt auf, als Sonderermittler Kenneth Starr, der in einer Immobilienaffäre aus Clintons Zeit als Gouverneur in Arkansas Beweise gegen den 42. US-Präsidenten sucht, unter anderem pikante Tonbänder zugespielt werden.

Auf den Telefon-Mitschnitten spricht Monica Lewinsky ausführlich über ihre Beziehung zu Clinton inklusive pikanter sexueller Details. Aufgezeichnet hat das brisante Material Linda Tripp, eine mehr als doppelt so alte Kollegin, mit der sich Lewinsky während ihres Praktikums anfreundet.

Ihr vertraut die unglücklich verliebte junge Frau all ihren Kummer an – nicht ahnend, dass Tripp eine falsche Freundin ist und sie nur aushorcht, um belastendes Material gegen Clinton zu sammeln, den sie nicht mag. Für Ermittler Starr ist das Material ein gefundenes Fressen.

Lewinsky-Affäre: schmuddelige Detasils gehen um die Welt

Die Bilder von der Praktikantin und dem Präsidenten aus dem Weißen Haus gehen bald um die Welt. Ab Januar 1998 berichten die Medien über ALLE Details. Je schmuddeliger, desto besser, so scheint es. Von Telefonsex, Oral-Verkehr und Zigarren als Sexspielzeug ist die Rede. Einige taufen das Oval Office flugs in „Oral Office“ um. Schwer wiegen vor allem die Vorwürfe, dass Clinton die Praktikantin angestiftet haben soll, die Affäre unter Eid zu leugnen, also einen Meineid zu leisten.

Der Präsident geht in die Offensive und beteuert in einer TV-Rede an die Nation seine Unschuld: „I did not have sexual relations with that woman, Ms. Lewinsky.“ Er habe keine sexuelle Beziehung „zu dieser Frau, Miss Lewinsky“ gehabt. Eine glatte Lüge. Ihm zur Seite springt seine Frau Hillary, die am nächsten Tag noch einen draufsetzt und pikiert von einer politischen Kampagne der Republikaner gegen ihren Mann, einen Demokraten, spricht.

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Und was ist mit Monika Lewinsky? Sie steht plötzlich da wie eine dumme kleine Göre und eine Lügnerin obendrein – scheinbar chancenlos gegen den übermächtigen und zudem noch immer äußerst beliebten Präsidenten. Doch die junge Frau wehrt sich, übergibt Sonderermittler Starr als Beweis u. a. ein blaues Kleid mit Sperma-Spuren, das sie nach einem Oral-Verkehr mit Clinton aufbewahrt habe.

Nach und nach zerbröselt Clintons Lügengespinst. Erstmals muss er sich einer Grand Jury von Geschworenen stellen. Vorwürfe wie Falschaussage, Beeinflussung von Zeugen und Meineid drohen ihn aus dem Amt zu katapultieren. Doch er trickst sich aus der Falle. Als er sich am 17. August erneut an die Nation wendet, streitet er zwar nicht mehr alles ab, gibt allerdings nur eine „unangemessene und unschickliche Beziehung zu Miss Lewinsky“ zu.

Monica Lewinsky 2021

Monica Lewinsky 2021 bei der Premiere der FX-TV-Serienfolge „Impeachment: American Crime Story“, die sie mitproduzierte. Die dritte Staffel (läuft bei uns bei Sky) beleuchtet ihre Affäre mit Bill Clinton

Von einer sexuellen Beziehung könne weiter nicht die Rede sein, da Oralverkehr im Gegensatz zum Geschlechtsverkehr nicht dazu zähle, so seine Verteidigungsstrategie. Juristische Spitzfindigkeiten, mit denen er durchkommt. Im Dezember 1998 stimmt das Repräsentantenhaus zwar für eine Amtsenthebung (Impeachment). Doch im Februar 1999 wird Clinton im Senat mehrheitlich freigesprochen, darf sein Amt behalten.

Monica Lewinsky: Hexenjagd auf „Präsidentengroupie“

Wie fühlt sich Monica Lewinsky – „diese Frau“, wie Clinton seine Ex-Geliebte meist nur nennt? Man gewinnt bei vielen der damaligen Berichte und Kommentare teilweise den Eindruck, als sei sie für den ganzen Schlamassel verantwortlich, in den der populäre Clinton geraten ist. Sie selbst wird plötzlich Opfer einer Schmutzkampagne, ja einer Hexenjagd, wird verteufelt als Präsidentengroupie, über die Kübel voller Dreck ausgeschüttet werden. Doch am Ende stellt sich stets heraus, dass sie die Wahrheit gesagt hat und nicht der Präsident.

Heute sei sie froh, dass sich durch die „#MeToo“-Bewegung vieles zum Besseren gewandelt habe – auch durch den öffentlichen Druck, den Missbrauch von Macht bei Sex mit Abhängigen nicht mehr so leicht wie so oft früher unter den Tisch kehren zu können. Mithilfe von Therapien, ihrer Familie und Freunden habe sie das Erlebte gut verarbeiten können, sagte sie einmal. Ihr Privatleben aber hält die sie konsequent privat. Und mit Blick auf die Affäre von einst meint sie nur augenzwinkernd: „Mit den Jahren wird der Geschmack bei der Partnerwahl besser.“