Pension vs. RenteDas Zweiklassen-System im Ruhestand
Köln – Die Angst vor der Altersarmut wächst – insbesondere bei denen, die sich in den nächsten Jahren aus dem Job verabschieden werden. Verschärfen dürfte sich die Lage, wenn demnächst die geburtenstarken Jahrgänge – die Babyboomer – die vor allem zwischen 1955 und 1969 Geborenen auch in Rente gehen.
Gelassener schauen da die Beamten in die Zukunft. Von ihnen werden bis 2030 rund 1,5 Millionen in den Ruhestand gehen.
Pension vs. Rente: Das Rentenniveau sinkt immer weiter
Sinkendes Rentenniveau, schlecht bezahlte Jobs, Auszeiten im Job – vor allem bei Frauen – sind nur einige Gründe, warum für viele die Rente nicht mehr zum Leben reicht. Hinzu kommt, dass private Vorsorge da an ihre Grenzen stößt, wo es keine Zinsen mehr fürs Ersparte gibt.
Sorgen, die die meisten Beamten nicht plagen. Sie haben nicht nur eine sicheren Arbeitsplatz, sondern genießen all die Vorzüge, mit denen der Staat seine Diener verwöhnt – auch im Alter.
Pension vs. Rente – Ein Zweiklassensystem
Die Schere zwischen Rentnern und Beamten öffnet sich seit Jahren immer weiter. Zu stören scheint das kaum jemanden in der Politik. Während die GroKo am Rentensystem herumgedoktert, bleiben die Pensionen tabu.
Dafür sorgen auch Lobbyisten wie der Deutsche Beamtenbund, die die Privilegien mit Zähnen und Klauen verteidigen. Doch können wir uns das Zweiklassensystem bei den Ruheständlern noch leisten und vor allem: Ist es gerecht?
Pension vs. Rente: Die Fakten
Pensionen sind im Schnitt deutlich höher als Renten. Nach Zahlen aus dem Bundesinnenministerium, über die das Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) am Jahresende berichtete, müsste ein Vollzeit-Angestellter mit Durchschnittsverdienst 53,4 Jahre arbeiten, um mit seiner Rente das Niveau der Mindestversorgung von monatlich 1708,87 Euro zu bekommen, die den Bundesbeamten nach fünf Jahren zusteht.
Pension vs. Rente: Es gibt krasse Unterschiede
Die rund 21 Millionen Rentner bekamen 2018 im Schnitt 760 Euro monatlich ausgezahlt. Das durchschnittliche Ruhegehalt der rund 440.400 pensionierten Bundesbeamten belief sich dagegen auf 3080 Euro. Nach 40 Dienstjahren erhalten Beamte zudem rund 71,75 Prozent des Gehalts als Pension, das sie während der letzten zwei Jahre vor dem Ruhestand bezogen haben.
Gesetzlich Versicherte müssen in der Regel 45 Jahre auf dem Buckel haben, um in den Genuss der vollen Rente zu kommen. Das Rentenniveau liegt derzeit bei 48 Prozent – erstmal bis 2025 festgeschrieben. Und dann? Man werde das im „Blick behalten“ versprach Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
Pension vs. Rente: Die Steuern
Richtig ist zwar, dass Beamte keine Pensionsbeiträge zahlen müssen, dafür müssen sie aber ihre Ruhegelder vollständig versteuern. Aber dennoch bleibt der Unterschied zu einem Durchschnittsrentner krass. Denn der muss auch Steuern zahlen, wenn seine Freibeträge ausgeschöpft sind.
Pensionen: Wer bezahlt die Beamten?
Etwa 1,85 Millionen Beamte gibt es – zwei Drittel davon beschäftigen die Länder. Für sie gilt das Alimentationsprinzip: Staatsdiener werden vom Staat – also vom Steuerzahler – bezahlt.
Das Problem: Kritiker monieren, dass weder Bund noch Länder in ausreichender Höhe Rücklagen gebildet haben, um die Pensionen vor allem langfristig bezahlen zu können.
Pension vs. Rente: Um diese Kosten geht es
In seiner jährlichen „Vermögensrechnung“ kalkuliert der Bund mit Kosten von insgesamt 758 Milliarden Euro für die Pensionen sowie für die Beihilfe zu den Krankheitskosten der meist privat versicherten Bundesbeamten im Ruhestand.
Das sind rund 70 Milliarden Euro mehr als 2017. Dabei handelt es sich zwar nur um eine Prognose, die verdeutlicht aber, um welche Belastungen es geht.
Pension vs. Rente: Rufe nach Reformen werden lauter
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) deutete zwar im September eine Einbeziehung der Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung an. Doch dabei blieb es erstmal. Dabei sehen Experten dringenden Handlungsbedarf.
Pension vs. Rente: Es gibt zu viele Beamte
Für Rentenexperte Bernd Raffelhüschen, der das Forschungszentrum Generationenverträge in Freiburg leitet, ist das Problem, dass noch immer in zu vielen Berufen Beamte eingestellt würden. So sehe er keinen Grund, Lehrer oder Professoren zu verbeamten.
Als wichtigsten Schritt fordert er die Übertragung des Nachhaltigkeitsfaktors bei Renten auf Pensionen. Während die Rente mit 67 mittlerweile in fast allen Bundesländern für die Beamten übernommen worden sei, sei das beim Nachhaltigkeitsfaktor nicht so. Der Faktor drosselt den Rentenanstieg. Bei Pensionen aber gilt: Erhalten Beamte ein Gehaltsplus, wird es – ungekürzt – auch an die Pensionäre weitergegeben.