Tod des Wagner-ChefsJetzt ist klar: Dieser Putin-Vertraute steckt wohl wirklich hinter dem Attentat

Ein Porträt von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin liegt im August 2023 an einer Gedenkstätte neben dem ehemaligen PMC Wagner Centre. Ein Bericht legt nahe, wer wirklich hinter dem Anschlag steckt.

Ein Porträt von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin liegt im August 2023 an einer Gedenkstätte neben dem ehemaligen PMC Wagner Centre. Ein Bericht legt nahe, wer wirklich hinter dem Anschlag steckt.

Im Sommer sorgte der meuternde Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin für einen kurzen Schreckmoment in Putins Reich. Kurz darauf war der Söldner-Chef bei einem Flugzeugabsturz um Leben gekommen – nicht zufällig, wie nun ein Bericht nahelegt. Ein enger Vertrauter von Wladimir Putin soll dahinterstecken.

von Martin Gätke  (mg)

Ende August wartet Jewgeni Prigoschin in seiner Embraer Legacy 600 auf den Abschluss des üblichen Routine-Sicherheitschecks, bevor er endlich abheben kann. Der Wagner-Chef sitzt mit neun weiteren Personen an Bord, es sollte nach St. Petersburg gehen.

Während der Verzögerung bemerkt niemand in der Kabine den kleinen Sprengsatz, der unter die Tragfläche geschoben worden war.

Jewgeni Prigoschins Tod: Bombe unter der Tragfläche explodierte

Monate nach dem Tod Jewgeni Prigoschin sorgt nun ein neuer Bericht des „Wall Street Journal“ für Wirbel: Er nennt nicht nur Details zum Tod des Söldnerchefs, sondern auch den Namen, der hinter dem Attentat stecken soll.

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Als der Jet abhob, an jenem Tag im August, stieg er etwa 30 Minuten lang auf über 8500 Meter. Dann passierte es: Ein Flügel explodierte, das Flugzeug stürzte in einer Spirale zu Boden. Alle zehn Insassen wurden getötet, auch Prigoschin selbst.

Der Tod von Prigoschin war damals noch gar nicht offiziell bestätigt, da kondolierte Putin bereits den Angehörigen. Prigoschin sei ein „fähiger“ Mann gewesen, habe aber „schwere Fehler“ begangen.

Schon da berichtete verschiedene einschlägige Telegram-Kanäle, die mit der Söldnergruppe in Verbindung stehen, dass der Absturz womöglich durch eine Bombe im Bereich des Fahrgestells ausgelöst worden sei. Von „Mord“ war die Rede. Der Kreml hat eine Verwicklung in den Tod vehement bestritten.

Jewgeni Prigoschin: Anschlagspläne nach seinem „Marsch auf Moskau“

Prigoschin und seine Wagner-Kämpfer waren zwei Monate zuvor über die Grenze zur Ukraine nach Südrussland einmarschiert, er besetzte in Rostow am Don das dortige Hauptquartier der russischen Armee. Dann zogen seine Kolonnen – bestens ausgerüstet – Richtung Norden, nach Moskau. Richtung Kreml.

Nach rund 24 Stunden Aufstand vollzog Prigoschin überraschend eine Wende und beorderte seine Söldner zurück in ihre Lager. Wochen später ist der Wagner-Chef tot.

Im Bericht des „Wall Street Journal“ heißt es unter Berufung auf westliche Geheimdienste und einen früheren russischen Geheimdienstmitarbeiter, dass diese Ermordung des Warlords zwei Monate lang vorbereitet wurde – also direkt nach dem Aufstand.

Jewgeni Prigoschins Tod: Er soll hinter dem Attentat stecken

Hinter dem Prigoschin-Anschlag soll einer der ältesten Verbündeten und Vertrauten Putins stecken: Nikolai Patruschew (72), Sekretär des russischen Sicherheitsrates. Er gehört den sogenannten „Silowiki“ an – dem engeren Kreis um Präsident Putin.

Er soll hinter dem Anschlag auf Prigoschin stecken: Der Putin-Vertraute Nikolai Patruschew (links), Sekretär des russischen Sicherheitsrates. Hier schüttelt er 2019 dem chinesischen Präsidenten Xi Jingping die Hand.

Er soll hinter dem Anschlag auf Prigoschin stecken: Der Putin-Vertraute Nikolai Patruschew (links), Sekretär des russischen Sicherheitsrates. Hier schüttelt er 2019 dem chinesischen Präsidenten Xi Jingping die Hand.

Patruschew habe Putin bereits im Sommer 2022 vor dem wachsenden Einfluss Prigoschins gewarnt, Putin aber habe die Warnungen in den Wind geschlagen – immerhin waren die Wagner-Truppen durchaus erfolgreich im Krieg gegen die Ukraine.

Doch das änderte sich Monate später, als Prigoschin öffentlich gegen den Kreml schoss und sich vehement über den Mangel an Munition beschwerte. Auch bei Putin persönlich habe Prigoschin angerufen.

Nikolai Patruschew: Er wollte Prigoschin „loswerden“

Gespräche, die Patruschew dafür genutzt haben soll, zu versuchen, den Präsidenten davon zu überzeugen, sich von Prigoschin zu distanzieren. Der, so habe er Putin erklärt, werde immer gefährlicher. Später dann habe Putin tatsächlich keine Anrufe mehr vom Wagner-Boss entgegengenommen.

Kennen sich schon sehr lange: Präsident Putin (Mitte) und Nikolai Patruschew (links). Bereits in den 1970er-Jahren sollen sich beide kennengelernt und eng zusammengearbeitet haben. 1999 wurde Patruschew nach Putin Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB.

Kennen sich schon sehr lange: Präsident Putin (Mitte) und Nikolai Patruschew (links). Bereits in den 1970er-Jahren sollen sich beide kennengelernt und eng zusammengearbeitet haben. 1999 wurde Patruschew nach Putin Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB.

Als dann Prigoschin gen Moskau marschierte, habe Patruschew sich der Sache angenommen – er habe versucht, Vertraute von Prigoschin zu sprechen, um den zur Beendigung der Meuterei zu bewegen, sei auf der Suche nach Vermittlern gewesen.

Nachdem der Aufstand dann gescheitert war, habe Patruschew seinem Assistenten befohlen, eine spezielle Operation vorzubereiten: Er wolle Prigoschin „loswerden“, so zitiert der Bericht einen Ex-Geheimdienstler.

Putin seien kurz darauf Pläne gezeigt worden, er habe keinen Einspruch erhoben. Anschließend sei die Bombe im Flugzeug platziert worden, die Privatmaschine stürzte ab.