Habeck reiste am Samstag (19. März 2022) nach Katar, nächste Station sind die Emirate. Die Reise ist Teil der Bemühungen, nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zu verringern.
Energie aus Katar statt RusslandGrünen-Politiker Habeck provoziert mit Kommentar
Es sind Worte, die gerade in Zeiten wie diesen vielen Deutschen besonders weh tun dürften – steigender Energiepreise zum Trotz. Rund um die Folgen des Ukraine-Kriegs hat ausgerechnet Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit einem Satz für Aufsehen gesorgt.
Aus Sicht des Grünen-Politikers kann Deutschland zur Deckung des Energiebedarfs auch künftig nicht nur mit Demokratien zusammenarbeiten.
Robert Habeck auf Reise in Katar und VAE
„Viele Opec-Staaten sind problematisch“, sagte Habeck der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vor seinem Besuch in Katar und den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) richtigerweise.
„Aber zwischen einem nicht demokratischen Staat, bei dem die Situation der Menschenrechte problematisch ist, und einem autoritären Staat, der einen aggressiven, völkerrechtswidrigen Krieg vor unserer Tür führt, gibt es noch mal einen Unterschied. Wir können nicht alle Länder von Lieferungen ausschließen.“
Wegen Ukraine-Krieg: Robert Habeck sucht Energie-Alternativen
Habeck reiste am Samstag (19. März 2022) nach Katar, nächste Station sind die Emirate. Die Reise ist Teil der Bemühungen, nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zu verringern.
Robert Habeck war deswegen bereits in Norwegen. Katar ist einer der weltgrößten Exporteure von Flüssiggas (LNG). Der allergrößte Teil geht jedoch bisher nach Asien. In den Emiraten geht es vor allem um grünen Wasserstoff.
Habeck wird von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Neben kurzfristigen Lieferungen geht es um eine langfristige Perspektive. In Deutschland sollen eigene LNG-Terminals aufgebaut werden. Bisher kommt LNG in Terminals etwa in den Niederlanden und Belgien an und kommt von dort nach Deutschland. Mit Terminals in Deutschland sollen die Kapazitäten erhöht werden.
WM 2022 in Katar: Robert Habeck spricht über Menschenrechte
Habeck trifft neben dem Emir auch mehrere Minister. Er hatte angekündigt, auch die Menschenrechtslage anzusprechen, die vor allem seit der Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar, die Ende des Jahres stattfindet, international in der Kritik steht.
Seine Äußerungen über die Zusammenarbeit mit nicht demokratischen Regierungen bezog Habeck der FAZ zufolge ausdrücklich auch auf erneuerbare Energien. Hier komme es ebenfalls auch unterschiedliche Bezugsquellen an. „Wenn wir klug sind, diversifizieren wir unsere künftigen Wasserstoff-Importe wirklich“, sagte der Minister demnach.
Seine Aussagen kommen einigen aber vor wie eine Provokation – gerade wenn man an Nachhaltigkeit auch bei der Energie-Gewinnung glaubt. Im Internet gab es diverse Reaktionen zu Habecks Reise.
- „Habeck kauft Energie in Katar. Menschenrechte? EGAL! Frauenrechte? EGAL!“
- „Da wirft man schon mal die eigenen Ideale der Menschenrechte über den Haufen, kein Problem. Energiewende in der Krise: Habeck geht Gas kaufen – ausgerechnet die Scheichs aus Katar sollen liefern.“
- „Habeck in Katar, um von dort unsere Rohstoffe zu beziehen, wir ersetzen also den einen diktatorischen Lieferant, durch einen anderen!“
- „Um unabhängiger von einem menschenverachtendenden Regime und dessen fossilen Energieträgern zu werden, ist Grünen Politiker Robert Habeck jetzt in Katar um über Gaslieferungen zu verhandeln. Keine Pointe.“
Ob Kritikerinnen und Kritiker aber umdenken bei weiter steigenden Energiepreisen? Habeck erklärte auch, dass die Gasversorgung in Deutschland für den kommenden Winter noch nicht komplett gesichert sei.
Robert Habeck: Ohne Russland nicht genug Gas für nächsten Winter
„Wenn wir zum nächsten Winter noch nicht mehr Gas bekommen und die Lieferverbindungen aus Russland würden gekappt werden oder abreißen, hätten wir nicht genug Gas, um alle Häuser warm und alle Industrie laufen zu lassen“, sagte Habeck. Er verwies darauf, dass möglicherweise ganze Lieferketten abreißen würden, wenn bestimmte Branchen wie die chemische Industrie oder die Stahlwerke nicht mehr produzieren könnten.
Die Bundesregierung bereite sich auf diesen Fall vor, „der hoffentlich zu verhindern sein wird“. Der Wirtschaftsminister betonte, im Moment gehe es darum, möglichst schnell unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden. (dpa/afp/spol)