Erstmals seit Wochen ist der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wieder in einem Video zu sehen. Es ist das erste Video nach seinem gescheiterten Aufstand gegen den Kreml. Der Tonfall hat sich drastisch verändert.
Neues Video von Wagner-ChefPrigoschin nach Wochen wieder da – er klingt plötzlich stark verändert
Er trägt einen militärischen Boonie auf dem Kopf, dazu Tarnkleidung, hält ein Sturmgewehr in der Hand und wirkt auf den ersten Blick martialisch wie eh und je: Nach Wochen der Abwesenheit ist Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wieder in einem Video zu sehen, es ist das erste Lebenszeichen nach dem misslungenen Aufstand Ende Juni. Doch etwas hat sich verändert.
Prigoschin ist in der Wüste, offenbar in Afrika. Er spricht von „Temperaturen über 50 Grad“. Der Tonfall des Mannes in dem am Montagabend (21. August) bei Telegram veröffentlichten Videos überrascht jedoch.
In dem Video sind Militärfahrzeuge in der Wüste zu sehen. Wo genau er sich aufhält, blieb bislang unklar. Doch sein Tonfall ist auffällig.
Russland: Prigoschin wieder da – Tonfall im neuen Video überrascht
Prigoschin erklärt in dem Video: „Wir arbeiten! Die Temperatur liegt bei über 50 Grad, so wie wir es mögen. Die Wagner-Gruppe führt eine Aufklärungs- und Suchmission aus, macht Russland noch größer auf jedem Kontinent – und Afrika noch freier.“ Der Wagner-Chef ruft auch Freiwillige dazu auf, sich ihm anzuschließen. „Wir werden hier zum Albtraum für Al-Qaida, ISIS und andere Gangs“.
Als Jewgeni Prigoschin vor dem gescheiterten Aufstand in Videos zu sehen und zu hören war, warf er der russischen Militärführung zuletzt sehr lautstark vor, an der Front den Rückzug angetreten zu haben und die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der Verluste zu täuschen.
Als seine Truppe in Bachmut im Einsatz war, wütete er über ausbleibende Versorgung und Munition. Dieser Ton hat sich nun drastisch geändert: Prigoschin wirkt wesentlich demütiger.
Russland: Wagner wendet sich wieder Konflikten in Afrika zu
In den Augen vieler russischen Fachleute ist Prigoschin der „große Verlierer“ – nach seinem misslungenen Aufstand habe er seine Macht eingebüßt, musste sich ins Ausland absetzen. Von einer Kritik an der militärischen Führung oder auch an Putin ist nun nichts mehr zu hören.
Die paramilitärische Wagner-Gruppe ist schon lange in mehreren afrikanischen Staaten präsent, darunter in Mali und der Zentralafrikanische Republik. Offenbar wendet sich Prigoschin nun mit seiner Truppe wieder den Konflikten auf dem Kontinent zu. In bis zu zwölf Ländern Afrikas ist Wagner aktuell aktiv.
Ende Juli putschte in dem Sahel-Staat Niger das Militär. Und die neue Militärregierung findet bei Wagner einen Verbündeten: Laut US-Berichten sollen Vertreter der Junta bereits Kontakt zur Söldnertruppe aufgenommen haben.
Russland will seinen Einfluss in Afrika weiter ausbauen, Wagner ist dafür das Werkzeug: Mit Wagner verbundene Unternehmen beliefern afrikanische Staaten mit Waffen und Militärgerät – dafür erhalten die Söldner etwa Schürf- oder Verkaufsrechte, etwa in Goldminen.