Unfassbare Szenen mitten in EuropaHunderte demonstrieren für Putin: „Russen befreien die Welt“

Weltweit wird Putins Krieg in der Ukraine verdammt, die internationale Gemeinschaft zeigt sich vereint, wenn es um Sanktionen und Strafmaßnahmen geht. Auch die Menschen strömen zu Hunderttausenden auf die Straßen, um gegen diesen Wahnsinn zu demonstrieren. Doch in Europa sind auch andere Töne zu hören.

von Martin Gätke  (mg)

Es sind Szenen, die in der derzeitigen Lage in der Ukraine kaum zu ertragen sind: Während die Ukrainerinnen und Ukrainer verbittert gegen die russischen Invasoren kämpfen, unter der Erde in Bunkern oder U-Bahnstationen bangen müssen oder in Massen in die Nachbarländer fliehen, während ihr Land in Schutt und Asche gebombt wird, skandieren in einem anderen Teil Europas Demonstranten pro-russische Parolen.

„Die Russen - unsere Brüder – befreien das Land und hoffentlich die Welt“, rufen sie. „Die Ukraine wird derzeit von Neonazis befreit“, sagt ein Demonstrant, der 22-jährige Nikola Babic, laut Nachrichtenagentur AFP. Sie halten russische Flaggen in die Luft und Bilder von Kreml-Chef Wladimir Putin. So ziehen sie durch die Innenstadt von Belgrad und skandieren Nato-feindliche Parolen.

Ukraine: Serbische Medien verteidigen Krieg Putins

Nicht nur viele Serbinnen und Serben verteidigen den Krieg Putins, auch eine Reihe serbischer Medien verteidigte in den vergangenen Tagen dessen Angriff auf das Nachbarland. Bezeichnend ist, was regierungsnahe Zeitungen seit der Eskalation auf ihren Titelseiten schrieben: „Die Amerikaner stürzen die Welt ins Chaos – Die Ukraine hat Russland angegriffen!“, heißt es in der Boulevardzeitung „Informer“. Am Tag nach Kriegsbeginn hieß es auf Seite eins der „Objektiv“: „Russen überrennen Ukraine an einem Tag“.

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Die Stimmung im Land, das EU-Beitrittskandidat ist: offen pro-russisch. Präsident Aleksandar Vučić gilt als Freund Putins, das Land ist energiepolitisch stark von Russland abhängig. Auch russische Waffensysteme werden von Russland bezogen. In der UN-Vollversammlung stimmte Serbien zwar für eine UN-Resolution, die den Angriff Russlands auf die Ukraine verurteilt. Sanktionen gegen Moskau wurden hier aber ausgeschlossen.

Die Situation zeigt, wie angespannt die Lage im Westbalkan noch immer ist. Und wie sehr er unter dem Einfluss von Drittländern steht – auch unter Russlands. Der Grundkonflikt in der Region ist noch immer ungelöst – und macht die EU verletzlich. Auch in Brüssel weiß man, dass hier ein Funken genügt, um die alten Auseinandersetzungen neu zu entfachen.