„Ich sollte keine Deutsche mehr sein“Studentin will in Land einreisen und erlebt Horror am Flughafen

Flugzeuge und Busse stehen auf dem Feld am Airport Ben Gurion.

Flugzeuge und Busse stehen in unserem Archivbild (2020) auf dem Feld am Airport Ben Gurion. Eine Leipziger Studentin schildert ihr Horror-Erlebnis bei ihrem Einreiseversuch in Israel.

Ihr Video sorgte für riesige Wut im Netz und beschäftigt nun auch das deutsche Außenministerium: Eine Studentin aus Leipzig wollte nach Israel einreisen und macht am Flughafen ein Horror-Erlebnis.

Die 19-Jährige ist in Berlin geboren, habe Abi und sich im Jugendparlament engagiert. Doch als sie am 17. April nach Israel einreisen wollte, habe sie sich nicht mehr als Deutsche gefühlt, so sagt sie später.

Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv hat sie eine Auseinandersetzung mit einem israelischen Grenzbeamten gehabt. Die palästinensische Herkunft ihre Eltern wird der jungen Frau plötzlich zum Verhängnis. Sie filmt die Szene mit ihrem Handy mit, stellt den Ausschnitt ins Netz. Innerhalb kürzester Zeit geht der Clip viral, wurde millionenfach aufgerufen und hunderttausendfach kommentiert.

Hier das Video auf Instagram ansehen:

Wie die Studentin der „Leipziger Volkszeitung“ berichtet, studiere sie seit Oktober Jura in Leipzig. Ihre Eltern seien ehemalige DDR-Bürger, seien in den 1980er-Jahren aus Palästina nach Berlin gekommen. „Ich habe palästinensische Wurzeln mit ostdeutscher Neigung“, erklärt sie.

Als sie nach Israel einreisen wollte, wurde diese Familiengeschichte zum Verhängnis. Bei der Visumkontrolle in Tel Aviv habe sie die Dokumente vorgezeigt, anschließend habe man sie nicht weiter durchgelassen, sondern in einen Wartebereich geführt. Ein Beamter habe sie in sein Büro gebeten.

Deutsche erlebt Horror in Israel: „Er sagte, dass ich keine Deutsche sei“

„Er schob mir ein Abschiebeformular zu“, sagt die Studentin der Zeitung. Sie solle unterschreiben. „Er sagte, dass ich keine Deutsche sei.“ Sie solle in Abschiebehaft kommen. Doch statt zu unterschreiben, habe sie ihre Mutter angerufen. Und während sie mit ihr sprach, habe sie der Beamte am Arm gepackt und gesagt, er könne das Problem „auch mit Handschellen und Tränengas lösen“, so die Leipzigerin weiter.

Als die Auseinandersetzung lauter wird, habe sie mitgefilmt. Die Auseinandersetzung mit dem Beamten ist im Video zu sehen:

Das Video habe auch die Aufmerksamkeit des deutschen Botschafters in Israel, Steffen Seibert, erregt. Auf Twitter bezeichnete er die Aufnahmen als „schlimm und nicht hinnehmbar“.

Die Botschaft habe sich um den Fall gekümmert, offenbar sorgte nur diese Intervention am Ende dafür, dass die Leipzigerin nicht inhaftiert wurde. Nach 32 Stunden sei sie zu einem Polizeiwagen geführt und aufs Rollfeld gefahren worden. Von dort aus ging es zurück mit dem Flugzeug nach Berlin.

Israel: Auswärtiges Amt warnt vor Problemen bei Einreise

Diese Art von Zwischenfall ist in Israel nicht ungewöhnlich. Das Auswärtige Amt erklärt auf seiner Webseite: „Deutsche Staatsangehörige palästinensischer Herkunft müssen mit einer Sicherheitsbefragung und gegebenenfalls längeren Wartezeiten rechnen.“

Eine mehrstündige Sicherheitsbefragung und auch eine Verweigerung der Einreise sei „jederzeit ohne Angaben von Gründen möglich.“ Und weiter: „Die deutsche Botschaft in Tel Aviv hat in diesen Fällen keine Möglichkeit der Unterstützung.“

Leipziger Studentin startet Online-Petition

Die Studentin erklärt, ihr gehe es mit der Öffentlichmachung ihrer Geschichte darum, auf die problematischen Praktiken der Grenzbeamten hinzuweisen. In einer Online-Petition richtet sie sich an Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne): „Deutscher Pass, deutsches Recht: Frau Baerbock, schützen Sie alle Deutschen überall!“

Die israelischen Behörden weisen diese Kritik indes zurück. Wie israelische Medien berichten, habe die Grenz- und Einwanderungsbehörde erklärt, die Leipzigerin habe sich während der Befragung als deutsche und palästinensische Staatsbürgerin sowie Einwohnerin des Westjordanlandes zu erkennen gegeben.

Sie habe allerdings keine notwendige Einreisegenehmigung von den palästinensischen Behörden gehabt, ihr sei die Einreise verweigert worden. Weiter heißt es, die Studentin habe sich aggressiv und beleidigend verhalten. (mg)