Sturm aufs Kapitol„Proud Boys”-Anführer im Interview: Seine Aussagen sind verstörend
Washington – Mit seinen Äußerungen zum Angriff auf das US-Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021 hat der Anführer der rechtsextremen Gruppierung „Proud Boys”, Henry „Enrique” Tarrio, jetzt für Entsetzen gesorgt. In einem Interview mit dem US-TV-Sender CNN gab er zu, den Vorfall nicht zu bedauern. Ganz im Gegenteil.
- Nach Sturm auf US-Kapitol: „Proud Boys”-Anführer Henry Tarrio bedauert Angriff nicht
- Henry „Enrique” Tarrio ist ein Unterstützer von Donald Trump
- Tarrio hat kein Mitleid mit den Opfern der Kapitol-Stürmung
Bei der Erstürmung des US-Kapitols starben fünf Menschen. Für Tarrio ist dies aber kein Grund, die Aktion rückgängig machen zu wollen. Darüber berichtete unter anderem die „Frankfurter Rundschau”.
„Proud Boys”-Anführer Tarrio bedauert Sturm auf Kapitol nicht
Nach dem 6. Januar hatte Tarrio, bekennender Anhänger von Donald Trump, auf Social Media einen Post verfasst, der als gewaltverherrlichend eingeschätzt wurde.
So hatte der 36-Jährige geschrieben: „Wenn das Volk die Regierung fürchtet, ist das Tyrannei. Wenn die Regierung das Volk fürchtet, ist das Freiheit.“ Dazu stellte Tarrio ein Foto von Abgeordneten, die sich zum Schutz und aus Angst vor den Angreifern duckten.
Gegenüber CNN sagte Tarrio, dass es sich bei dem Zitat um Worte von Thomas Jefferson handeln würde. Doch laut der Stiftung des 3. Präsidenten der USA gibt es keine Beweise dafür, dass der Ex-Präsident diese Aussage je getroffen hat.
Sturm auf US-Kapitol: Henry Tarrio hat kein Mitleid mit Opfern
Tarrio sagte im Interview mit CNN außerdem, dass er grundsätzlich nichts bereue. Bezüglich des Kapitol-Sturms und der damit verbundenen Opfer sagte der Vorbestrafte, dass er die Attacke auf das Kapitol zwar nicht unterstütze, er sie aber auch nicht verurteile.
„Verurteilen“ sei ein starkes Wort, betonte er. Auch die US-Abgeordneten, die angegriffen wurden, täten ihm nicht leid. „Ich weine nicht um Leute, die sich einen Dreck um Wählerstimmen kümmern. Ich sympathisiere nicht mit ihnen“, machte Tarrio seine Haltung deutlich.
Indirekt entschuldigte er die brutalen Taten mit dem Frust der Menschen, die sich um ihre Stimmen betrogen fühlten. Nach der US-Wahl 2020 hatte der scheidende Präsident Trump über mehrere Wochen behauptet, dass die Wahl manipuliert worden sei. Für ihn liege systematischer Wahlbetrug vor. Beweisen konnten er oder seine Unterstützer diese schwerwiegenden Behauptungen nicht.
Unterstützer von Donald Trump: Wer ist Henry „Enrique” Tarrio?
Als Anführer der „Proud Boys” war Henry „Enrique” Tarrio noch vor der Kundgebung am 6. Januar 2021 von einem Gericht angewiesen worden, Washington zu verlassen. Die Polizei hatte ihn nach seiner Ankunft in der US-Hauptstadt festgenommen, weil ein Haftbefehl wegen Sachbeschädigung bei einer früheren Demonstration von Trump-Anhängern gegen ihn vorlag.
Tarrio muss Washington bis zu seinem nächsten Gerichtstermin am 8. Juni fernbleiben. Die „Washington Post” hatte am 27. Januar unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichtet, Tarrio habe nach einer Betrugsanklage gegen ihn aus dem Jahr 2012 mit der Polizei kooperiert.
Die damalige Staatsanwältin habe 2014 vor Gericht angegeben, dass Tarrios Bereitschaft zur Zusammenarbeit zur Strafverfolgung von 13 weiteren Verdächtigen beigetragen und bei Ermittlungen im Drogenmilieu geholfen habe.
Henry „Enrique” Tarrio ist ein guter Bekannter von Roger Stone
Tarrio ist im Übrigen auch ein guter Bekannter von Roger Stone, einem treuen Anhänger von Donald Trump. Stone musste im Zuge der Russland-Affäre vor Gericht aussagen.
Der frühere Berater von Trump hatte während seines Prozesses ein Bild von Richterin Amy Berman Jackson veröffentlicht, das sie neben einem Fadenkreuz zeigt. Damit hatte Stone die Gerichtsanordnungen missachtet.
Tarrio gab in der Vergangenheit zu, für Roger Stone Social-Media-Kanäle betreut zu haben. (dpa/jba)