Lage immer bedrohlicherZahl der Toten steigt – noch ist unklar, wann Deutsche evakuiert werden

Im Sudan halten die Kämpfe seit fast einer Woche an, die Zahl der Toten steigt auf über 400. Die deutsche Bundesregierung stellt indes weiter Überlegungen an, wie und wann deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger aus dem Land evakuiert werden können.

Die Bundesregierung ist nach den Worten von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) weiterhin mit Planungen für eine Evakuierung deutscher Staatsbürger aus dem Sudan beschäftigt. „Wir sind in den Überlegungen, wie wir die Menschen da rausholen können“, sagte Pistorius am Freitag am Rande eines Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein.

Weitere Angaben zum Stand der Planungen machte der Verteidigungsminister nicht. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts hatte zuvor erklärt, eine „niedrige dreistellige Zahl“ deutscher Staatsbürger habe um eine Evakuierung aus dem Sudan gebeten.

Sudan: Bundesregierung musste erste Evakuierungsaktion abbrechen

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung einem Bericht des „Spiegel“ zufolge eine Evakuierungsaktion für gut 150 Deutsche abbrechen müssen. Die Aktion scheiterte demnach an den andauernden Kämpfen. Laut dem Auswärtigen Amt sollen mehr als die vom „Spiegel“ genannten 150 Deutschen aus dem Sudan ausgeflogen werden. Es gehe um eine „niedrige dreistellige Zahl“, sagte die Sprecherin am Freitag.

Die Außenamtssprecherin erklärte weiter, allein für die bundeseigene deutsche Entwicklungsgesellschaft GIZ seien derzeit im Sudan 118 Menschen tätig, darunter 103 Mitarbeiter aus Deutschland. Diese seien nach derzeitigen Erkenntnissen alle wohlauf.

Sudan: Lage „unverändert drastisch“

Die Lage im Sudan sei „unverändert drastisch“, sagte die Sprecherin. Die Probleme nähmen „von Tag zu Tag“ zu. Insbesondere sei die Versorgungslage schlecht und die Stromversorgung teilweise unterbrochen.

Da somit auch das Aufladen von Handys erschwert sei, werde es „zunehmend schwierig“, Menschen vor Ort zu erreichen. Die Bundesregierung prüfe weiterhin „alle Optionen“ für eine Evakuierung, könne aber aus Sicherheitsgründen keine weiteren Angaben machen.

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Im Sudan sind die seit fast einer Woche anhaltenden Kämpfe zwischen Armee und Paramilitärs auch an Eid al-Fitr, dem Fest zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan, weitergegangen. Seit den frühen Morgenstunden war am Freitag in der Hauptstadt Khartum andauernder Gefechtslärm zu hören, seit Beginn der Auseinandersetzungen am vergangenen Samstag sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 400 Menschen getötet und 3500 weitere verletzt worden.

Gegen Mittag erschütterten erneut Luftangriffe das Stadtzentrum von Khartum, Augenzeugen zufolge wurde dabei die Umgebung des Hauptquartiers der Armee ins Visier genommen. Bei den Gefechten in Khartum wurden mehrere Krankenhäuser stark beschädigt.

In der 350 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegenen Großstadt El Obeid wurden der sudanesischen Ärztegewerkschaft zufolge vier Kliniken getroffen. Insgesamt seien 70 Prozent der Krankenhäuser im Kampfgebiet „außer Betrieb“, erklärte die Gewerkschaft. (afp/mg)