Scholz gegen MerzThemen, Moderation, Regeln – alles zum ersten TV-Duell

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, unterhalten sich am 26. Juni 2024 im Deutschen Bundestag.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, unterhalten sich am 26. Juni 2024 im Deutschen Bundestag.

Das erste TV-Duell vor der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wird mit Spannung erwartet. Aber welche Regeln gelten dabei für Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU)? Hier bekommt ihr alle Infos.

Es ist wie verhext für Bundeskanzler Olaf Scholz und die SPD in dieser heißen Phase des Wahlkampfs. Es kann passieren, was will, aber die Sozialdemokraten kommen in den Umfragen einfach nicht vom Fleck. Selbst die Verabschiedung des Migrationskonzepts der Union mit den Stimmen der AfD – aus Sicht der SPD ein historischer Tabubruch – hat nicht die ersehnte Wende gebracht. Die SPD hängt weiter bei 15 bis 18 Prozent fest – etwas mehr als halb so viel wie die Union.

Was kann Scholz zwei Wochen vor der Wahl noch helfen? Vielleicht die Serie von Fernsehdebatten, die am Sonntag (9. Februar 2025) mit einem Duell zwischen Scholz und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz bei ARD und ZDF beginnt?

Die Ausgangslage: Maximale Konfrontation

Das erste Aufeinandertreffen der beiden aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten findet auf einem Scherbenhaufen statt. In der vergangenen Bundestagswoche ist ein Grundkonsens zwischen den sogenannten Parteien der demokratischen Mitte beendet worden. Erstmals hat die Union einen Beschluss im Parlament mit den Stimmen der AfD durchgesetzt. Eine Mehrheit für einen Gesetzentwurf mit konkreten Regelungen bekam sie aber nicht. Stattdessen bot das Parlament eine unrühmliche Debatte, die von Begriffen wie „Schande“, „Sündenfall“ und „Tor zur Hölle“ geprägt war.

Die Umfragen: Merz mit großem Vorsprung

In den Umfragen hat sich das aber zunächst nicht niedergeschlagen. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend legten Union und AfD jeweils um einen Prozentpunkt auf 31 und 21 Prozent zu. Die SPD blieb dagegen bei 15 Prozent stabil. Auch im ZDF-Politbarometer wuchs die Zustimmung für die Union minimal um einen Prozentpunkt auf 30 Prozent die SPD stagnierte bei 15 Prozent.

Ein wenig mehr Hoffnung brachte der SPD eine YouGov-Umfrage, in der sie von 15 auf 18 Prozent zulegte – aber auch nur, nachdem sie in der Vorwoche vier Prozentpunkte abgestürzt war. Die Union blieb auch hier mit 29 Prozent klar stärkste Kraft.

Die Strategien: Scholz muss angreifen

Scholz hat nichts mehr zu verlieren, er wird angreifen müssen. Die SPD hat den Wahlkampf von Anfang an als ein Duell zwischen dem Kanzler und dem Oppositionsführer verstanden. Gerade nach der vergangenen Woche stellt sie Merz als jemanden dar, dem man nicht über den Weg trauen kann. Es sei sogar denkbar, dass er sich mit Stimmen der AfD zum Kanzler wählen lässt, so die SPD-Erzählung.

Merz geht mit der Rückendeckung des CDU-Parteitags und dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, in die Auseinandersetzung. Er habe gezeigt, dass die Union es ernst meint mit der Bekämpfung der irregulären Einwanderung, so seine Sicht der Dinge. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht er hinter sich.

Die Themen: Mehr als Migration und AfD

Es wird in dem Duell aber um viel mehr gehen als die beiden derzeit im Wahlkampf dominierenden Themen Migration und Umgang mit der AfD. Die Ankurbelung der kriselnden deutschen Wirtschaft stand zum Beispiel mal ganz oben auf der Agenda. Auch die Steuerkonzepte und der Ukraine-Krieg dürften die Fernsehzuschauer und -zuschauerinnen interessieren.

Die Moderation: Zwei Talkshow-Urgesteine

Zwei Talkshow-Urgesteine sollen dafür sorgen, dass die Themenmischung stimmt: die Moderatorinnen Sandra Maischberger und Maybrit Illner, für die es nicht das erste Kandidaten-Duell vor einer Wahl ist. Der Schlagabtausch wird zeitgleich live ab 20.15 Uhr – eigentlich zur klassischen „Tatort“-Zeit am Sonntagabend – sowohl im Ersten als auch im ZDF ausgestrahlt.

Die Regeln: Es läuft keine Uhr mit

Die vielleicht interessanteste Regel bei diesem Duell: Es werden laut Sender keine Zeitkonten eingeblendet. „Die Redezeit wird in der Regie gemessen. Bei größeren Ungleichgewichten in der Redezeit wird dies von den Moderatorinnen thematisiert.“ Und: Es wird kein Schlussstatement der beiden Kandidaten geben.

Scholz und Merz werden an zwei Pulten stehen, die Moderatorinnen ihnen gegenüber sitzen. Die Fragen kennen die Duellanten vorher nicht. Ein Knopf im Ohr für einen „Stichwortgeber“ ist untersagt. Beide Kanzlerkandidaten haben keine Notizen vorbereitet. Lediglich ein Stift und ein zum Duell-Start leerer Notizblock liegt für sie bereit.

Damit können – und sollen – Merz und Scholz auch direkt beim Gegenüber nachfragen oder auf Aussagen reagieren. Dadurch erhoffen sich die übertragenden Sender eine gewisse Portion Zündstoff für eine hitzige Debatte.

Die Wirkung: Mittel gegen die Ratlosigkeit

Expertinnen und Experten messen TV-Duellen im Wahlkampf eine wichtige Bedeutung bei. Forsa-Chef Manfred Güllner sieht dieses Mal zugleich eine Besonderheit: „Bei dieser Wahl hat die Inflation von ‚Kanzlerkandidaten‘ zur Entwertung dieses Begriffs geführt und dürfte insofern auch die Bedeutung der Diskussionen zwischen den Kandidaten relativieren.“ Angesichts der „herrschenden Ratlosigkeit vieler Wahlberechtigter“ könnten sie dennoch Einfluss auf die Wahlentscheidung haben.

Aus Sicht von Marcus Maurer, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sind TV-Duelle im Wahlkampf immer noch wichtig, „weil sie den Zuschauern einen direkten, ungefilterten Eindruck von den Kandidaten vermitteln“. Die Bedeutung habe aber wegen der hohen Frequenz von Sendungen in ähnlichen Konstellationen „wahrscheinlich eher etwas abgenommen“.

Fortsetzung folgt: Vierer-Runde in einer Woche

In den nächsten zwei Wochen bis zur Wahl am 23. Februar werden die Kanzler- und Spitzenkandidaten in zahlreichen weiteren Fernsehdebatten aufeinandertreffen. Zu einem Novum kommt es nächsten Sonntag (16. Februar): Dann werden Scholz und Merz bei den Privatsendern RTL und ntv in einer Viererrunde auf Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) treffen.

Ursprünglich hatte auch RTL auch ein Zweierformat mit Scholz und Merz geplant, schwenkte dann aber um. Damit gibt es nach jetzigem Stand nur noch ein weiteres Duell zwischen Regierungschef und Oppositionsführer im Fernsehen: Vier Tage vor der Wahl am 19. Februar bei Welt-TV und „Bild.de“. (dpa, sku)