Während Ukraine-BesuchPlötzlich gibt es Luftalarm – Steinmeier muss in Schutzbunker ausharren

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt mit dem Zug von Przemysl in Kyjiw an.

Auf seinem Besuch in der Ukraine musste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während eines Luftalarms in einem Schutzbunker ausharren. Das Foto zeigt ihn am 25. Oktober 2022 in Kyjiw.

Ein Luftalarm hat Frank-Walter Steinmeier in den Luftschutzkeller gezwungen. Der Bundespräsident ist derzeit zu Besuch in der Ukraine.

Anderthalb Stunden in Ungewissheit: Ein Luftalarm während seines Besuchs im nordukrainischen Korjukiwka hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in den Schutzkeller gezwungen: „Wir haben die ersten anderthalb Stunden im Luftschutzkeller verbracht“, sagte Steinmeier am Dienstag (25. Oktober 2022).

Zuvor hatte er in der Hauptstadt Kyjiw dem ukrainischen Volk die unerschütterliche Solidarität Deutschlands zugesichert. Bei seinem ersten Besuch in der Ukraine seit Kriegsbeginn wollte Steinmeier am Abend Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen.

Ukraine: Steinmeier muss anderthalb Stunden im Schutzbunker verbringen

„Wir werden die Ukraine weiter unterstützen: militärisch, politisch, finanziell und humanitär“, sagte Steinmeier bei seiner Ankunft in Kyjiw. Sein Besuch erfolgte vor dem Hintergrund anhaltender russischer Angriffe auf zivile Ziele in der Ukraine, auch die Hauptstadt Kyjiw wurde in den vergangenen Wochen mehrfach zum Ziel militärischer Attacken.

„Mir ist es wichtig, gerade jetzt, in der Phase der niederträchtigen russischen Luftangriffe im ganzen Land, ein Zeichen der Solidarität an die Ukrainerinnen und Ukrainer zu senden“, sagte Steinmeier.

Es sei wichtig, die Ukrainer vor den „perfiden Angriffen der russischen Raketen und Kamikaze-Drohnen zu schützen“, sagte der Bundespräsident weiter. Er blicke „mit großer Bewunderung auf den Mut, die Tapferkeit, die Unbeugsamkeit der Menschen in der gesamten Ukraine“.

Steinmeier appellierte an die Deutschen in der Heimat, nicht zu vergessen, was der Krieg für die Ukrainer bedeutet und „einen Moment lang durch die Augen der Ukrainer“ zu sehen.

Nach Angaben aus seinem Umfeld wollte Steinmeier mit dem Besuch auch ein „Signal ins Inland“ setzen: Die Hilfe für die Ukraine werde ein „Marathon“, und sie werde große Kraftanstrengungen erfordern, hieß es aus dem Bundespräsidialamt.

Von Kyjiw aus reiste Steinmeier nach Korjukiwka nahe der Grenze zu Belarus. Der Luftalarm und die eineinhalb Stunden im Schutzkeller hätten „uns besonders eindrücklich nahegebracht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben“, sagte der Bundespräsident.

Steinmeier würdigt Menschen in Korjukiwka

Korjukiwka war zu Beginn des Angriffskrieges von russischen Truppen besetzt gewesen. Die Besatzer haben sich zurückgezogen, aber die Stadt kämpft vor dem hereinbrechenden Winter mit zerstörter Infrastruktur und Versorgungsengpässen. Steinmeier würdigte den Mut der Bewohner, „die sich mit bloßen Händen den Panzern entgegengestellt haben und sie tatsächlich zum Stoppen gebracht haben“.

Inzwischen sei die Stromversorgung einigermaßen repariert, berichtete der Bundespräsident. Und es werde ein Fernheizwerk umgebaut, dass man es mit Holz der Region heizen könne. Deutschland hilft dabei laut Steinmeier „ein bisschen“, unter anderem durch Technologie, die von deutscher Seite zur Verfügung gestellt werde.

Steinmeier war bereits vor einem Jahr, vor Beginn des Ukraine-Krieges, in Korjukiwka zu Besuch gewesen. Er hatte dort an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg teilgenommen.

Auch diesmal erinnerte der Bundespräsident wieder an die Opfer eines 1943 von der deutschen Wehrmacht und SS in Korjukiwka verübten Massakers, bei dem binnen zwei Tagen mehr als 6700 Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden. (afp)