Ex-US-General mit heftigen Vorwürfen„Wenn Ukraine scheitert, ist Deutschland mitverantwortlich“

Der damalige kommandierende General der US Army in Europa, Generalleutnant Frederick Ben Hodges, im März 2017.

Der damalige kommandierende General der US Army in Europa, Generalleutnant Frederick Ben Hodges, im März 2017.

Der ehemalige US-General Ben Hodges hat Deutschland und den USA mangelnde Entschlossenheit bei der Unterstützung der Ukraine vorgeworfen.

„Will der Westen den Sieg der Ukraine? Mein Glaube schwindet“, sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa in einem Interview des „Tagesspiegel“ (Samstag).

Zwar erlaube die US-Regierung nun ihren Verbündeten, F-16-Kampfjets an die Ukraine zu liefern, ihr langes Zaudern vor der Lieferung sei aber „ein Beispiel für die fehlende Entschlossenheit, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen“, so Hodges.

Ukraine: „Sollte Gegenoffensive scheitern, sind Regierungen verantwortlich“

Zögerlich sei auch Deutschland bei der Entscheidung über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern, kritisierte Hodges. Sollte die Gegenoffensive der Ukraine scheitern, „muss man die Regierungen der USA und Deutschlands dafür verantwortlich machen“. Ein Scheitern sei indes vermeidbar, wenn die beiden Länder jetzt entschieden handelten.

Die Ukraine fordert seit längerem von der rot-grün-gelben Bundesregierung die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern für die Verteidigung gegen Russland. Die Ampel ist aber bisher zurückhaltend. Es gibt Befürchtungen, dass die Waffen auch russisches Territorium erreichen könnten.

Ukraine: „Dann können die Russen die Krim nicht mehr halten“

Entscheidend für den Erfolg der ukrainischen Armee sei „die Fähigkeit zu Präzisionsangriffen über weite Distanzen“, argumentiert Hodges. „Dann können die Russen die Krim nicht mehr halten. Es würde zu gefährlich für ihre Schwarzmeerflotte und ihre Luftwaffe, dort weiterhin zu operieren.“

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Präzisionswaffen mit hoher Reichweite könnten nach Meinung des ehemaligen US-Generals auch dazu beitragen, die Zerstörung der russischen Artillerie-, Logistik- und Transportinfrastruktur zu beschleunigen.

Die USA haben nach Angaben der Niederlande und Dänemarks vom Freitag der Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen an die Ukraine zugestimmt. Zuvor hatten sich die beiden Länder bereit erklärt, F-16 an die Ukraine zu liefern. Sie wollen auch ukrainische Piloten ausbilden.

Es dürfte aber mehrere Monate dauern, bis die F-16 tatsächlich auch geliefert werden können. Da es sich um ein Waffensystem aus den USA handelt, braucht es die Zustimmung Washingtons. Von der US-Regierung hatte es am Donnerstag geheißen, man wolle Dänemark und den Niederlanden eine schnelle Weitergabe der F-16 ermöglichen. (dpa/mg)