Bis zuletzt haftete Annalena Baerbock das Bild der jungen, überforderten Frau an. Seit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine hat sich das Profil der Bundesaußenministerin deutlich geschärft.
Nach Kritik-WelleAusgerechnet Baerbock bringt uns jetzt etwas Hoffnung
von Béla Csányi (bc)
Der von Wladimir Putin initiierte Krieg in der Ukraine hat schon in seiner ersten Woche etliche Menschenleben gekostet, Existenzen zerstört und Ungewissheit in Europa gesät. Wer nach Gewinnern sucht, sucht vergebens. Immerhin: Vereinzelt gibt es auch Hoffnungsschimmer – durch die gewaltige Solidarität in Deutschland und der Welt, die überwältigende Geschlossenheit für den Frieden. Mut macht aus deutscher Sicht außerdem das entschlossene Auftreten von Außenministerin Annalena Baerbock, meint unser Autor. Ein Kommentar.
Seit nunmehr einer Woche verfolgt die Welt voller Entsetzen, wie sich Russlands Invasion in der Ukraine trotz unerwarteter Rückschläge kontinuierlich voran walzt. Unter den politischen Schwergewichten, die am lautesten gegen das perfide Vorgehen von Präsident Wladimir Putin (69) aufbegehren, ist seit Beginn der Gefechte auch Annalena Baerbock (41).
Annalena Baerbock von der „jungen Dame“ zur führenden Stimme für Frieden
Exakt drei Wochen ist es her, dass Baerbocks Besuch an der Frontlinie in der Ukraine noch für Wirbel gesorgt hatte – weil Korrespondent Christoph von Marschall (63) im ZDF-„Morgenmagazin“ in unerklärbarer Ignoranz herablassend feststellte, dass sich die „junge Dame“ im drohenden Kriegs-Szenario nicht besonders wohlfühle und die verzwickte Lage „nicht ihre Welt“ sei.
Kurz darauf folgte die dramatische Eskalation durch Russlands Truppen und Baerbock gewann seitdem an Prestige wie kein anderer deutscher Würdenträger. Auch international hat die im vergangenen Wahlkampf noch massiv kritisierte Baerbock ihr Profil in Windeseile geschärft. Ihr Kenntnisse aus dem Völkerrecht waren dabei sicherlich von Nutzen.
Bei der UN-Dringlichkeitssitzung am Dienstag (1. März 2022) beeindruckte sie mit einer Rede, in der sie in rund acht Minuten die russische Kriegstreiberei vollumfänglich entlarvte und ein überwältigendes Votum für die angestrebte Resolution in die Wege leitete. Und als Bundeskanzler Olaf Scholz (63) vergangene Woche zunächst noch zauderte und bei der ganz großen Sanktionskeule bremste, hatte sich die Grünen-Politikerin schon klar positioniert und damit den deutschen Kurs gegenüber Putin vorgegeben.
Intervention im Ukraine-Krieg: Annalena Baerbock überzeugt als Außenministerin
Dabei hatten ihr viele das Potenzial für eine solche Entwicklung im vergangenen Jahr während des teils unter der Gürtellinie geführten Wahlkampfs noch gänzlich abgesprochen. Mit Patzern beim Lebenslauf und dem hastig herausgebrachten Buch hatte Baerbock sich im Rennen um das Kanzleramt zwar auch selbst ein Bein gestellt, dennoch hing ihr das von Gegnern gezielt lancierte und offensichtlich bis zuletzt anhaftende Bild der jungen, überforderten Frau lange nach.
Für manche mag es daher eine neue Erkenntnis sein: An politischem Format mangelt es der Außenministerin definitiv nicht. Und so bringt es in diesen turbulenten Zeiten ein klein wenig Beruhigung, die deutsche Außenpolitik bei Annalena Baerbock in kompetenten, umsichtigen und gleichzeitig entschlossenen Händen zu wissen.