Der ehemalige ukrainische Box-Star Wladimir Klitschko hat sich aus Kyjiw erneut für Hilfe aus Deutschland starkgemacht. In einem Interview sprach er sich auch für eine deutsche Unterstützung mit Waffen aus.
Ukraine-Krieg„Müssen stark bleiben“: Wladimir Klitschko warnt Deutschland wegen Russland-Offensive
Klare Worte vom ehemaligen ukrainischen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko (46). Der jüngere Bruder des Bürgermeisters von Kyjiw, Vitali Klitschko (50), appellierte am Montag (2. Mai 2022) in einem Interview mit dem TV-Sender „Phoenix“ an die deutsche Politik.
„Wir müssen zusammen mit der freien Welt die russische Armee stoppen. Nach wie vor brauchen wir militärische Unterstützung mit Waffen und humanitäre Unterstützung, um die Front der russischen Armee zu stoppen“, so Klitschko deutlich. Die russische Propaganda habe bereits angekündigt, dass sie weiterrollen und nicht nur in der Ukraine bleiben werden. Am 9. Mai könne es laut der Befürchtung einiger Beobachterinnen und Beobachter eine sogenannte „Generalmobilmachung“ in Russland geben.
Wladimir Klitschko über Krieg-Auswirkungen: „Nicht nur in Deutschland“
„Wir müssen einfach stark bleiben, bei der Wahrheit bleiben und so schnell wie möglich diesen Krieg stoppen. Solange der Krieg läuft, verlieren wir hier in der Ukraine unser Leben. Nicht nur unsere Infrastruktur, sondern unser Leben.“
Klitschko sprach auch von großen Auswirkungen auf Deutschland und die ganze Welt. Nicht erst durch leere Regale im Supermarkt merken wir bei uns bereits erste Auswirkungen. „Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Letztendlich sind wir auch ein großer Lieferant von Agrarkulturen auf der ganzen Welt“, macht Klitschko deutlich. Es sei wahnsinnig wichtig zu verstehen, dass es nicht nur um die Ukraine gehe, sondern um viel mehr. „Wir verteidigen auch zusätzlich unsere demokratischen Werte, die wir mit Europa und der freien Welt teilen.“
Klitschko über Leben in Kyjiw: „Können Himmel nicht von Raketen befreien“
In der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw komme das Leben zwar etwas zurück, von Normalität könne jedoch keine Rede sein. „Die Stadt ist belebter, als es zum Beispiel vor vier Wochen der Fall war. Viele Bürger, die in der Stadt leben, kommen wieder zurück aus dem Westen. Natürlich gibt es auch viele Flüchtlinge, die aus dem Süden und Osten der Ukraine nach Kyjiw kommen“. Allerdings sei auch die Hauptstadt nicht sicher. „Erst vor vier Tagen wurde Kyjiw von zwei Raketen getroffen. Dabei sind schon wieder Menschen gekillt worden.“ Man sehe im Vergleich zum Vormonat deutlich mehr Verkehr auf den Straßen von Kyjiw, von einem ruhigen Leben könne aber keine Rede sein.
Auf die Frage, ob der Besuch von deutschen Politikern gefährlich und richtig sei, hat Klitschko eine klare Meinung. „Trotz einer gewissen Normalität ist auch jeder westliche Politiker in Gefahr, weil wir den Himmel über Kyjiw nicht von russischen Raketen befreien können.“ Dennoch sei ein Besuch ein wichtiges Zeichen: „Da zu sein heißt auch Solidarität zu zeigen. Es ist wichtig in diesen Kriegszeiten diese Solidarität zu zeigen und für den Frieden einzustehen.“ Dank des globalen Internets würden Besuche von Politikerinnen und Politiker ihre Unterstützung in die Welt tragen.
Wladimir Klitschko über deutsche Politik: „Zurückhaltung war falsch“
Der 46-Jährige habe gemischte Gefühle bezüglich der deutschen Politik. „Die Zurückhaltung am Anfang des Krieges gegenüber Russland war falsch. Ich weiß, dass Deutschland finanziell viel gemacht hat und uns vor allem die Deutschen wahnsinnig stark unterstützt haben, indem sie auch Flüchtlinge aufgenommen haben.“
Was die Politik betrifft, sehe er die fehlende deutsche Unterstützung am Anfang des Krieges sehr kritisch. Mittlerweile habe sich dies nach seinem Besuch in Berlin jedoch geändert. Olaf Scholz habe mittlerweile verstanden, dass man einen Krieg nicht mit den Fäusten gewinnen könne. „Dafür braucht man schwere Waffen. Es ist ganz wichtig, dass Deutschland und die freie Welt die Ukraine mit Waffen unterstützt, damit wir unser Land verteidigen können.“ Er hoffe, dass Kanzler Scholz seinen Worten nun weiter Taten folgen lasse. (mn)