Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach: Seine Aussage über Putin und die Ukraine sorgt für einen Eklat. Das Land ist empört und bestellt die deutsche Botschafterin ein. Schönbach muss zurückrudern. Und räumt seinen Posten.
Eklat um Deutschlands Marine-ChefEmpörende Aussagen über Putin, jetzt muss er gehen
Die ukrainische Regierung hat im Streit um Waffenlieferungen und wegen umstrittener Äußerungen des deutschen Marine-Chefs die deutsche Botschafterin in Kiew einbestellt.
Bei dem Gespräch mit Botschafterin Anka Feldhusen habe Kiew deutlich gemacht, dass die Kommentare des Marine-Chefs absolut inakzeptabel seien, teilte das ukrainische Außenministerium am Samstag mit. Das Ministerium habe auch seine „tiefe Enttäuschung“ über das Nein der Bundesregierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine zum Ausdruck gebracht.
Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, hatte sich am Freitag bei einem Besuch in Indien zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine geäußert. Den von westlichen Staaten befürchteten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine bezeichnete er dabei als „Nonsens“.
Ukraine-Konflikt: Marine-Chef sorgt für Skandal
Schönbach äußerte Verständnis für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Was er wirklich will, ist Respekt auf Augenhöhe. Und - mein Gott - jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet fast nichts, kostet nichts. Also würde man mich fragen: Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er fordert - und den er vermutlich auch verdient.“
Er sehe die größere Bedrohung in China. „Selbst wir, Indien, Deutschland, brauchen Russland, weil wir Russland gegen China brauchen“, so Schönbach. Er sei ein strenggläubiger Katholik, und Russland sei ein christliches Land - „obwohl Putin ein Atheist ist, das ist egal. Dieses große Land, auch wenn es keine Demokratie ist, auf unserer Seite als bilateralen Partner zu haben, (...) hält möglicherweise Russland von China fern.“ Schönbach sagte weiter zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: „Die Halbinsel Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen.“
Ukraine-Krise: Marine-Chef rudert auf Twitter zurück
Am Samstag distanzierte sich Schönbach von seinen Äußerungen und erklärte auf Twitter, sie seien „unbedacht“ gewesen. „Da gibt es nichts zu deuteln, das war ein klarer Fehler.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums betonte, Schönbachs Äußerungen entsprächen in keiner Weise der Position des Ministeriums. Der Vizeadmiral werde sich bei seinem Vorgesetzten, Generalinspekteur Eberhard Zorn, erklären müssen.
Anschließend räumte er seinen Posten. Schönbach habe die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht um die Versetzung in den Ruhestand gebeten. Lambrecht habe dem entsprochen.
Ukraine: Deutschland will keine Waffen liefern
Für Spannungen zwischen Kiew und Berlin sorgt auch die ablehnende Haltung der Bundesregierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Angesichts des massiven russischen Truppenaufmarsches an der ukrainischen Grenze appelliert die Regierung in Kiew seit längerem an die Bundesregierung, ihr sogenannte Defensivwaffen und militärische Ausrüstung zu liefern.
Die Bundesregierung vertritt dagegen die Position, dass in Krisengebiete keine todbringenden Waffen geliefert werden dürfen. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte diese Haltung am Samstag erneut bekräftigt.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warf Berlin daraufhin vor, Putin in seinem Vorgehen zu „ermutigen“ und die Geschlossenheit des Westens in dem Konflikt zu „untergraben“. (afp/dpa/mg)