Es sind düstere, unheilvolle Zeilen, die jetzt auf zahlreichen ukrainischen Webseiten aufgetaucht sind – in einer Zeit, die explosiver kaum sein könnte. Die Ukraine-Krise gleicht einem Pulverfass, Außenministerin Baerbock plant jetzt eine Reise ins Konfliktgebiet.
„Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten“Furchtbare Nachricht aufgetaucht, Baerbock handelt sofort
Die Drohung war plötzlich in der Nacht zu Freitag auf den Webseiten zahlreicher ukrainischer Behörden und Ministerien zu lesen, wie das Land meldet. So teilte auch das Bildungs- und Forschungsministerium in Kiew mit, dass sie Opfer einer „umfassenden Attacke“ geworden seien. Ebenso habe es beim Internetauftritt des Außenministeriums ausgesehen. Auch das Katastrophenschutzministerium und das Kabinett waren online nicht erreichbar.
Der Grund: Eine Drohbotschaft auf Ukrainisch, Russisch und Polnisch. Die wurde auf einigen der gehackten Seiten hinterlassen, hieß es. Alle von den Bürgern auf die Seiten hochgeladenen Daten würden veröffentlicht. „Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten“, stand dort geschrieben.
Noch ist unklar, wer hinter den Angriffen steckt. Fest steht jedoch, dass sie zu einer äußerst kritischen Zeit stattfinden. Nach US-Berichten hat Russland an der Grenze zur Ukraine rund 100.000 Soldaten zusammengezogen, zuletzt seien auch Kampfhubschrauber und -flugzeuge hinzugekommen. Am Dienstag hat Russland erneut Militärübungen durchgeführt, mit Panzern und scharfer Munition.
Kiew wirft dem Land Provokation vor, die Nato-Staaten befürchten einen Angriff. Russland wiederum bestreitet jegliche Angriffspläne kategorisch.
Ukraine-Krise: Der Westen ist auf Eskalation eingestellt
Zudem sind jüngste Krisengespräche, die endlich Entspannung in diese kritische Lage bringen sollten, fehlgeschlagen. Bislang gab es keinen Durchbruch, Russland schloss weitere Gespräche mit dem Westen unlängst aus, man sehe keinen Anlass.
Die EU, die Nato, die USA – sie sind mittlerweile auf Eskalation im Ukraine-Konflikt eingestellt. Laut Medienberichten rechne man mit dem Schlimmsten. Ist der Hacker-Angriff auf die Ukraine der erste Schritt, um für Verunsicherung zu sorgen? Diplomaten und Analysten haben laut „New York Times“ jedenfalls mit einem solchen Cyberangriff schon länger gerechnet.
Dass der Angriff wenige Stunden nach dem Abschluss der erfolglosen Gespräche zwischen Russland, den USA und der Nato stattgefunden hat, sorgt nun für einen klaren Verdacht seitens der Ukraine: „Wir vermuten, dass der aktuelle Angriff mit dem jüngsten Scheitern der russischen Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine in der NATO zusammenhängt“, heißt es vom Zentrum für strategische Kommunikation und Informationssicherheit. „Wir haben seit einiger Zeit keinen so bedeutenden Angriff auf Regierungsorganisationen mehr gesehen.“
Am Freitag beschuldigte die Biden-Regierung Moskau außerdem, Saboteure unter falscher Flagge in die Ostukraine geschickt zu haben, um einen Vorfall zu inszenieren, der Russland womöglich einen Vorwand für eine Invasion liefern könnte.
Ukraine-Krise: Baerbock reagiert nach Cyberattacke sofort
Die Lage scheint festgefahren. Außenministerin Annalena Baerbock handelte zusammen mit der Nato und der EU sofort, sagte nach dem Cyberangriff der Ukraine ihre Hilfe zu. Angesichts der massiven Spannungen wollen Deutschland und Frankreich nun einen weiteren Vermittlungsversuch starten. Baerbock und ihr französischer Kollege Jean Yves Le Drian wollen gemeinsam in das Konfliktgebiet reisen.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin trifft Baerbock am Montag in Kiew erst den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Außenminister Dmitri Kuleba. Am Dienstag wird sie dann in Moskau beim russischen Außenminister Sergej Lawrow erwartet. Die Reihenfolge demonstriert die deutsche Unterstützung für das Land. Baerbock selbst sagte, sie wolle in dem Konflikt „Gesprächskanäle auf allen unterschiedlichen Ebenen“ nutzen. Dafür brauche es viel Ausdauer, Geduld und „starke Nerven“.