Die ukrainischen Truppen können russische Vorstöße in vielen großen Städten bislang verhindern. Auch vor Kyjiw geraten Putins Einheiten ins Stocken. Nun formieren sie sich um und ändern ihre Taktik, wie neue Satellitenbilder zeigen.
Neue Satellitenbilder aufgetauchtHier sehen wir die schreckliche Taktik der russischen Armee
Noch können die ukrainischen Kräfte die russischen Invasoren außerhalb der meisten Großstädte halten: Rund um Kyjiw und Charkiw sowie in großen Teilen im Süden der Ukraine kommen Putins Truppen nicht voran.
Dass die Hauptstadt in nächster Zeit eingenommen werden kann, halten auch Analysten für unwahrscheinlich. Die russische Armee hat nun die Taktik geändert, wie neue Bilder des Satellitendienstes Maxar belegen.
Eine neue Analyse des Royal United Services Institute (RUSI), einer der ältesten militärischen Denkfabriken, legt nahe, dass die russischen Streitkräfte, die aus dem Norden vorgerückt sind, um Kyjiw vom Westen her einzukreisen, ins Stocken geraten sind.
Ukraine: Russische Truppen graben sich vor Kyjiw ein
Der scheinbar ursprüngliche Plan Putins, die Regierung Kyjiws schnellstmöglich zu stürzen, schlug fehl. Selbst unter Best-Case-Annahmen sei es derzeit unwahrscheinlich, dass die Hauptstadt bald eingenommen wird. Auch das russische Militär stellt seine ursprüngliche Taktik um – und schaltet von einem Offensiv- in einen Stellungskrieg.
„Sie hatten sich vorgestellt, dass sie schnell vorankommen und sehr schnell die Hauptstadt einnehmen würden, aber sie waren nicht in der Lage, das zu tun“, sagte auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin kürzlich in einem CNN-Interview.
Ukraine: Neue Satellitenbilder zeigen die neue Taktik
Zwar gab es immer wieder Kämpfe in Kyjiw und den Vororten, vor allem im Nordwesten und Westen der Stadt. Neue Satellitenbilder zeigen, dass sich die Truppen nun buchstäblich eingraben. Wie CNN berichtet, baut das russische Militär im Norden und Nordwesten Kyjiws Erdwälle um seine Ausrüstung.
Stattdessen wird aus der Ferne weiter bombardiert. Wie ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums sagte, bündeln die russischen Artillerieeinheiten rund um Kyjiw ihre Kräfte.
Ukraine: Allein in Kyjiw wurden 222 Menschen getötet
Die Stadt hat bereits in den letzten Wochen zu spüren bekommen, wie diese furchtbare Taktik aussieht: Mehrere Wohngebäude wurden in Schutt und Asche gebombt, der Eingang einer U-Bahnstation und der umliegende Markt ebenso. Aus der Luft werden gezielt zivile Gebete angegriffen, darunter auch Schulen und Krankenhäuser.
Seit Beginn des Krieges sind der ukrainischen Nachrichtenagentur zufolge sind mindestens 222 Menschen allein in Kyjiw getötet worden, darunter 60 Zivilisten und vier Kinder. Hunderte weitere wurden verletzt.
Insgesamt seien bereits 36 Mehrfamilienhäuser, fünf Einfamilienhäuser, sechs Schulen und vier Kindergärten zerstört worden. Dass sich die russische Armee mit ihren Artillerieeinheiten vor der Hauptstadt buchstäblich eingräbt, ist ein Beleg dafür, dass der Bombenhagel vorerst kein Ende finden wird.