Er hat Hennes auf dem SchreibtischSo tickt Bayers neuer Boss Werner Baumann

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Er wird neuer Bayer-Chef: Werner Baumann.
Leverkusen – Wechsel an der Spitze des Bayer-Konzerns: Nach dem Niederländer Marijn Dekkers (58) übernimmt nun ein Rheinländer das Ruder. Werner Baumann (53), bisher Strategie-Vorstand.
Wie tickt der Mann, der das wertvollste Dax-Unternehmen ab 1. Mai leiten wird?
Gerne schnell und laut
Seine Lebensplanung sah anders aus: Mit 50 wollte der begeisterte Autofahrer – „gerne schnell und laut“ – ausgesorgt haben, „und dann nur noch tun, was Spaß macht“.
Zuhause, in Krefeld („Köln war mir und meiner Frau zu teuer“) – stehen sechs junge Oldtimer, das erste Golf GTI-Modell zum Beispiel oder der 90er-Jahre BMW Z3.
Vorbild für den frühen Arbeitsausstieg: „Der Schwiegervater. Er war Bauer, er hat das geschafft.“
Er packt auch im Haushalt an
Baumann liebt es außerdem, „etwas mit den Händen“ zu erschaffen, ein Werk zu erstellen, wenn er mal Zeit für Hobbies hat.
Das kann auch gerne mal eine Reparatur im Haus sein: „Der Abfluss unter der Spüle war gerade verstopft, den habe ich frei bekommen.“
Oder eine Schublade in der Küchenzeile muss gerichtet werden: „Irgendwie ist dabei der Beschlag abgegangen, sieht jetzt etwas nach Baustelle aus.“
Baumann, groß, schlank, der auf den ersten Blick zurückhaltend und beobachtend wirkt, taut im Gespräch auf.
Seine Hände sprechen mit, er erzählt lebhaft und hat einen feinen Humor.
Wenn er sich an seine Jugend in Krefeld erinnert, verfällt er in einen leichten, rheinischen Singsang. "Ich komme aus einer Handwerkerfamilie."
Er half im Betrieb der Eltern
Seine Eltern hatten eine Bäckerei in einer kleinen Seitenstraße in Krefeld. Da mussten er und seine Schwester aushelfen.
Baumann lernte früh, was es heißt, einen Betrieb zu führen. Und, was es bedeutet, sich gegen große Unternehmensketten zu wehren.
Einer seiner Leitsätze (s. Extrakasten) lautet: Wir machen nur das, worin wir Spitze sein können.
Wenn er zurückdenkt, dann auch an die Grotenburg-Kampfbahn – Spielstätte von Bayer 05 Uerdingen, in den 80er Jahren eine große Mannschaft mit Spielern wie den Funkel-Brüdern und Kalli Feldkamp als Trainer. Mit seinem Vater stand er am Spielfeldrand.
Kurz-Vita Werner Baumann
Ein Bayer-Eigengewächs. Geboren wurde er in Krefeld, quasi neben dem Chempark Uerdingen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Aachen und Köln.
Seit 1988 ist er unterm Bayer-Kreuz beschäftigt. Erst am Standort Leverkusen in den Konzern-Finanzen. Dann holte Werner Wenning, heute Bayer-Aufsichtsratschef, ihn nach Spanien.
Baumann empfahl sich für Jobs in den USA, kam schließlich zurück und begleitete das Zusammengehen mit Schering.
Als Finanz, dann als Strategie-Vorstand zeichnete er verantwortlich für erfolgreiche Übernahmen wie etwa die des Consumer-Care-Geschäfts des US-Pharmakonzerns Merck.
Zudem ist Kulturfreund Baumann, Sternzeichen Waage, Schatzmeister des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Der Verein fördert junge Kunst-Talente.
Baumann ist verheiratet und hat vier Kinder.
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Baumann mit Vorgänger Marijn Dekkers (l.).
Hennes auf dem Schreibtisch
Heute nimmt Baumann „im Wechsel“ einen seiner Söhne mit – allerdings zu Bayer Leverkusen.
Am Sonntag konnte er beim Spiel gegen den FC nicht dabei sein. Eigentlich wollte er das Derby mit FC-Präsident Werner Spinner – ehemals im Bayer-Vorstand – im Stadion verfolgen.
Natürlich haben ihn die Punkte für Leverkusen gefreut. „Dafür habe ich Hennes dann gestreichelt.“
Doch nicht den echten Geißbock: „Werner Spinner hat mir eine kleine Hennes-Figur geschenkt“, erklärt Baumann. Und die steht jetzt auf seinem Schreibtisch.
Parallelen zu Vorgänger Dekkers
Vier Kinder hat Baumann, eine Tochter, 21, und drei Söhne. Der ältere ist 19, die Zwillinge (zur Zeit für ein Schuljahr in den USA) sind 17.
Auch Marijn Dekkers (Baumann nennt den Niederländer, der in den Aufsichtsrat von Unilever wechselt, beim Vornamen), hat Zwillinge.
Die Mädchen machen gerade in Düsseldorf ihr Abitur und wollen dann in den USA studieren, so wie die ältere Tochter der Dekkers bereits.
Ein Grund, warum Dekkers etwas vor der Zeit – eigentlich wollte er bis Ende 2016 bleiben – an Baumann übergibt.
Personal-Zusagen gelten
Der Noch-Strategievorstand des Leverkusener Konzerns (17.000 Mitarbeiter weltweit) lässt keinen Zweifel daran, dass die Latte hoch liegt für die Aufgabe, die er ab 1. Mai übernimmt.
Marijn Dekkers hat u. a. den Gewinn verdoppelt. Einschneidende Veränderungen werde es erstmal nicht geben.
O-Ton Baumann in seinem Eingangs-Statement: „Evolution statt Revolution.“ Und später im Gespräch etwas bodenständiger: „Ich will die Bude nicht auf den Kopf stellen.“
Und: „Auch, was das Personal angeht, stehe ich zu den Zusagen“, versichert er. Heißt: Personalveränderungen finden sozialverträglich statt. Bis 2020 gilt eine Standort-Sicherungsvereinbarung.
Der neue Boss lobt die „hoch-performante“ Administration - Dekkers hatte Verwaltungseinheiten zugunsten der Forschung reduziert.
Bei den Zu- und Verkäufen, die der Konzern in letzter Zeit im Wert von rund 50 Milliarden Euro getätigt hätte, sei man komplett ohne externe Berater ausgekommen.
Tier-Gesundheit auf dem Prüfstand
Den Bereich Animal Health (am Standort Monheim arbeiten etwa 300 Mitarbeiter im Bereich Tiermedizin) nannte Baumann, um einen weiteren seiner Leitsätze anzubringen: „Sind wir der bestmögliche Eigentümer für dieses Geschäft“, fragte er.
Er wurde konkreter: Es sollte sich bald ein Zukauf ergeben, um sinnvoll in diesem Bereich expandieren zu können.
Schließlich bedankte sich Baumann für das „Privileg, in einer Situation der Stärke“ das Ruder übernehmen zu können. Eine Stärke, die er weiter ausbauen wolle. Eine Herausforderung, auf die er sich "sehr, sehr" freue - der Ruhestand kann warten.
Baumanns fünf Leitsätze
Märkte sind interessant für Bayer, wenn
1. sie langfristiges Wachstum versprechen,
2. profitabel sind,
3. hohe „Eintritts-Barrieren“ haben,
4. Bayer eine führende Position in dem Bereich einnehmen kann,
5. Bayer das Geschäft als bestmöglicher Eigentümer führen kann.