Köln. „Schämen Sie sich?“ – es waren harte Worte, mit denen ZDF-Moderatorin Marietta Slomka Außenminister Heiko Maas am Dienstagabend beim „Heute Journal“ konfrontierte.

Die Journalistin ging damit auf die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein, die der 65-Jährige zuvor im Schloss Bellevue gehalten hatte und in der er über die dramatische Lage in Afghanistan sprach. Er machte klar: „Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen Kabul sind beschämend für den politischen Westen.”

ZDF: Heiko Maas im Gespräch mit Marietta Slomka

Im Gespräch mit Slomka musste Maas jetzt Rede und Antwort stehen und sagte: „Wenn man die Bilder in Afghanistan sieht, sind die Gefühle, die in einem ausgelöst werden, alles andere als schön.“

Eine weitere Maschine stehe zur Rettung bereit – „deren Schicksal berührt uns alle (...) und deshalb versuchen wir alles, um den Menschen zu helfen, so vielen es geht.“

Doch mit dieser Antwort wollte sich Slomka nicht zufriedengeben und konterte: „Nur deren Schicksal hat in den letzten Wochen und Monaten anscheinend nicht so berührt, dass dort wirklich geholfen wurde.“

Marietta Slomka hochemotional: Soldat spricht über Afghanistan

Die Journalistin erinnerte an Ortskräfte, die nicht aus der gefährlichen Lage gerettet wurden und an Visaanträge, die verzögert wurden und wirkte dabei sichtlich betroffen.

Erst am Montagabend (16. August) hatte ZDF-Moderatorin Marietta Slomka mit Bundeswehr Hauptmann Markus Grotian zur Lage in Kabul gesprochen und war bei dem Interview den Tränen nah. Der Soldat machte klar: „Wir haben angemahnt und nun lassen wir 80 Prozent unserer Ortskräfte und ihre Familien in die Hände der Taliban fallen.“

Heiko Maas spricht über Fehleinschätzung zu Afgahnistan

Im Gespräch mit Maas erklärte Slomka dann am Dienstagabend, selbst einen Dolmetscher zu kennen, der mit seiner Familie nach Kabul geflüchtet sei. „Der rennt jetzt mit Frau und Kindern durch die Parkanlagen und ist einfach nur in Panik”, machte Slomka deutlich.

Maas Reaktion: „Wir haben eine Entscheidung getroffen, dass wir 2.500 Ortskräften die Ausreise nach Deutschland genehmigen.” Davon seien vor allem Menschen betroffen, die für die Bundeswehr gearbeitet haben. Diese Entscheidung wurde jetzt aber widerrufen.

Bereits am Montag (16. August) hatte Außenminister Heiko Maas eingeräumt, man habe die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt. Im ZDF-Interview sagte er anschließend, man habe „den Kreis derjenigen erweitert, die wir ohne Visa- ohne Sicherheitsprüfung jetzt schnell nach Deutschland bringen wollen.” (sj)