Baerbock Opfer von sexueller BelästigungAußenministerin spricht offen über Zwischenfall im Bus

Annalena Baerbock, hier bei der Klimakonferenz in Baku, hat in einem Podcast auch über MeToo gesprochen. (Bild: 2024 Getty Images/Sean Gallup)

Annalena Baerbock, hier bei der Klimakonferenz in Baku, hat in einem Podcast auch über MeToo gesprochen.

Annalena Baerbock hat im Podcast „G-Spot“ mit Stefanie Giesinger über einen Vorfall der sexuellen Belästigung, den sie erlebt hat.

Seit mehr als drei Jahren ist Annalena Baerbock mittlerweile Außenministerin. Dabei war ihr Traumberuf in ihrer Kindheit eigentlich ein ganz anderer, wie die 44-Jährige im Podcast „G-Spot“ von Stefanie Giesinger erzählt.

In die Politik bei den Grünen sei sie eher durch Zufall „reingerutscht“ – habe sich für das Thema Gerechtigkeit in der Welt aber schon immer einsetzen wollen.

Annalena Baerbock blickt zurück – auch sie wurde Opfer sexueller Belästigung

Ex-GNTM-Kandidatin Stefanie Giesinger möchte im Podcast-Gespräch ganz genau wissen, wie alles anfing, und spricht ihren Polit-Gast auf ein früheres Interview an, in dem sie ihr Zuhause in ihrer Kindheit als „Hippie-Haushalt“ bezeichnet hatte.

„Da kriege ich jetzt noch Ärger von meinen Eltern“, lacht die Außenministerin. Ihre Eltern seien nicht in einer Partei politisch aktiv gewesen, hätten die kleine Annalena aber schon in frühen Jahren mit auf Demos genommen.

„Ist das auch der Grund, warum du in der Jugend Kriegsjournalistin werden wolltest?“, möchte die „Germany’s Next Topmodel“-Gewinnerin von 2014 über Baerbocks damaligen Traumberuf wissen. Das wisse sie gar nicht so genau, antwortet die Grünen-Politikerin.

Anfang der 90er war der Irak-Krieg und sie habe sich schon damals viel mit dem Thema beschäftigt. „Ich habe im Scherz mal zu einer anderen Sandkasten-Freundin gesagt: Ein Wunder, dass ich überhaupt Freunde hatte, weil als der Irak-Krieg war, habe ich dann in der Grundschule gesagt: Ich glaube, wir können kein Fasching feiern, weil in anderen Ländern ist Krieg. Ich glaube, alle anderen Kinder haben gedacht, ich bin total verrückt geworden“, erinnert sich Baerbock.

Stefanie Giesinger hatte in ihrem Podcast „G-Spot“ Annalena Baerbock zu Gast.

Stefanie Giesinger hatte in ihrem Podcast „G-Spot“ Annalena Baerbock zu Gast.

Die gebürtige Hannoveranerin sei in der Jugend schließlich zu dem Entschluss gekommen, sie wolle über Gerechtigkeit und das Schicksal und die Ungerechtigkeit in der Welt schreiben. Daher wollte sie Kriegsreporterin werden. Wie ging es dann aber in die Politik, hakt Stefanie Giesinger nach. Baerbock erklärt dazu, dass viel auch durch Zufall passiert sei. Eigentlich habe sie in ihrer Jugend den Fokus auf den Sport gelegt, war Trampolinspringerin und spielte Fußball.

Als sie dann aus ihrem Dorf nach Hamburg zog, um Journalismus zu studieren, sei ihr Notenschnitt dafür nicht gut genug gewesen. „Ich war echt am Boden zerstört“, erzählt die heute 44-Jährige, die daraufhin stattdessen Politikwissenschaft und im Nebenfach Öffentliches Recht studierte. Nebenbei arbeitete sie zwar weiter als Journalistin, dachte sich dann aber, dass sie die Politik auch mal von Innen sehen sollte, wenn sie schon über Politik schreiben möchte.

Annalena Baerbock wurde im Schulbus sexuell belästigt

Sie absolvierte Praktika im Europarat in Straßburg und im Europäischen Parlament in Brüssel. „Und das fand ich dann so spannend. Das war kurz vor der Europawahl 2004 und ich habe gedacht: Wow, das ist ja voll mein Ding. Ich war da voll Feuer und Flamme“, berichtet Baerbock. So sei sie dann auch zu den Grünen gekommen, denn eine Abgeordnete der Partei, bei der sie ein Praktikum machte, habe sie in den Wahlkampf nach Brandenburg mitgenommen. „Dann bin ich da so ein bisschen reingerutscht im Prinzip“, gesteht die Außenministerin, die zu diesem Zeitpunkt aber auch gemerkt habe: „Politik kann wirklich was verändern.“

Ein weiteres Thema, das Annalena Baerbock schon in ihrer Jugend beschäftigt habe, sei der Feminismus. Darüber habe sie damals aber noch nicht „als Feminismus geredet“. Als dann die MeToo-Debatte aufkam, habe sie erstmalig darüber nachgedacht: „Ey, krass, wie oft ist dir das eigentlich passiert?“, so die Politikerin, die sich dann wieder an eine Szene im Schulbus erinnerte, bei der ein älterer Herr seine Hand auf ihr Bein gelegt hatte.

„Ich habe das wirklich noch bildlich vor Augen, obwohl ich das eigentlich total vergessen hatte. Und ich habe fünf Stationen gebraucht, mich zu trauen, wegzusetzen“, schildert Baerbock das Erlebnis, das nur eines von vielen solcher Vorfälle gewesen sei. Es sei zwar nicht so gewesen, dass sie deswegen in die Politik gegangen sei, um für Frauenrechte zu kämpfen, aber „manches ist leider seit 30 Jahren immer noch so wie früher. Das ist was, was ich in der Politik dann einfach stärker ausgesprochen habe“. (tsch)