Sandra Maischberger nahm den Maut-Minister im Talk in die Mangel. Scheuer versuchte es mit Trotz und Charme - sowie einer Attacke auf den Youtuber Rezo.
Bei MaischbergerScheuer attackiert Rezo: „Der soll es einfach bleiben lassen“
Hamburg. Für seine Entscheidungen hagelte es in Andreas Scheuers Karriere als Verkehrsminister häufiger Hohn und Spott. Auch bei „maischberger. die woche“ wurde der CSU-Politiker am Mittwoch wieder mit Kritik konfrontiert, in erster Linie aufgrund der PKW-Maut.
Gastgeberin Sandra Maischberger hatte zwar am Mittwoch (25. August) Geburtstag, zum Feiern war Andreas Scheuer jedoch offensichtlich nicht eingeladen. So wurde er per Einspieler mit der Häme verschiedener Kabarettisten konfrontiert, auch der Videoblogger und notorische CDU-„Zerstörer“ Rezo war zu sehen.
Als Maischberger einen Kritiker mit blauen Haaren ankündigte, reagierte Scheuer bereits mit gequältem Lächeln und sarkastischen Seufzer: „Ohje, ohje!“ Der Verkehrsminister bezeichnete Rezos Wirken in Anlehnung an die anderen Einspieler als „Kabarett“.
Rezo? „Der soll es einfach bleiben lassen“
Die Gastgeberin fragte im Anschluss nach, wie es ihm mit der anhaltenden Kritik an seiner Leistung gehe. „Das tut schon weh, ist aber keine Kategorie. Das muss man aushalten“, entgegnete der CSU-Politiker. Bezogen auf Rezo erklärte er allerdings: „Den nehme ich nicht mehr ernst.“ Warum genau, ließ Scheuer offen, auch inhaltlich ging er auf den Ausschnitt nicht mehr ein.
In seinem aktuellen Video „Zerstörung Teil 1: Inkompetenz“ erklärt Rezo, im Falle des von Scheuer mitverantworteten Maut-Debakels gäbe es rein logisch nur zwei Möglichkeiten: entweder „brutale Inkompetenz“ oder „Unehrlichkeit“.
Der attackierte Minister offenbarte im ARD-Studio eine gänzlich andere Wahrnehmung: „Ich habe so viele Leute, die sagen: 'Du machst deinen Job echt gut“, beteuerte Scheuer. Der Webvideoproduzent mit den blauen Haaren würde ihn im Gegensatz zu seinen Fürsprechern überhaupt nicht kennen. „Dann soll er es einfach bleiben lassen“, war der Vorschlag des Verkehrsministers.
Für Scheuer war die Sendung auch sonst kein Spaziergang, dafür sorgte eine bissig aufgelegte Gastgeberin. Sandra Maischberger brachte Verfehlungen der Verkehrspolitik ebenso ins Gespräch, wie den nur schleppend vorankommenden Ausbau der digitalen Infrastruktur. In Scheuers Bereich seien „die Menschen eben auch vielfach enttäuscht, weil es nicht mehr so funktioniert, wie man sich das erwartet“.
Vor allem ging es aber um das Pkw-Maut-Desaster, das Schadensersatzzahlungen in schwindelerregende Höhe nach sich ziehen könnte. Die Taktik des CSU-Mannes war in erster Linie, Erfolge zu unterstreichen, im Falle von Investitionen und Schienensystem kündigte er in naher Zukunft selbige an.
Andreas Scheuer bei Maischberger: „Ich bin verliebt ins Gelingen“
Ganz offen fragte Maischberger, ob bei möglicherweise 500 Millionen Euro Schaden bei den Steuergeldern nicht ein Rücktritt angebracht wäre. Scheuer reagierte schnippisch, es gäbe bald „keine Person die nicht zurücktreten soll“ - zuvor war in der Sendung bereits das Afghanistan-Desaster um Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) verhandelt worden.
Maischberger entgegnete lachend: „Nein, diesmal geht es nur um sie!“ Von Scheuers schmeichelnden Geburtstagsglückwünschen - Maischberger: „Sie sind so ein Profi“ - ließ sich die Talkmasterin offensichtlich nicht beeindrucken.
Besonders im Hinblick auf die Maut hakte die Gastgeberin gnadenlos nach. Schließlich räumte der Verkehrsminister ein: „Ich bin ein Typ, der verliebt ist ins Gelingen. Wenn man mit so einem Projekt scheitert, tut das brutal weh.“ Allerdings hätten die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses gezeigt, dass die getroffenen Entscheidungen „rechtlich vertretbar“ seien.
Den Journalisten Gabor Steingart - am Mittwoch Teil der Kommentatoren-Runde am „maischberger“-Panel - überzeugte Scheuers Auftritt ganz und gar nicht. Sein Urteil fiel vernichtend aus: Er bezeichnete ihn als „einzigartigen Eiertanz“. Wie überhaupt die CSU-Minister im Kabinett keine „glanzvollen Helden“ seien. Deshalb, so Steingart, bezweifle er auch, ob die Union mit CSU-Chef Söder als Kanzlerkandidat besser aufgestellt wäre als mit Armin Laschet. (tsch)