Kann Magie auch als medizinische Maßnahme wirken? In „Magic Moves“ zeigt das ZDF ab Samstag, 30. November, 19.25 Uhr, ob die Ehrlich Brothers die motorischen Fähigkeiten von Kindern mit Hemiparese durch das Erlernen von Zaubertricks verbessern können.
Das können wir von den Kindern lernenDie Ehrlich Brothers im Interview
„Magie ist die Kunst, aus Erwachsenen wieder Kinder zu machen“: So beschreiben Andreas und Chris Ehrlich ihre Berufung. Und genau dieser zauberhafte Effekt ist es, der Millionen Menschen zu den spektakulären Shows der Ehrlich Brothers kommen lässt und welcher auch die Brüder seit über 20 Jahren zu immer neuen Zaubertricks motiviert. „Magic Moves“ heißt nun ein vierteiliges Fernsehformat, in dem die Ehrlich Brothers Zauberkunst nicht als Unterhaltungsgarant, sondern als Heilmethode für Kinder mit Hemiparese (halbseitige Lähmung oder Einschränkung von Körperteilen wie zum Beispiel einer Hand) nutzen. Gemeinsam mit einem Team aus Therapeuten und Ärztinnen - unter anderem des LMU Klinikums in München - wurden spezielle Zaubertricks entwickelt, die die Motorik der Kinder verbessern sollen. Ob Magie als Medizin wirkt? - Das zeigt das ZDF ab Mittwoch, 27. November, in der Mediathek und ab Samstag, 30. November, 19.25 Uhr, im TV.
Fast zeitgleich startet auch die „Diamonds“-Tour der Ehrlich Brothers in Deutschland, in der die beiden Magier aus Herford die Bühne im wahrsten Sinne wieder abfackeln werden.
teleschau: Was bedeutet für Sie Magie?
Andreas: Magie ist die Kunst, aus Erwachsenen wieder Kinder zu machen.
Chris: Besser hätte ich es nicht beschreiben können.
Andreas: Er wollte eigentlich sagen: Magie ist etwas, was mein Bruder besser kann als ich. (beide lachen)
Chris: Das klären wir gleich, wenn das Mikro aus ist.
teleschau: Gibt es manchmal Zoff zwischen Ihnen? Schließlich verbringen Sie sehr viel Zeit miteinander.
Chris: Wir streiten relativ oft. Das konnten wir ja auch schon seit unserer Kindheit üben und sind deshalb sehr gut darin mittlerweile. (beide lachen)
teleschau: Um welche Themen?
Chris: Es geht nie um persönliche Dinge. Es dreht sich immer um die Show. Wir streiten zum Beispiel um Ideen, die beste Umsetzung oder darum, wer die Illusion auf der Bühne zeigt.
Andreas: Wir sind tatsächlich sehr unterschiedlich. Es brauchte ein bisschen, bis sich die individuellen Stärken herauskristallisiert hatten. Am Anfang dachte jeder, er könne es besser als der andere, und er müsse es präsentieren. Mittlerweile haben wir mehr Gelassenheit, und jeder hat seinen Bereich, in den er seine Stärken einbringt.
Chris: Und das Zauberwort ist immer: Respekt! Dadurch funktioniert es bei uns super. Weil wir zu zweit sind, kann sich auch keiner in etwas verrennen. Der andere kann Sachen immer kritisch hinterfragen und korrigieren.
„Sie entwickelten einen unfassbaren Willen“
teleschau: Im Vergleich zu anderen Geschäftspartnern gibt es bei Ihnen das brüderliche Urvertrauen, das wahrscheinlich auch bei Meinungsverschiedenheiten hilft, oder?
Andreas: Ja! Urvertrauen ist einfach da zwischen uns. Unsere Eltern haben großen Wert darauf gelegt, das Vertrauen untereinander zu fördern. Dadurch steht das große Ganze niemals auf der Kippe. Wir sind einfach verbunden, und es ist schön, mit diesem Vertrauen leben und arbeiten zu können.
teleschau: Bei Ihren Shows werden Rekorde gebrochen, und es geht immer größer und krasser zu. Nun kommt mit „Diamonds“ ein „Best of“ der Illusionen der letzten zehn Jahre. Haben Sie die Grenze erreicht?
Chris: Nein! Es geht immer weiter und noch ein bisschen größer und spektakulärer. Und es geht noch mehr Pyro. (lacht) Andreas versucht mich manchmal zu bremsen.
Andreas: Für mich steht größer, weiter, spektakulärer nicht immer an erster Stelle. Die Menschen sehnen sich ja auch nach leiseren Tönen.
Chris: Aber auch nach den lauten. Bei der „Diamonds“-Tour gibt es die gesamte Bandbreite von leise bis laut. Für jeden ist etwas dabei, von klein bis groß. Wir werden auch wieder Kinder auf die Bühne holen.
teleschau: Wie sehr Ihnen Kinder am Herzen liegen, haben Sie schon oft gezeigt. Sie haben Kindern Zaubertricks in der „Magic School“ erklärt und die Freude von Kindern sogar über die Regeln des „Magischen Zirkels“ gestellt.
Andreas: Wir haben aus Sicht des „Magischen Zirkels“ Trickverrat begangen. Während der Pandemie kam die Anfrage, ob wir nicht irgendwas für die vielen Kids machen könnten, die zu Hause festsitzen. Und da für uns die Zauberei von Klein auf schon immer das schönste Hobby war, haben wir sehr gerne den Kindern etwas gezeigt, was sie mit einfachen Mitteln zu Hause nachmachen können.
teleschau: Es war Ihnen also wichtiger, den Kindern etwas beizubringen, als die Illusion zu bewahren und die Vorgaben des „Magischen Zirkels“ zu beachten?
Andreas: Ja. Es kommt natürlich auf die Größe eines Zaubertricks an. Aber wir sehen nichts Schlimmes daran, Kindern einen Trick zu zeigen, bei dem ein Gummiband von einem Finger auf den anderen flutscht.
teleschau: Und nun haben Sie Kindern wieder Zaubertricks beigebracht, aber aus einem ganz besonderen Grund.
Andreas: „Magic Moves“ ist ein echtes Herzensprojekt, das Kindern mit einer Hemiparese zu mehr Bewegung verhelfen soll. Gemeinsam mit Physiotherapeutinnen und Neurologen wurden spezielle Kunststücke entwickelt, die wir zehn Kindern in einem Zaubercamp zeigen. Durch das Erlernen dieser „Magic Moves“ soll die Motorik im betroffenen Körperteil verbessert werden.
teleschau: Wie fühlte sich das Projekt für Sie an?
Andreas: Das war vielleicht die bisher größte Magie, die wir in unserem Beruf erlebt haben. Diese Zusammenarbeit war völlig anders. Normalerweise stehen wir auf großen Bühnen. Da ist alles immer punktgenau: Pyro, Licht, Knall, Bumm, Staunen, Lachen, Applaus. „Magic Moves“ war nicht planbar. Das ist eine andere Herausforderung und weckt natürlich die Sorge: „Was, wenn es scheitert?“ Es entstehen große Erwartungshaltungen. Schließlich geht es um echte Einschränkungen, mit denen die Kinder in ihrem Leben zu kämpfen haben. Ziel war es zum Beispiel, dass sie sich selbst einen Zopf binden oder Fahrrad fahren können. Natürlich wollten wir die Kinder nicht enttäuschen und haben uns gewünscht, dass sie mit mehr Leichtigkeit und größerem Selbstbewusstsein nach Hause fahren.
teleschau: Was hat „Magic Moves“ in Ihnen ausgelöst? Mehr Dankbarkeit für scheinbar selbstverständliche Dinge?
Andreas: Definitiv. Mehr Demut und Dankbarkeit auch dafür, was wir von den Kindern lernen konnten. Sie gehen nicht so verkopft und verkrampft an Dinge heran, wie wir Erwachsenen. Es war auch toll zu sehen, dass die Zauberei sehr viel Selbstbewusstsein geben kann. Die Kids, die sonst oft wegen ihrer Einschränkung gehänselt werden, konnten auf einmal einen Zaubertrick, den sonst niemand in ihrem Umfeld beherrscht.
Chris: Es hat uns sehr beeindruckt, dass die Kinder nicht aufgegeben haben. Sie entwickelten einen unfassbaren Willen, die Kunststücke zu lernen. Dabei haben sie hier und da sogar ihre eigenen Wege zum Ziel gefunden. Das kann man auch auf andere Lebensbereiche übertragen: Viele Menschen geben häufig zu schnell auf. Aber diese Kinder haben Tag und Nacht geübt, und dabei fast vergessen, dass ihre Hand eingeschränkt ist. Bei „Magic Moves“ wurde die beeinträchtigte Hand einfach spielerisch mit einbezogen und das Gehirn quasi ausgetrickst, weil der Fokus verlagert wurde. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Kinder immer eine Lösung gefunden haben.
„Eine Berufung, die wir mit Herzblut ausüben“
teleschau: Ihre Bühnenshows lässt Ähnliches vermuten: Sie geben nie auf, bis die Illusion perfekt und eine neue Grenze erreicht ist, oder?
Chris: Ja, das ist so. Unsere Illusionen beanspruchen ein bis drei Jahre an Entwicklungszeit, bevor sie auf die große Bühne kommen. Wenn wir wie Schmetterlinge durch die Arena fliegen, sieht das total magisch aus, es braucht aber einen wahnsinnig langwierigen Prozess, um dahin zu kommen. Wir stehen in gewisser Weise dafür, dass Träume verwirklicht werden können, wenn man hart dafür arbeitet. Damals haben wir mit kleinen Tricks aus dem Zauberkasten angefangen, und heute ist daraus ein zehn Tonnen schwerer Monstertruck geworden, den wir aus dem Nichts erscheinen lassen.
teleschau: Wie haben eigentlich Ihre Eltern reagiert, als Sie beschlossen hatten, Vollzeit-Magier zu sein, anstatt Lehrer zu werden?
Chris: Unsere Eltern waren dafür, dass wir zu Ende studieren und einen „vernünftigen“ Beruf ausüben. Lehrer stand ganz hoch im Kurs bei ihnen. Als sie dann gesehen haben, dass es mit der Zauberei funktioniert, und die Menschen das lieben, was wir machen, waren sie natürlich die stolzesten Eltern.
Andreas: Es ist für uns wirklich eine Berufung, die wir mit Herzblut ausüben. Diesen Weg einzuschlagen, war eine riskante Entscheidung und ging mit finanziellen Schwierigkeiten einher. Es war für unsere Eltern schwierig mit anzusehen, wie wir uns jahrelang auf Messersschneide bewegt haben, bis dann der Durchbruch kam.
teleschau: Mittlerweile könnten Sie sich ein pompöses Leben in einer Villa in L.A. leisten. Aber Sie haben Ihre Heimat Herford nicht verlassen. Warum?
Chris: Wir machen unfassbar viele Shows im Jahr, über 100. Wir sind sieben Monate nonstop auf Tour mit einem Overkill an Eindrücken. Wenn wir dann von der Bühne kommen und es leise wird, gibt unsere Heimat uns Kraft, neue Inspirationen und die Möglichkeit, wieder Energie zu tanken. Ein guter Ausgleich zum öffentlichen Bühnenleben: Yin-Yang.
Andreas: Wir sind hier groß geworden. Hier leben all unsere Freunde, unsere Familie und Verwandten. Das ist für uns der schönste Rückzugsort von der bunten Show-Welt.
Wer die Ehrlich Brothers live erleben möchten: alle Tourdaten gibt es unter https://www.ehrlich-brothers.com (tsch)