Der ewige „Beißer“So lebte Richard Kiel mit seiner Rolle als Bond-Bösewicht

Einmal Bond, immer Bond. Einmal Bond-Schurke, immer Bond-Schurke. Wer in der Agentenreihe um Spion 007 mitspielt, hinterlässt tiefe Spuren in der Filmgeschichte, die Rolle wird er oder sie allerdings nur schwer wieder los. Das gilt besonders für Richard Kiel. Sie kennen Richard Kiel nicht? Seine Lebensrolle wird Ihnen umso vertrauter sein.

Selten war eine Rolle für einen Schauspieler Segen und Fluch zugleich, wie im Fall von Richard Kiel (1939-2014).

Der Hüne von einem Schauspieler - er maß in Folge einer Hormonstörung 2,17 m - erlangte in den 1970er Jahren als „Beißer“ genannter Scherge in „Der Spion, der mich liebte“ Weltruhm.

Große Ehre für Richard Kiel

Nur: In welchen Filmen außer diesem und einem weiteren „Bond“-Streifen wirkte der US-Schauspieler eigentlich sonst mit?

Eben: Die Rolle, die ihn berühmt machte, blieb an ihm lebenslang haften wie das Metallgebiss in Beißers Mund. Dabei spielte Kiel doch in so vielen anderen Filmen mit.

Der US-Schauspieler Richard Kiel starb im September 2014, drei Tage vor seinem 75. Geburtstag.  (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Der US-Schauspieler Richard Kiel starb im September 2014, drei Tage vor seinem 75. Geburtstag. (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Bleiben wir zunächst aber beim Thema „James Bond“, zu viele schöne Anekdoten ranken sich erstens um die Filmreihe und zweitens um Richard Kiel. Etwa diese: Selten auch kam es vor, dass ein „Bond“-Bösewicht-Darsteller ein zweites Mal in die Rolle schlüpfte. Kiel hatte diese Ehre, er durfte nach „Spion“ auch in „Moonraker - Streng geheim“ seinen „Beißer“ zubeißen lassen.

Aber warum machten die Produzenten bei ihm eine Ausnahme? Antwort Kiel gegenüber dem „Stern“ im Jahr 2013: „Beim ersten Dreh sagte der Stunt-Koordinator zum Produzenten: 'Willst du den wirklich sterben lassen? Die Leute werden ihn lieben.' So tötete ich dann den Hai, der eigentlich mich töten sollte.“

Lecker! Was aussieht wie ein Stahlseil, war in Wirklichkeit Lakritze, sagte „Beißer“-Darsteller Richard Kiel in einem Interview. (Bild: IMAGO / Globe Entertainment)

Lecker! Was aussieht wie ein Stahlseil, war in Wirklichkeit Lakritze, sagte „Beißer“-Darsteller Richard Kiel in einem Interview. (Bild: IMAGO / Globe Entertainment)

Die Rolle des Beißers war also eine Gratwanderung im Leben Kiels. Und das auch schon am Set von „Der Spion, der mich liebte“. Die Dreharbeiten waren für Kiel oft eine Tortur. Das Stahlgebiss, das er für die Rolle tragen musste, verursachte bei ihm Brechreize.

Doch während „Bond“-Darsteller Roger Moore Mitleid mit ihm hatte, biss sich Kiel - das Wortspiel darf erlaubt sein - weiter durch den Dreh. Zumal die Nachteile durch manche Vorteile wettgemacht wurden. Kiel: „Die Bond-Macher waren damals schon sehr erfinderisch. Das Kabel beispielsweise [das er als Beißer durchbeißen musste; Anm. d. Red.] war aus Lakritz und sah richtig echt aus. Ich musste die Szene zehnmal drehen - lecker!“. Bei der Arbeit an „James Bond“ hatte Kiel auch durchaus Spaß.

Kiel drehte auch mit anderen „Leuten“

Mochte er der Schauspieler es aber auch, immer wieder auf den Beißer reduziert zu werden? Er nahm es gelassen - auch weil er es besser wusste: Nein, die Festlegung störe ihn gar nicht, sagte er. „Ich habe mit Leuten wie Harrison Ford gedreht, ich habe auch mal einen Comedy-Film gemacht - ich hatte eine aufregende Karriere dank Bond.“

Ein Film mit Harrison Ford, damit meinte Kiel das britische Kriegsdrama „Der wilde Haufen von Navarone“. Andere prominente „Leute“, mit denen er vor der Kamera stand, waren Burt Reynolds („Auf dem Highway ist die Hölle los“), Gene Wilder („Trans-Amerika-Express“) oder Clint Eastwood („Pale Rider - Der namenlose Reiter“, 1985).

Und trotzdem kommen alle immer wieder auf den „Beißer“ zurück, wenn von Richard Kiel die Rede ist. Eine Ausnahme machten nicht einmal die Bond-Produzenten. Als die 2014 einen neuen Schurken-Darsteller suchten, war in der Profilbeschreibung zu lesen: Der Bösewicht dürfe gerne so eindrücklich sein wie der Beißer. Wir wollen es uns also nicht verübeln, Kiel hatte mit seiner Lebensrolle nun mal Eindruck hinterlassen.

Auch bei seiner Frau Diane Rogers, die mit 1,53 - ausgerechnet - dem großen Kiel gerade mal bis zur Brust reichte. Die zwei Gegensätze mussten sich angezogen haben. Es war eine harmonische, 40 Jahre währende Ehe, aus der vier Kinder hervorgingen.

„Der Spion, der mich liebte“ und „Moonraker - Streng geheim“ sind am 16. Januar ab 20.15 Uhr auf VOX zu sehen. (tsch)