„Piece by Piece“, „A Real Pain“ und „Juror #2“, der voraussichtlich letzte Film von Clint Eastwood: Das sind die Kino-Neustarts am 16. Januar.
Der letzte Film von Clint Eastwood? Das sind die Kino-Highlights der Woche
Clint Eastwood steht seit knapp 70 Jahren im Rampenlicht, hat zahlreiche Filmpreise gewonnen, gilt sowohl vor als auch hinter der Kamera schon seit einer gefühlten Ewigkeit als einer der ganz Großen in Hollywood. Und sagt jetzt womöglich: Es reicht. 2021 brachte der inzwischen 94-Jährige seinen bislang letzten Film auf die Leinwand (als Regisseur und Hauptdarsteller) - „Cry Macho“, ein Drama über einen ehemaligen Rodeo-Star, das gut in Eastwoods Portfolio passte, aber bei der Kritik ungewohnt schlecht wegkam. Jetzt will er es mit „Juror #2“ noch einmal - ein angeblich letztes Mal - besser machen.
Was das Publikum in dieser Woche außerdem erwartet: „Piece by Piece“ erzählt die Geschichte von Pharrell Williams im Lego-Stil, und mit „A Real Pain“ präsentiert Jesse Eisenberg seine sehr gelungene zweite Regie-Arbeit.
Juror #2
Clint Eastwood war nie ein Fan von spektakulären Effekten, musste für seine Filme nicht immer die angesagtesten Stars der Filmbranche vor die Kamera holen. Hauptsache: eine gute Geschichte. - So in etwa ging Eastwood in der Vergangenheit an die allermeisten seiner Filmprojekte heran, und eine gute Geschichte nach seinem Geschmack hat er nun auch wieder mit „Juror #2“ gefunden. Etwa 15 Jahre lang lag das Drehbuch von Jonathan Abrams ungenutzt in irgendwelchen Schubladen in Hollywood, ehe Eastwood den Stoff als den richtigen für seinen vermeintlich letzten Film (in dem er nur noch als Regisseur hinter der Kamera fungiert) auswählte. Ein moralisch kompliziertes Justizdrama - das ist eine eigenwillige Wahl, die als solche aber doch wunderbar zu Eastwood passt.
„Juror #2“ handelt von einem großen Mordprozess. Im Fokus stehen aber nicht Opfer, Angeklagte oder die Anwälte, sondern eben der titelgebende Geschworene Nummer 2: Justin Kemp, verkörpert von Nicholas Hoult. Der Journalist soll am Ende der Beweisführung mit anderen Geschworenen ein Urteil über die Schuld oder Nicht-Schuld des Angeklagten James Sythe (Gabriel Basso) fällen. Sythe wird vorgeworfen, nach einem Streit in einer Bar seine Freundin getötet zu haben. Justin Kemp, der „Juror #2“, folgt dem Prozess aufmerksam. Dann aber stellt der Geschworene, der in der Vergangenheit immer wieder mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte, fest: In der besagten Nacht, in der Sythe seine Freundin getötet haben soll, war er in derselben Bar. Womöglich hat er selbst etwas mit dem Tod des Opfers zu tun.
„Juror #2“ startete bereits im November 2024 in den USA und lockte dort - nicht unüblich für ein Justizdrama - keine großen Massen in die Kinos. Nur knapp über 20 Millionen Dollar hat der relativ prominent besetzte Film (unter anderem mit J. K. Simmons, Toni Collette und Kiefer Sutherland in Nebenrollen) bislang eingespielt. Sollte sich Clint Eastwood wirklich mit diesem Werk aus der Filmbranche verabschieden, kann und wird er wohl trotzdem zufrieden sein. Die Kritiken fielen anders als zuletzt bei „Cry Macho“ überwiegend positiv aus. Das amerikanische National Board of Review listet „Juror #2“ als einen der zehn besten Filme des Jahres 2024.
Piece by Piece
Animierte Kinofilme im Lego-Stil - man dachte eigentlich, das sei schon wieder Geschichte. „The Lego Movie“, der erste Film nach besagtem Konzept, wurde 2014 ein riesiger Erfolg. Ziemlich rasch folgten weitere Lego-Produktionen wie „The Lego Batman Movie“ (2017) und „The Lego Movie 2“ (2019). Der Hype ließ aber nach wenigen Jahren schon wieder spürbar nach. Jetzt allerdings, nach sechs Jahren ohne das berühmte Konstruktionsspielzeug auf der großen Leinwand, hüpfen und tanzen doch wieder bunte Bauklötze im Kino umher. Und sie singen: „Because I'm happy ...“
Bisherige Lego-Filmproduktionen erzählten meist - was ja durchaus naheliegend ist - irgendwelche Fantasiegeschichten. Diesmal ist es ein bisschen anders: „Piece by Piece“ zeichnet als eine Art Biopic den Werdegang von Pop-Gigant Pharrell Williams (“Happy“) nach, der selbst auch intensiv in die Entstehung des Films eingebunden wurde - als Produzent, Synchronsprecher und gewissermaßen auch als Ideengeber. Vor einigen Jahren schon reifte in ihm der Plan, ein Biopic über seinen Aufstieg im Musikbusiness zu drehen. Aber eine klassische Filmbiografie sollte es nicht werden. „Wäre es nicht cool, meine Geschichte mit Lego zu erzählen?“, fragt der Lego-Pharrell im Film.
Auf den Baustein-Stil sei die Wahl auch deshalb gefallen, weil Lego für „eine Welt unbegrenzter Möglichkeiten“ stehe und Pharrell Williams sich damit hervorragend identifizieren konnte. Und weil er die Dinge grundsätzlich gerne anders mache als andere. Ab 2019 entwickelte Williams gemeinsam mit dem Autoren Morgan Neville, der auch Regie führte, das Konzept zu „Piece by Piece“. Eine nette Geschichte, für Lego-Fans und natürlich auch für Musik-Enthusiasten. Neben Pharrell Williams selbst tauchen unter anderem Gwen Stefani, Timbaland, Justin Timberlake, Busta Rhymes und Snoop Dogg in „Piece by Piece“ auf.
A Real Pain
Hat er etwas im Auge? Ist es das Gras, das dieser Wahnsinnige aus Amerika mit nach Polen geschmuggelt hat? Oder vielleicht doch ... echter Schmerz? Wenn die Tränendrüse drückt, kennt Benji Kaplan (Kieran Culkin) jedenfalls keine Zurückhaltung. Ein Herzensmensch, aber irgendwie auch ein ziemlich anstrengender Typ. Sein Cousin David (Jesse Eisenberg) lernt ihn in „A Real Pain“ von seinen besten, aber auch von seinen schlechtesten Seiten kennen - und umgekehrt.
„A Real Pain“, der Titel wirkt für ein deutsches Publikum wohl ziemlich seltsam. Manche denken vielleicht an den englischen Begriff „pain in the ass“, der oftmals Anwendung findet, wenn einem etwas ordentlich auf die Nerven geht. So ein echter Schmerz im Arsch wäre dann wohl auch der recht laute, allgemein ungenierte Benji Kaplan, zumindest für seinen eher zurückhaltenden, besonnenen Cousin David. „Eigentlich liebe ich ihn“, erklärt Letzterer in einer Szene des Films völlig frustriert. „Und ich hasse ihn.“ Die zwei Cousins sind in jedem Fall grundverschiedene Persönlichkeiten, und der Trip, auf den sie sich begeben, wird für beide zu einer großen Herausforderung.
Ausgedacht hat sich die Geschichte Jesse Eisenberg, der mit „A Real Pain“ seinen zweiten Film als Regisseur und Autor präsentiert (nach „When You Finish Saving The World“, 2022) und dabei erstmals auch eine Hauptrolle übernimmt. Selbst einer Familie mit polnisch-jüdischen Wurzeln entstammend, erzählt er in seiner neuen Tragikomödie von zwei sehr ungleichen Cousins, die gemeinsam nach Polen reisen, um ihre kürzlich verstorbene Großmutter zu würdigen. Dabei spielen auch der Zweite Weltkrieg und der Holocaust eine nicht unerhebliche Rolle. Ernste, seriöse Sachen sind das, und zwischendurch zündet Benji eben ab und zu mal einen Joint an.
Als Schauspieler hat Jesse Eisenberg sein Können in den letzten gut 20 Jahren immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Nach „When You Finish Saving The World“ zeigt er jetzt auch mit „A Real Pain“ wieder, dass zudem ein sehr begabter Filmemacher in ihm steckt. Der Film erntete nach der Premiere beim „Sundance Film Festival“ eine Menge Lob; bei den Golden Globes war Eisenberg unter anderem in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ nominiert. Der größte Trumpf dieses Films ist aus Sicht vieler Experten aber Eisenbergs Co-Star Kieran Culkin - er gewann bei den Golden Globes den Preis als bester Nebendarsteller. (tsch)