Diana Amft spricht im Interview über ihren neuen Film „Zitronenherzen“, erinnert sich an bitter-süße Erfahrungen mit der Schauspielerei und verrät, was sie von einem Comeback der Kultserie „Doctor's Diary“ halten würde.
Diana Amft über ihren Karrierestart„Das waren Jahre voller schrecklicher Niederlagen“
Bei ihrem großen Durchbruch 2008 mit der Kultserie „Doctor's Diary“ wurde Diana Amft als „deutsche Bridget Jones“ gefeiert. Auch wenn sie inzwischen längst als Kinderbuchautorin große Erfolge verbucht, ist die 49-Jährige sowohl der Schauspielerei als auch dem Genre Komödie treu geblieben. Im Weihnachtsfilm „Zitronenherzen“ (am Montag, 16. Dezember, um 20.15 Uhr, im ZDF) lebt sie als Greta in einem Alpendorf, das nur in den Groschenromanen einer Autorin (Leslie Malton) existiert. Als deren Tochter Carla (Paula Kalenberg) durch einen Fluch an Heiligabend mitten in die Geschehnisse dieser Märchenwelt katapultiert wird, hilft Greta ihr, sich zurechtzufinden. Während die Komödie auf ihr Happy End zusteuert, wird so ziemlich jedes Klischee aus Trivialromanen zitiert - und immer wieder auf sympathisch-witzige Weise gebrochen. Im Interview spricht die Schauspielerin über Weihnachten im Hause Amft und über ihre schmerzhaften Karriereanfänge. Außerdem verrät sie, warum sie sofort zu einer Fortsetzung von „Doctor's Diary“ bereit wäre.
teleschau: Frau Amft, haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen, oder sind Sie eher der Typ Mensch, der am 23. Dezember noch hektisch die Läden stürmt?
Diana Amft: Ich muss gestehen, dass ich mich, was Geschenke betrifft, sehr zurückhalte und auch nichts erwarte. Im Freundeskreis halten wir es so, dass jeder einen Namen zieht und sich dann etwas Schönes für diese eine Person überlegt. Somit hat jeder etwas zum Auspacken, aber nicht den Druck und Stress, jedem ein Geschenk zu besorgen. Aber ich kenne auch sehr viele Leute, die sich da sehr lange drauf freuen, und für die es einfach zur Weihnachtszeit dazu gehört.
teleschau: Wie sieht ein typisches Weihnachtsfest im Hause Amft aus?
Amft: Das sieht das jedes Jahr anders aus. Was auch damit zu tun hat, dass ich Freunde treffe, die im Ausland leben. Wenn ich in Deutschland bin, dann gehört auf jeden Fall der Geruch von gebackenen Plätzchen dazu. In Los Angeles, wo ich einige Zeit gelebt habe, ist es komplett anders. Weihnachtsmänner unter Palmen und jede Menge aufgeblasene Plastikdeko ... Das hat einfach ein anderes Flair.
Ein neues Kinderbuch ist in Arbeit
teleschau: In „Zitronenherzen“ leben Sie als Greta in einem fiktiven Bergdorf namens Glocksberg - einer perfekten Welt, die sich eine Groschenromanautorin ausgedacht hat. Was ist Ihr persönlicher Fluchtpunkt in stressigen Zeiten?
Amft: Man hatte beim Drehen in Ginzling im Zillertal das Gefühl, als ob man in einer anderen Welt wäre. Diese Kulisse ist nicht im Studio entstanden, es ist dort wirklich alles so gewesen. Dieser wunderschöne Ort wäre tatsächlich ein schöner Zufluchtspunkt. Bei mir ist es das Schreiben meiner Kinderbücher, durch das ich in eine andere Welt abtauchen kann. Notfalls auch mit Notizbuch, wenn ich keinen Laptop bei mir habe. Es ist dann fast egal, wo ich bin.
teleschau: Ihre Kinderbücher um „Die kleine Spinne Widerlich“ sind sehr erfolgreich. Inzwischen sind es zehn Bände. Es gibt Mitmachbücher, Freundesbücher ... Woran schreiben Sie gerade?
Amft: Oh ja, dankeschön. Ich freue mich auch sehr, dass die Bücher der kleinen Spinne beliebt sind, daher arbeite ich gerade tatsächlich an einem weiteren Band. Es macht mir viel Spaß, mich mit der kleinen Spinne zu beschäftigen.
„Fast zwei Jahre voller schrecklicher Niederlagen, verbunden mit Schmerzen“
teleschau: Auch mit der Schauspielerei läuft es bestens. Zu Beginn Ihrer Karriere mussten Sie allerdings zahlreiche Absagen von Schauspielschulen einstecken. Aber Sie haben sich nie entmutigen lassen. Woher nahmen Sie das Selbstvertrauen?
Amft: Rückblickend frage ich mich selbst manchmal, ob das der feste Glaube an mich selbst war oder pure Naivität. Das waren fast zwei Jahre voller schrecklicher Niederlagen, verbunden mit Schmerzen. Angefangen bei der Anreise zur Schauspielschule, für die ich mir jedes Mal zuerst Geld verdienen und zusammensparen musste. Sich dann dort emotional zu entblößen und manchmal brutalste Sätze an den Kopf geworfen zu bekommen, war hart. Im Nachhinein dachte ich mir: Da sitzen Leute, die gar nicht wissen, was sie mit ihren Worten anrichten. Wenn man sich anmaßt, in der kurzen Zeit eine Bewertung abzugeben, sollte man ein bisschen sensibler damit umgehen. Man trampelt gerade auf der Zukunft von jungen, hoffnungsvollen Künstlern herum. Irgendwann habe ich mir einfach die Tränen weggewischt und gedacht „Okay, dann war das offensichtlich nicht die richtige Schule für mich.“ Aber ich habe auch viele Kollegen kennengelernt, die am Boden zerstört waren und aufgaben.
„Es gibt kaum einen Nebenjob, den ich nicht gemacht habe“
teleschau: Womit haben Sie sich in diesen zwei Jahren über Wasser gehalten?
Amft: Es gibt kaum einen Nebenjob, den ich nicht gemacht habe. Heute glaube ich, dass das die beste Vorbereitung auf den Beruf war. Es wäre ungesund gewesen, wenn ich an der ersten Schule genommen worden wäre. Wobei ich damals tatsächlich total überzeugt von mir war und gar nicht glauben konnte, dass ich nicht genommen wurde. (lacht). Wie gut, dass es anders kam. So habe ich gelernt, dass dieser Beruf auch mit Niederlagen zu tun hat. Außerdem versuche ich immer, das Positive an allem zu sehen.
teleschau: Wie viel Prozent Herz- oder Bauch- und wie viel Prozent Verstandes-Mensch steckt in Ihnen?
Amft: Ich trage mein Herz auf der Zunge und bin ziemlich spontan. Klar kann das dann dazu führen, dass man eine Entscheidung trifft, die im Nachhinein betrachtet nicht so schlau war. Trotzdem: Man sollte auf sein Herz hören, daran glaube ich. Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum ich Schauspielerin geworden bin. Wenn man es rational betrachtet, weiß man, dass es ein unsicherer Beruf ist. Oft habe ich gehört: „Aber man weiß doch, wie hoch da das Risiko der Arbeitslosigkeit ist!“ - Und ich habe dann ganz naiv geantwortet: „Ja, aber ich möchte doch zu den arbeitenden Schauspielerinnen gehören.“ Heute interpretiere ich das alles natürlich ganz anders und bin sehr dankbar, so viele schöne Projekte machen zu dürfen, beziehungsweise habe ich mir ja auch parallel mit dem Schreiben ein zweites Standbein aufgebaut.
„Die Dozenten amüsierten sich über mich“
teleschau: Gibt es etwas, das Sie gerne früher gewusst hätten?
Amft: Ich war so unerfahren, als ich anfing, mich an Schauspielschulen zu bewerben. Zu dieser Zeit ging man noch in die Bibliothek und verschaffte sich erst mal einen Überblick über die klassischen Stücke. Man wollte mir immer die Julia oder das Gretchen aufdrücken. Das empfand ich damals als langweilig. So habe ich mir dann unbewusst immer die falschen Rollen rausgesucht, eine Gräfin Orsina oder die ehrbare Dirne. Die Dozenten amüsierten sich dann jedes Mal über mich, dass ich mit 18 oder Anfang 20 davon redete, was eine 50-jährige Frau schon alles erlebt hat.
teleschau: Hatten Sie je einen Plan B?
Amft: Heute würde ich natürlich nicht mehr durch die Schauspielschulen tingeln, irgendwann hätte ich etwas anderes gemacht. Was ich währenddessen gelernt habe, ist, dass die Herausforderung nicht nur die Projekte selbst sind, sondern eben auch die Zeit dazwischen. Deshalb habe ich irgendwann mit dem Schreiben angefangen. Ich wollte die Zeit dazwischen nicht mit Warten oder Traurigsein verbringen, sondern sinnvoll nutzen. Der Plan B war, toi, toi, toi, nie notwendig.
Fortsetzung für „Doctor's Diary“? - „Ich würde sagen: Endlich!“
teleschau: Zumal es spätestens 2008 mit „Doctor's Diary“ bei RTL für Sie ganz nach oben ging. Ganz Fernsehdeutschland war im Serienfieber. Wenn man bei Ihnen anklopfen und sagen würde, man plane eine Fortsetzung von „Doctor's Diary“ - wie würden Sie reagieren?
Amft: Ich würde sagen: Endlich! Genau wie Tausende andere. Dieses Feedback bekomme ich immer noch ständig. Natürlich bin ich glücklich, dass ich mitspielen durfte, aber ich bin auch Fan der Serie. Auch von dem Erfinder Bora Dağtekin. Ich freue mich immer, wenn ich darauf angesprochen werde. Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber wenn mir jemand sagt, wie toll er die Serie und meine Figur findet, sage ich dann: „Es geht mir genauso!“
„Was aus Gretchen Haase und Dr. Meier wohl geworden ist?“
teleschau: Viele Schauspielerinnen oder Schauspieler werden nicht gerne auf frühere Erfolge angesprochen, ärgern sich, dass sie auf eine Rolle festgelegt werden...
Amft: Bislang hatte ich das große Privileg, nur solche Projekte zu machen, die ich wirklich toll finde. Wie zum Beispiel die Filmreihen „Der Bulle und das Landei“ oder „Meine Mutter...“ mit Margarita Broich oder eben „Doctor's Diary“. Wir haben allein für diese Serie elf Preise bekommen. Der Riesenerfolg ist auch Bora Dağtekin und der Produktionsfirma zuzuschreiben, die das Gespür für den perfekten Cast hatten. Es hat einfach alles gestimmt. Außerdem war es eine intensive Zeit, wir hatten sehr viel Spaß.
teleschau: Dann wären Sie also wirklich bereit, in einer Fortsetzung mitzuspielen?
Amft: Ja, selbstverständlich, ich würde mich sogar sehr freuen. Ich habe mich schon öfter gefragt, was aus Gretchen Haase und Dr. Meier wohl geworden ist (lacht). (tsch)