Dieter Nuhr über die deutsche Politik„Wir nehmen den Wohlstand als Grundrecht wahr“

Dieter Nuhr hält wenig von Schwarzmalerei. (Bild: 2024 Getty Images/Andreas Rentz)

Dieter Nuhr hält wenig von Schwarzmalerei. (Bild: 2024 Getty Images/Andreas Rentz)

Mit seinen Gedanken zu gesellschaftlichen Entwicklungen hält sich Dieter Nuhr selten zurück. Im Interview mit Antenne Bayern ging er näher auf seinen Blick auf die Welt ein - und kritisierte westliche Schwarzmalerei. Diese würde vor allem von den sozialen Medien produziert, so der Kabarettist.

Dieter Nuhr ist überzeugt: Eigentlich ist sehr vieles in der Welt heute besser. „Wir überbewerten das, was in der Welt vor sich geht, als Dauerkrise“, sagte der Kabarettist im Gespräch mit dem Radiosender Antenne Bayern. Dabei seien Landwirtschaft und ärztliche Versorgung so gut geworden, dass jetzt achteinhalb Milliarden Menschen auf der Welt leben könnten. Allgemein befinde sich die Welt außerhalb Europas in Aufbruchsstimmung: Auf anderen Kontinenten habe man „immer das Gefühl, die Zukunft wird besser werden als das, was wir in der Gegenwart haben“.

Dafür, dass es um den Optimismus der westlichen Welt deutlich schlechter bestellt sei, sieht der 64-Jährige eine Ursache im modernen Medienkonsum: Früher, als die morgendliche Zeitung und die abendliche Ausgabe der „Tagesschau“ die einzigen Zeitpunkte im Alltag waren, an denen man Kontakt mit der Weltlage bekam, habe die Welt „heiler“ erschienen, als sie es wirklich war. Durch die ständige Präsenz solcher Nachrichten durch soziale Medien passiere das Gegenteil: „Wir lassen uns von sozialen Medien dazu animieren, zu glauben, alles wird schlechter“, so Nuhr.

Gleichzeitig werde Wohlstand in Deutschland „als Grundrecht“ wahrgenommen - für Nuhr „der größte Fehler, den wir gerade machen“. Eine Umverteilung des Wohlstands zur Bekämpfung von Armut hält er für falsch: „Eine Gesellschaft kann man so nicht organisieren.“ Zwischen diesem Wohlstand und dem grassierenden Pessimismus gibt es jedoch einen Zusammenhang, den Nuhr eher indirekt anspricht, wenn er zugibt: „Wir haben natürlich auch am meisten zu verlieren, das stimmt.“ (tsch)