In „Die Derbys - Die legendären Fußball-Duelle der Welt“ (ARD Mediathek, ab 1. Februar) erforschen die Autoren Stimmung und Gründe hinter den Rivalitäten zwischen Glasgow Rangers und Celtic Glasgow, zwischen dem HSV und St. Pauli in Hamburg sowie Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires.
Doku-Serie „Die Derbys“Fußball als konkurrierendes Lebensmodell?
Menschen, die von Fußball keine Ahnung haben, würden den Begriff Derby vielleicht eher beim Pferderennen verorten. Tatsächlich bezeichnet man damit aber meistens die Begegnung zwischen zwei konkurrierenden Fußballvereinen, die sich in räumlich großer Nähe zueinander befinden. Die dreiteilige Dokumentation „Die Derbys - Die legendären Fußball-Duelle der Welt“ (ARD Mediathek, ab 1. Februar) blickt auf drei der berühmtesten: Glasgow Rangers gegen Celtic Glasgow in Schottland, das Hamburger Stadtduell HSV gegen St. Pauli sowie Boca Juniors gegen River Plate in Buenos Aires.
In drei Filmen erforschen die Autoren nicht nur Stimmung und Geschichte rund um die Derbys, sondern auch Gründe für die Konkurrenz oder gar den Hass zwischen zwei Vereinen. Wie kommt es, dass man sich zum einen oder eben zum anderen Club hingezogen fühlt? Wie kam es, dass sich ein Fußballverein ein konträres Image zu dem des anderen erwarb? Warum hat die Vereinsliebe mithin religiöse Züge? Und lassen sich die Motive von einst heute überhaupt noch aufrechterhalten?
Der Begriff Derby geht wohl auf ein mittelalterliches Sportereignis zurück. Es fand jedes Jahr in Ashbourne, einer Stadt in der englischen Grafschaft Derbyshire, statt. Dabei duellierten sich ab dem 12. Jahrhundert die Einwohner in einem Rugby-ähnlichen Spiel. Im Falle der Fußballduelle, die in der Filmreihe vorgestellt werden, liegen die Ursprünge der Rivalität durchaus in gesellschaftlichen Unterschieden begründet. In der Episode „Das Old Firm in Glasgow“ geht es um eine Glaubensfrage: Königsblaue Protestanten, die Rangers-Anhänger, treffen auf irisch-stämmige Grün-Weiße, in der Regel Katholiken. Durch die Stadt verläuft eine Linie, Glasgow ist sozusagen geteilt. Aber hält diese Linie auch in Zeiten, da klassische Religionszugehörigkeit im Leben der Menschen eine immer geringere Rolle spielt?
Arm gegen Reich, Politik und Religion
Stark soziokulturell geprägt ist auch der Hass zwischen den Fans der Vereine Boca Juniors und River Plate in Buenos Aires. Beim Superclásico stehen sich der ehemalige Maradona-Club, beheimatet im armen Stadtteil La Boca, und die sogenannten Millonarios aus dem betuchten Teil der Stadt gegenüber. Gästefans sind bei beiden Partien, weder im Hin- noch im Rückspiel, zugelassen. Dafür gab es in der Vergangenheit zu viele Ausschreitungen und Gewalt beim Superclásico.
Ein wenig brenzlig ist stets auch das Hamburger Stadtderby, HSV gegen St. Pauli. Hier ist die Trennlinie zwischen dem bürgerlichen HSV mit vielen Fans vom Stadtrand sowie aus dem Umland und den Kiezkickern von St. Pauli auch eine politische: St. Pauli legt Wert auf eine linke, offene Kultur. Beim HSV finden sich hingegen alle möglichen Bevölkerungsschichten und Wertemodelle. Der Verein und vor allem seine Fanstruktur ist konservativer und „gutbürgerlich“.
Nach zuletzt einigen Jahren mit Zweitliga-Duellen spielt der kleine Stadtteilverein St.Pauli seit der aktuellen Saison 2024/25 eine Liga über dem großen HSV. Eine Schmach für viele Anhänger des sechsfachen deutschen Meisters Hamburger Sportverein, der 2018 erstmals in die Zweite Bundesliga abstieg und seitdem vergeblich am Wiederaufstieg arbeitete. Den Film „Das Hamburger Stadtduell“ sendet Das Erste übrigens auch linear, am Mittwoch, 5. Februar, um 23:05 Uhr. (tsch)