Eine Verkehrskontrolle gerät zum Blutbad, zwei Polizisten sterben. Für die sächsischen «Tatort»-Ermittler geht es in ihrem neuen Fall ans Eingemachte.
FernsehenEine erschreckende Wahrheit: Der neue Dresden-„Tatort“
Ein grauer Tag. Zwei Frauen und zwei Männer in Uniform stehen an einer Landstraße. Ein ramponierter Pick-up nähert sich und hält an. „Hände ans Steuer“, gebietet einer der Beamten dem jungen Fahrer. Dessen Reaktion: eine Kugel durch die geschlossene Scheibe in den Kopf des Beamten. Nach einem Schusswechsel, der die Stille zerreißt, liegt auch der andere Polizist am Boden. Der Täter verschwindet im Nebel über der tristen Landschaft - nachdem er aus nächster Nähe noch einmal auf das erste Opfer gefeuert hat.
Ein blutiger Beginn
So brutal beginnt der „Tatort“-Krimi „Unter Feuer“ aus Dresden, der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten läuft. Während die Polizistinnen angsterfüllt mit einem der Streifenwagen davonrasen, hört Kriminaloberkommissarin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) über Funk von dem Verbrechen. „Ich bin in der Nähe und fahre hin“, meldet sie sich bei der Zentrale. Es ist nicht die einzige Auffälligkeit. Am Tatort dann fällt nicht nur ihrer Partnerin, Oberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski), der Zustand von Leonie auf: nervös, fahrig, panisch. Steckt sie mit drin?
Die dritte Episode für das Dresdner Team aus der Feder von Drehbuchautor Christoph Busche führt ins Innenleben der Polizei. Interne Ermittlungen sind nichts Neues im „Tatort“. Busch aber verwebt das mit einem für Außenstehende schwer durchschaubaren Geflecht aus Lügen, alten Rechnungen, beruflicher Konkurrenz, Vertuschung, falschen Freunden und echten Liebschaften. Und mittendrin ein vertrautes Trio: Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), Winklers pensionierter Vater (Uwe Preuss) und ehemaliger Kollege von Schnabel - sowie die Tochter, die zwischen privatem Frust und beruflicher Herausforderung steht.
Hängt alles mit allem zusammen?
Die Geschichte reicht Jahre zurück zu einem ähnlich gelagerten Fall, der Leonie Winkler emotional und psychisch bis heute mitnimmt: der Tod ihres Bruders bei einem Einsatz. Während Schnabel sich gegen Ermittlungen in den eigenen Reihen wehrt, befeuert der Verdacht, dass alles mit allem zusammenhängt, die erfahrene Kommissarin.
Als sie bei ihrem Vater in der Vergangenheit gräbt und ihm Vorwürfe macht, weicht er aus. Das komplizierte Vater-Tochter-Verhältnis und die bisher nicht erzählte Geschichte um den Tod ihres Bruders reizten Drehbuchautor Busche. „Solche Leerstellen in der Backstory einer Figur sind immer ein Geschenk, eine Chance, noch tiefer in eine Figur einzutauchen, sie noch besser zu verstehen“, sagt er.
Gelacht wird wenig
„Interne Ermittlung, Leonie, suchst Du nach Ärger“, greift sich ein junger Kollege im Kommissariat an den Kopf. Leonie weiht Karin ein, die zu ihr steht und Alleingänge deckt. Während ihrer Nachforschungen in der betroffenen Wache, in der vor Jahren auch ihr Bruder Dienst tat, stoßen die zwei im Kollegenkreis auf Schweigen und Unwillen.
Die Geschichte spielt im Herbst, bei trübem Wetter, und vollzieht sich über weite Strecken in fadem Licht, überall ist Melancholie, schöne Dresden-Bilder sind rar. Gelacht wird wenig, selbst Schnabel verzichtet weitgehend auf bissige Kommentare und die Suche nach dem Schützen ist eher Mittel zum Zweck, um Licht ins Dunkel zu bringen. In aller Düsternis aber gibt es überraschend doch einen privaten Lichtblick - bevor die Suche nach dem Schützen zum Fiasko gerät. (dpa)