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Neues BuchWürgers neuer Roman ist mehr als eine Liebesgeschichte

Takis Würgers neuer Roman «Für Polina» erscheint am 26. Februar. (Archivbild)

Takis Würgers neuer Roman „Für Polina“ erscheint am 26. Februar. (Archivbild)

Die Wege der Hauptfiguren in «Für Polina» beginnen zusammen und trennen sich dann abrupt für unbestimmte Zeit. Würgers Roman erzählt von Sehnsucht, Verlust und unumstößlicher Liebe - aber nicht nur.

Wenn du eine Melodie wärst, wie würde sie klingen? Und angenommen, du hast keine Antwort darauf, würdest du sie gerne hören? Die Hauptfigur in Takis Würgers Liebesroman „Für Polina“ stellt keine dieser Fragen. Hannes Pragers Musik ist in erster Linie intrinsisch motiviert, sie ist seine Zuflucht und sein Zugang zu sich selbst. Doch es gibt eine Person in seinem Leben, der Hannes schon als Heranwachsender unbedingt ihre Melodie vorspielen will: Polina.

Hannes und Polina kennen sich schon ihr ganzes Leben. Ihre Mütter, Fritzi und Günes, landen nach der Geburt ihrer Kinder im gleichen Mehrbettzimmer. Beide sind jung, beide bekommen im Krankenhaus keinen Besuch und beide wischen wenige Monate später nachts den Boden in einer Netto-Filiale.

Wichtig in Hannes‘ Umfeld wird bald darauf auch ein 60-jähriger Mann, der dem gemeinschaftlichen Leben eigentlich schon abgeschworen hat. Heinrich Hildebrand lebt bereits seit vielen Jahren in einer halb verfallenen Villa mitten im Bissendorfer Moor, als es finanziell eng wird. Notgedrungen beschließt er: ein Untermieter muss her. Kurz darauf ist er nicht nur umgeben von Fritzi und Hannes, die bei ihm einziehen, sondern auch von Günes und Polina, die oft zu Besuch sind.

Figuren feinfühlig entwickelt

In diesem ersten Teil von Würgers 304-seitigem Roman baut der gebürtige Niedersachse seine Figuren behutsam auf: Den kleinen Hannes, der meist in sich gekehrt den Geräuschen im Moor oder Polinas Stimme lauscht – und mit achteinhalb Jahren zum ersten Mal die Tasten eines verstimmten Klaviers drückt. Die neugierige Polina, die unentwegt Fragen stellt und irgendwann beginnt, ihr Lachen hinter ihrer Hand zu verstecken. Und Hildebrand, der den Kindern aus alten Dostojewskis vorliest, weil er dem niedersächsischen Schulkanon ein Korrektiv entgegensetzen will.

Würger macht es einem leicht, seine Figuren ins Herz zu schließen. Seine feinen Beschreibungen des Alltags im Moor wecken Sehnsucht nach Natur. Vor allem aber schafft er es, die Beziehung von Hannes und Polina so liebevoll und feinfühlig aufzuziehen, dass man aus mehreren Gründen mit ihnen leidet, als Fritzi nach einem plötzlichen Unfall stirbt. Das gemeinschaftliche Leben im Moor nimmt damit ein jähes Ende. 

Warum Kitsch den Roman nicht überlagert

Einige Ausgangspunkte der Handlung legen den Verdacht nahe, es könnte sich um einen kitschigen, klischeehaften Roman handeln: Eine Liebe zwischen zweien, die sich als Säuglinge zum ersten Mal begegnen. Ein zu stiller Junge mit feinem Gehör, der seine Sprache am Klavier findet. 

Doch dem Autor gelingt es, dass das beim Lesen nicht stört - wozu Verschiedenes beiträgt. Seine Sprache ist schön, aber nicht überladen. Seine Ausführungen beruhen oft auf detailreichen, feinen Beobachtungen, die viele Bilder im Kopf erzeugen. Dabei lässt der Autor aber immer wieder auch genug Raum für eigene Vorstellungen. 

Hinzu kommt, dass Würgers Roman nicht nur eine Liebesgeschichte ist. Es ist auch ein Buch, dass den Wert von Gemeinschaft hochhält - ob zwischen Mitbewohnern, Freundinnen oder Arbeitskollegen. So sind Hannes und Polina nicht die einzigen Figuren und ihre Liebe nicht die einzige Beziehung, die der Autor einfühlsam schildert. Vielmehr wird etwa auch Hannes' Verbindung zu einem Kollegen - als das Leben im Moor einem großstädtischen gewichen ist - mit viel Wärme und Zärtlichkeit beschrieben. 

Polina ist dementsprechend auch nicht die einzige Person, die Hannes zu einer Melodie inspiriert. Weit entfernt von ihr, baut er auch zu anderen Personen engere Beziehungen auf. Doch vergessen kann er Polina nicht. Auch dann nicht, als er längst keine Ahnung mehr hat, wie es ihr geht und wie er sie erreichen kann. Wird ihm seine Musik dabei helfen, sie wiederzufinden? (dpa)