Neu im KinoZum 150. Geburtstag von Ravel: Film über den „Boléro“

Der französische Komponist Maurice Ravel wurde vor 150 Jahren geboren.

Der französische Komponist Maurice Ravel wurde vor 150 Jahren geboren.

Der «Boléro» von Maurice Ravel fasziniert seit fast einem Jahrhundert. Doch der Komponist selbst fand das Stück gar nicht so gut. Das zeigt ein neuer Kinofilm.

Paris im Jahr 1928. Der Komponist Maurice Ravel erhält von der Tänzerin Ida Rubinstein den Auftrag, eine betörende Musik für ihr nächstes Ballett zu komponieren. Ravel tut sich schwer. Schließlich entsteht aus einem scheinbar zufälligen Einfall sein größtes Werk: der „Boléro“ - 17 Minuten hypnotischer Rhythmus. Am 7. März 2025 wäre Ravel 150 Jahre alt geworden. 

Das Stück zählt zu den bekanntesten Werken der klassischen Musik. Im neuen Kinofilm „Bolero“ widmet sich Anne Fontaine („Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“) der Entstehungsgeschichte dieses Meisterwerks. Dabei verwebt sie Ravels Schaffensprozess mit biografischen Elementen des französischen Musikers. 

Ein Genie in der Krise 

Ravel ringt mit der Komposition des von Ida Rubinstein gewünschten Werks. Spanien liegt im Trend, und die russische Tänzerin und Choreographin – eine Pionierin der Performancekunst – wünscht sich ein leidenschaftliches, sinnliches Ballettstück. Doch die Ideen fließen nicht so mühelos wie erhofft. 

Auf der Suche nach Inspiration reist Ravel nach Amerika, taucht in die Welt des Jazz ein. Zurück in Paris sucht er Anregung im Alltag: im Vogelgesang, im sanften Gleiten eines Satinhandschuhs. Schließlich findet er seine Idee in einer folkloristischen Melodie und dem monotonen Rhythmus von Maschinen.

Perfektionist und Zweifler 

Fontaine beleuchtet nicht nur die Entstehung, sondern lässt auch zentrale Aspekte von Ravels Leben einfließen: seine Zeit als Fahrer im Ersten Weltkrieg – dienstuntauglich wegen seiner geringen Körpergröße –, die enge Bindung zu seiner Mutter und seine komplizierte Beziehung zu Frauen. 

Basierend auf der Biografie des Musikwissenschaftlers Marcel Marnat zeichnet die Regisseurin das Bild eines Perfektionisten und Zweiflers, für den das Werk von all seinen musikalischen Kompositionen dasjenige war, die er am wenigsten mochte. In dem Werk sei keine Musik, sagte er einst. Man würde ihn darin nicht finden. 

Zeitreise ins Paris der 1920er 

Kulissen, Kostüme und künstlerische Inszenierung des Films erwecken das Paris der 1920er Jahre zum Leben. Raphaël Personnaz („Die Prinzessin von Montpensier“) überzeugt als Ravel mit nuancierter, subtiler Darstellung und verleiht dem introvertierten Perfektionisten Authentizität.

Jeanne Balibar („Ich und meine Liebe“) fesselt als charismatische Rubinstein und dominiert mit ihrer Präsenz die Leinwand. Die detailreiche Kameraarbeit fängt die Atmosphäre jener Zeit ein und spiegelt den Kontrast zwischen Ravels innerer Zerrissenheit und der vibrierenden Kunstszene.

Visuelle Immersion und erzählerische Distanz

„Bolero“ beeindruckt mit starken schauspielerischen Leistungen und einer atmosphärischen Inszenierung. Das Drehbuch bleibt stellenweise etwas zu oberflächlich. Die psychologische Tiefe der inneren Zerrissenheit hätte intensiver herausgearbeitet werden können. Trotz kleiner Schwächen ist der Film eine sehenswerte Hommage an einen der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. (dpa)