Gewinner sind Nicole, Sara, Roswitha, Ben, Jonas und Purja allemal bereits. 238,2 Kilo haben sie in 14 Wochen im Abspeck-Camp von „The Biggest Loser“ (SAT.1) auf Naxos ihren übergewichtigen Körpern abgerungen. „Wir sind unglaublich stolz auf euch“, sagte Head-Coach Christine Theiss zu Recht. Aber das reichte den „glorreichen Sechs“ nicht. Jeder wollte ins Finale. Das Problem: Es gab nicht für jeden einen Platz. Und das Drama begann ...

Die letzten Male häufen sich. Das letzte Mal gemeinsam im Gym, das letzte gemeinsame Frühstück. Die letzte – und wichtigste – Challenge am Beach. Das letzte Mal Bauchgrimmen und Herzrasen auf der Waage. Und das letzte Mal Tränen des Frustes oder der Erleichterung. Es wurde viel geweint, denn die letzten Entscheidungen waren hart. Am Ende entschieden 0,16 Prozent Gewichtsabnahme über Finale oder Aus.

Stolze TBL-Coaches: „Ihr seid echte Athleten geworden“

„Ihr seid Athleten geworden!“ Stolz und Respekt klangen in Ramin Abtins Worten, als er seinen Schützlingen beim letzten Training zuschaute. Da sprintete Jonas mit 14 Kilometern pro Stunde auf dem Laufband. Nicole hielt fast drei Minuten am Stück den Plank. Purja machte freiwillig Boxtraining mit Roswitha. „Ich wünschte, jeder würde ins Finale kommen“, meinte Ramin. „Aber ich weiß, dass das nicht so sein wird.“ Die Coaches fieberten mit jedem mit. „Natürlich haben wir eine Bindung. Wir haben jede Sekunde mit jeder Faser unseres Körpers nur für dieses Projekt gelebt“, sagte Christine. Und ihre Schützlinge waren es wert: „Wir hatten dieses Jahr ganz, ganz besondere Kandidaten.“

Das zeigten sie ein letztes Mal. In der ultimativen Abschluss-Challenge stellten sie sich der Herausforderung der „Mutter aller Challenges“ (Ramin), einem vierteiligen Parcours am Beach, den es 14-mal zu absolvieren galt. Für jede Camp-Woche ein Durchgang. Es winkten Gewichtsboni von 1000 bis 200 Gramm, nur der Letzte bekam nichts. „Kein Gewichtsbonus – das kann dich das Finale kosten“, erkannte Sara.

Erst mussten die Kandidaten einen Schlitten durch den Sand ziehen - beladen mit den Kilos, die sie bisher abgenommen hatten, bei Ben zum Beispiel 44,2 Kilo. Dann ab in den Seilgarten. „Logisches Denken ist ja nicht so mein Fall“, erkannte Purja und verhedderte sich prompt. Dann unter einem Gerüst durch krabbeln, dann ab über die Kletterwand - und die stellte sich als Knackpunkt raus.

Weil Ben und Jonas als einzige kein Problem mit der Wand hatten, alle anderen aber schon, kam es schnell zum Stau. Während aber Nicole, Sara und Roswitha ihre Probleme schnell in den Griff bekamen, erlitt Purja „eine Blockade im Hirn“ und hing wimmernd oben auf dem Gerüst fest. Nicht runter, aber schon gar nicht drüber. „Bitte, ich hab voll Angst“, jammerte er. Christine und Ramin investierten 28 lange Minuten, den zuvor siegessicheren „Sultan“ („Ich werde alle rasieren!“) doch noch über das Hindernis zu bringen. Da war’s mit dem Gewinnen längst vorbei. „Selbst wenn ich mich hätte teleportieren können, hätte ich nicht mehr gewonnen“, so der zerknirschte Purja. „Null Bonus – blöd gelaufen.“

Christine tröstete ihn: „Du hast dich selbst besiegt, deine Angst. Das ist der größte Gewinn.“

Jonas kam als Erster ins Ziel, zwei Minuten vor Ben, gefolgt von Nicole. Die lief lachend und gleichzeitig weinend über die Ziellinie, denn sie freute sich auf die bevorstehende Heimreise: „Mama kommt heim“, sagte sie glücklich in Vorfreude auf ihr Söhnchen Niko. Vierter wurde Roswitha, die sich noch 400 Gramm Bonus sicherte. Als Fünfte wankte Sara ins Ziel: „Es war der Horror, ich wusste nicht mehr, was links und rechts ist.“

Am nächsten Morgen hieß es Koffer packen. Da schwang auch viel Wehmut mit. „Ich werde euch nie vergessen“, sagte Purja, „ihr seid Familie für mich geworden.“ Auch Sara schaute mit lachendem und weinendem Auge zurück – und nach vorn: „Die ersten Tage ohne euch werden komisch sein.“ Mit einem Gruppenkuscheln mit selbstbemalten T-Shirts feierten sie den krönenden Abschluss. „Das war eine schöne Metapher für unseren Zusammenhalt“, meinte Nicole.

Aber dann rief die Waage – und alle waren, Freundschaft hin oder her, wieder Konkurrenten.

Waage-Drama: 0,16 Prozent entscheiden über Finaleinzug und Ausscheiden

Was sind 0,16 Prozent Gewichtsabnahme? Ein Hähnchenschlegel? Ein Baklava? Jedenfalls war es eine Bauch-an-Bauch-Entscheidung, die die Grenze zwischen Finalist und Ausscheiden markierte. Es kamen nur drei von sechs Kilo-Kämpfern ins Finale.

Zum Abschluss gab es nochmals geradezu sensationelle Leistungen. Ben nahm 4,9 Kilogramm ab! Damit erzielte er sein drittbestes Ergebnis - und das in der letzten Woche! „Hätt ich im Leben nicht gedacht“, gab Christine zu. Ramin hauchte nur respektvoll: „Du bist eine absolute Maschine.“ Zweitbeste wurde Nicole. Ihre 3,8 Kilo Abnahme war ebenfalls unfassbar. Sie war eh schon das Camp-Leichtgewicht, speckte aber noch mal ordentlich ab - und nurmehr 88,1 Kilo.

Und auf Platz drei schaffte es – auch ohne Gewichtsbonus – Purja. „Der Sultan ist im Finale, damit hätte keiner gerechnet“, freute er sich. Seine 2,7 Kilo bescherten ihm eine prozentuale Gewichtsabnahme von 2,88 Prozent. Und damit eben um 0,16 Prozent mehr als Jonas.

Stolze Kilo-Kämpfer: „Was ich geleistet habe, kann mir keiner nehmen“

Dem nützte sein Ein-Kilo-Bonus am Ende nichts, weil er in der Woche mit „nur“ 2,2 Kilo zu wenig abnahm. Er weinte bitterlich an der Schulter von Ramin. „Einer der schlimmsten Momente. So ein Schlag in die Fresse.“ Es wird noch dauern, aber er sollte sich an das erinnern, was er bei TBL schaffte. Er hat fast 50 Kilo abgenommen! Er wird denken wie Purja: „TBL war die beste Entscheidung meines Lebens.“

Nicht fürs Finale reichte es auch für Sara, trotz minus 3,1 Kilo in der Abschlusswoche, und für Roswitha (minus 1, 8 Kilo). Die Camp-Älteste aus Österreich ging aber erhobenen Hauptes: „Auch wenn’s nicht gereicht hat fürs Finale: Das, was ich hier geleistet habe, das kann mir keiner mehr nehmen. Das bleibt mir.“ Und im Finale gibt's ja ein Wiedersehen. (tsch)