Dschungelcamp 2022Prüfung erstmals komplett abgesagt – eskaliert es jetzt völlig?

Am fünften Tag im RTL-Dschungelcamp standen Linda Nobat und Harald Glööckler am Abgrund: Doch erstmals in 18 Jahren „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ wird eine Prüfung als „zu gefährlich“ ersatzlos gestrichen.

„Das ist hier ja wie beim Topmodel-Casting“, meint Moderator Daniel Hartwich und zieht sich den Hemdkragen etwas enger um den Hals. Ihm, Sonja Zietlow und den Prüflingen Linda Nobat und Harald Glööckler weht starker Wind um die Nase - und das 100 Meter über dem Blyde River Canyon nahe des RTL-Dschungelcamps in Südafrika.

Die Wagemutigen (beziehungsweise Hungrigen) sollen mit Hilfe eines Trampolins über den gähnenden Abgrund in ein vertikal hängendes Netz springen. Eine existenzielle Bedrohung für Modemacher mit Höhenangst.

Dschungelcamp 2022: Filip Pavlović und Tara Tabitha am Liebes-Abgrund

Dennoch hat sich Harald Glööcker bereit erklärt, als Erster zu springen. Doch sowohl der südafrikanische Location Manager als auch Dr. Bob mahnen zur Vorsicht - und nach einigen windumtosten Warteschleifen passiert ein Novum in der Geschichte von „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“

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Noch nie wurde eine Dschungelprüfung abgesagt, allenfalls mal verschoben. Aber angesichts sich biegender Baumäste und einem hin- und her flatternden Fangnetz entscheidet sich das Team (Hartwich: "Kein Fackeln im Sturm!") gegen die Prüfung.

Dennoch gab es zehn Belohnungssterne. Davon profitiert die Runde beim Abendessen: Es gab Rinderlende für die meisten und ordentlich Kidneybohnen für die Veggies Glööckler und Tina Ruland. Ein Festmahl, das nach den ersten durchaus anstrengenden, bisweilen dramatischen Tagen im RTL-Dschungelcamp gerade recht kam.

Die ungewohnte Proteinmenge tut jedoch nicht allen gut. Abgründe tun sich an diesem Tag nicht nur im Canyon auf, sondern auch in den Seelen einiger Campbewohner. Angegriffen ist definitiv das Nervenkostüm von Tara Tabitha: Die zarten Bande, die zwischen ihr und Filip Pavlović entstanden, hängen gewaltig durch. Der „Bachelorette“-Boy möchte sogar „ein paar Gänge zurückschalten"! Sein Grund: „Wir kommunizieren nicht gut genug.“

So entstehen mit Unterstützung von Camp-Coach Glööckler („Mädchen sind komplizierter als Jungs“) Dialoge wie aus der Paartherapie: „Du bestrafst mich mit Ignorieren“, beklagt sich Reality-Sternchen Tara: „Mich triggert das, wenn man mich zurückweist.“ - „Ich war bloß mal 20 Minuten weg“, rechtfertigt sich Filip und fordert Freiraum: „Wir haben hier schon so viel Zeit zusammen verbracht, dass wir uns nicht mehr verstehen. Ich brauche Zeit für mich und will dich nicht weinen sehen.“

Sein abschließender Ratschlag an die aufgewühlte Tara: „Mach dir keinen Kopf, Maus, Diskutieren haben wir doch nicht nötig. Und wenn was ist, rede einfach mit mir!“ Widersprüchlich, aber wirksam: Tara beruhigt sich, Bussi, Ghettofaust, und alles wieder gut.

Dschungelcamp 2022: „Du kannst hier keinem trauen“ – Alles nur Show?

Auch Harald Glööckler kann aufatmen und sich wieder seiner Hauptaufgabe im Camp zuwenden: Würde zu bewahren. Dabei korrespondiert seine spezielle Erscheinung mit geistiger Tiefe.

Dem sich um Interesse bemühenden und gleichzeitig etwas ratlos wirkenden Eric Stehfest („Spiritualität hilft uns, Dinge zu verstehen, die schwer zu erklären sind“) berichtet er von indischen Palmblättern, die Schicksale vorhersagen, und seiner verstorbenen Mutter, die ihm in Pfauenform wiederbegegnet sei. Mag alles sein, ebenso wie die „Tatsache“, dass „wir alle als geistige Wesen hier sind, um körperliche Erfahrungen zu machen“.

Nicht auszuschließen ist allerdings, dass Kandidatinnen wie Anoushka Renzi und Jasmin Herren dies allzu wörtlich nehmen und Gefahr laufen, sich demnächst ganz unspirituell an die Gurgel zu gehen. Ihre sehr irdischen, vorläufig nur verbalen Schlachten nennt Glööckler eine „Comédie Grotesque“. Schöner kann man es wohl nicht sagen. „Ich kann und will mit dieser Schlaftablette nicht umgehen“, so Herren über Renzi: „Die hat immer schön den Hintern gepudert bekommen und absolut kein Sozialverhalten.“

„Ich liebe alle Menschen“, wehrt sich Renzi, „nur kein Proletentum. Solche Menschen interessieren mich nicht, weder privat noch wenn ich mit ihnen eingesperrt bin.“ Darauf Herren wütend: „Was willst du hier, ruf deinen Sch...-Satz und geh' nach Hause!“

Das verleitet Renzi zu einem nicht unbegründeten Verdacht: „Ich habe das Gefühl, hier machen einige die ganze Zeit 'ne Show.“ Wie jetzt: Alles etwa nur für die Kamera? Ist es denn die Möglichkeit! „Du kannst hier keinem trauen“, warnt auch Harald Glööckler.

Die letzte Hoffnung, was Authentizität angeht, ruht somit auf Tara Tabitha. Sie muss am kommenden Tag zur (garantiert stattfindenden) Prüfung antreten: Im wahrsten Sinne des Wortes unter heftigen Zahnschmerzen. (tsch)